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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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wünsche mir, ich könnte darin versinken und verschwinden.
    Kit schweigt. Er muss mich hassen.
    »Ich nehme den Zug.« Ich bin bestrebt, mit meinem Geständnis weiterzumachen, nachdem ich schon mal angefangen habe. »Anfangs bin ich mit dem Auto gefahren, aber dann hat meine Mutter mich gefragt, warum mein Auto zwei Freitage hintereinander nicht in der Auffahrt stand, obwohl ich doch angeblich zu Hause war und arbeitete. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und schließlich habe ich ihr geraten, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.«
    »Das kam bestimmt gut an.« Zu meiner Erleichterung scheint Kit mir nicht böse zu sein.
    »Danach bin ich meistens mit dem Zug gefahren, was doppelt so lange dauert. Es gibt keine Direktverbindung – man muss in King’s Cross umsteigen. Einmal … einmal bin ich erst ganz kurz vor dir nach Hause gekommen. Wir waren beide im Zug um siebzehn Uhr zehn von London nach Rawndesley. Du hast mich nicht gesehen, aber ich habe dich gesehen. Es war die beängstigendste Bahnfahrt meines Lebens. Ich wusste, ich hätte nicht lügen können – wenn du mich entdeckt hättest, wäre ich mit allem herausgeplatzt. Beim Aussteigen in Rawndesley sprachst du in deinen BlackBerry. Ich blieb etwas zurück und wartete, ob du am Bahnsteig stehen bleiben würdest, um das Telefonat zu beenden. Zum Glück für mich hast du das nicht getan. Du bist zum Parkplatz gegangen. Sobald du weg warst, bin ich zum Taxistand gerannt. Ich bin ungefähr zwei Minuten vor dir nach Hause gekommen. Ein anderes Mal –«
    »Connie.« Kit drückt meine Hand. »Zugfahrpläne sind mir egal. Was mir wichtig ist, bist du, und wir, und … die Frage, was das bedeutet. Warum bist du fast jeden Freitag nach Cambridge gefahren? Was machst du da?«
    Ich werfe ihm einen raschen Blick zu und sehe in seinem Gesicht nichts als Unglück und Unverständnis. »Kannst du dir das nicht denken? Ich halte nach dir Ausschau.«
    »Nach mir? Aber ich bin freitags in London. Das weißt du.«
    »Manchmal sitze ich stundenlang auf der Bank, die am Ende des Bentley Grove steht, kurz vor der Trumpington Road, und beobachtete Nummer 11. Ich warte darauf, dass du die Haustür öffnest.«
    »Himmel.« Kit bedeckt das Gesicht mit den Händen. »Dass es schlimm war, wusste ich. Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm ist.«
    »Manchmal stehe ich am anderen Ende der Straße, hinter einem Baum, und warte darauf, dass du vor dem Haus vorfährst. Was du niemals tust. Manchmal wandere ich auch durchs Stadtzentrum, in der Hoffnung, dich mit ihr zu sehen – in einem Café oder wenn ihr gerade aus dem Fitzwilliam Museum kommt.«
    »Mit ihr? Wer ist ›sie‹?«
    »Selina Gane. Ich habe ihren Namen erst heute erfahren, von Sam. Manchmal stehe ich auf dem Parkplatz des Krankenhauses und –« Ich spreche nicht weiter. Selina Gane, Selina Gane … Meine Kehle schnürt sich zusammen, als ich die Verbindung herstelle. Wie ist es möglich, dass ich so lange dafür gebraucht habe? Augenblicklich bereue ich, dass ich Kit vertraut habe, dass ich ihm alles erzählt habe. »Zeig mir deinen Terminkalender«, fordere ich.
    »Was?«
    »Jetzt behaupte nicht, du hättest ihn nicht dabei. Du hast ihn immer dabei.«
    »Ich hatte gar nicht vor, es zu leugnen. Connie, was ist los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    »Gib ihn mir.« Ich strecke die Hand aus.
    Er ist ganz rot im Gesicht, als er seinen Terminkalender aus der Tasche zieht und ihn mir reicht. Ich blättere ihn durch. Ich weiß, dass es im Mai war, doch das genaue Datum will mir nicht einfallen. Da. Ich lege den Kalender aufgeschlagen auf den Tisch, damit wir beide den Beweis sehen können. »13. Mai 2010 – 15.00 Uhr. SG«
    Kit stöhnt. »Das ist deine große Enthüllung? Der Beweis dafür, dass Selina Gane und ich hinter deinem Rücken im Bentley Grove spielen, wir würden zusammenleben? SG steht für Stephan Gilligan, Jurist bei der London Allied Capital. Ich hatte am 13. Mai um fünfzehn Uhr ein Meeting mit ihm, im Londoner Büro. Ruf Joanne Biss an, seine persönliche Assistentin, und frag sie.« Er reicht mir seinen BlackBerry. »Jetzt gleich, damit du sicher sein kannst, dass ich keine Gelegenheit hatte, sie zu bitten, für mich zu lügen.«
    »Du weißt, dass ich niemanden anrufen werde.«
    »Du kannst nicht riskieren, bei einem Irrtum ertappt zu werden, oder?« Kit beugt sich vor und zwingt mich, ihn anzusehen. »Lieber klammerst du dich an deinen Verdächtigungen fest, der

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