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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Fotos der Leichen ins Internet zu stellen. Finden Sie, dass sich das plausibel anhört?«
    »Warum sollten es mehrere Opfer sein? Vielleicht gibt es nur ein einziges Opfer: die Frau, die ich gesehen habe. Und man könnte das über jedes Verbrechen sagen, in diesem ungläubigen Ton: Was, er soll alle seine Opfer in Wannen mit Salzsäure aufgelöst haben? Was, er hat die Leichen junger Männer zerhackt und in seine Gefriertruhe gelegt?«
    »Lesen Sie viele Bücher über wahre Verbrechen?«, erkundigt sich Sam.
    Ich kann nicht anders, ich muss lachen. »Gar keine«, entgegne ich. »Diese Geschichten kennt jeder. Das ist Allgemeinwissen. Was wollten Sie damit andeuten? Dass ich eine morbide, blutrünstige Perverse bin? Was ist, wenn Lorraine Turner die Perverse ist, oder Selina Gane, oder beide? Warum sollte ausgerechnet ich es sein?«
    Weil du diejenige bist, die in einer überfüllten Polizeikantine herumkrakeelt, deshalb, du Idiotin.
    »Ich habe Ihre Frage beantwortet«, sagt Sam ruhig. »Werden Sie jetzt meine beantworten?«
    Woher weiß er, dass ich ihm etwas verschwiegen habe? Weil Kit und ich uns gestritten haben? Er kann unmöglich gehört haben, worum es ging, dazu war er zu weit weg.
    »Ich habe mit Alice Bean gesprochen«, fügt er hinzu.
    Ich versuche, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Alice gehört mir. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie alles ist, was ich habe, der einzige Mensch, bei dem ich mich darauf verlassen kann, dass er es gut mit mir meint. Wie kann er es wagen, in meinem Leben herumzustochern? Warum hat Alice nicht erwähnt, dass Sam mit ihr gesprochen hat?
    »Sie haben mir gesagt, dass Alice Ihnen geraten habe, sich mit Simon Waterhouse in Verbindung zu setzen, aber Sie haben Samstagfrüh gar nicht mit ihr gesprochen, oder? Sie haben ihr nicht erzählt, dass Sie die Leiche einer Frau gesehen haben.«
    »Ich war am Samstagnachmittag noch bei ihr, da habe ich es ihr erzählt.«
    Sam wartet.
    »Es stimmt«, räume ich ein. »Am Samstagmorgen, als ich mit Ihnen sprach, wusste Alice noch nichts davon.«
    »Also muss sie Ihnen wegen einer anderen Sache geraten haben, sich an Simon Waterhouse zu wenden.«
    Ich schweige.
    »Es würde mich sehr interessieren, um was es dabei ging.«
    »Es ist eigentlich keine andere Sache. Ich meine, doch, schon, aber … es gibt eine Verbindung. Bentley Grove 11 ist die Verbindung.« Ich hole tief Luft. »Erinnern Sie sich an den Schnee, den wir im Januar hatten?«
    Sam nickt. »Ich fürchtete bereits, es würde nie wieder aufhören und es wäre der Beginn der neuen Eiszeit, die die Klimaforscher ständig ankündigen.«
    »Am 6. Januar bin ich nach Combingham gefahren, um zehn große Säcke Kohle zu besorgen. Kit liebt echtes Feuer und uns war das Heizmaterial ausgegangen. Er konnte das nicht selbst erledigen, weil er in London war. Wenn Sie jetzt fragen, warum ich nicht einfach zur nächsten Tanke gefahren bin – Kit lässt nicht zu, dass wir die Kohle woanders als bei Gummy in Combingham kaufen. Das ist nicht sein Name, aber alle nennen ihn so. Ich habe ein bisschen Angst vor ihm, und er hat nicht gerade viele Zähne im Mund, aber Kit glaubt nun mal, dass seine Kohle die beste ist. Ich weiß nicht genug darüber, um mich deswegen mit ihm zu streiten, und es ist mir auch egal.«
    Sam lächelt, und das sollte er nicht. Es ist keine fröhliche Geschichte.
    »Ich nahm Kits Wagen, weil der im Schnee besser fährt – er hat Vierradantrieb. Ich war vorher noch nie bei Gummy, jedenfalls nicht allein, und da ich so gut wie keinen Orientierungssinn besitze, bin ich mit Navi gefahren.«
    »Kit war also nicht mit dem Auto in London?«, fragt Sam.
    »Er fährt nie mit dem Wagen. Normalerweise stellt er das Auto in Rawndesley am Bahnhof ab, aber an dem Morgen war es glatt, und nur die Hauptstraßen waren befahrbar. Der Streudienst war noch nicht unterwegs. Kit ist bis zur Rawndesley Road gegangen, eine ganz schöne Strecke, und von da aus ist er mit dem Bus zum Bahnhof gefahren.«
    Ich wünschte, er hätte den Wagen genommen. Ich wünschte, sein Auto, das mir so viel ansprechender und sicherer vorkam, hätte an jenem Tag auf dem Parkplatz am Bahnhof gestanden und nicht vor unserem Haus.
    »Ich kaufte die Kohle. Wahrscheinlich hätte ich auch so wieder nach Hause gefunden, aber ich wollte mich nicht verfahren, also beschloss ich, auf Nummer sicher zu gehen und wieder mit Navi zu fahren. Ich gab ›Heimatort‹ ein.« Ich hole tief Luft. »Das Erste, was mir auffiel,

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