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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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hinterher enttäuscht.«
    »Das liegt daran, dass die Restaurants, in die wir gehen, in Rawndesley liegen. In Cambridge wird das Essen besser sein. Alles wird besser sein.«
    »Dann gehen wir eben nur alle paar Monate ins Restaurant anstatt einmal die Woche. Das Haus ist jedes Opfer wert, das wir bringen müssen, Con. Wir werden uns nicht noch einmal in ein Haus verlieben, nicht so. Ich werde anrufen und noch fünftausend drauflegen.« Fünftausend mehr als der andere Interessent geboten hatte, meinte er – das waren zwanzigtausend Pfund mehr als der ursprüngliche Kaufpreis.
    »Nein.« Ich schnitt Kit den Weg zum Telefon ab. »Ich will nicht, dass das alles noch beängstigender wird, als es sowieso schon ist. Lass uns nach einem preiswerteren Haus suchen, einem, das wir uns leisten können.«
    »Was redest du da?« Kit war böse. »So leicht würdest du Pardoner Lane 17 aufgeben? Ich dachte, du liebst das Haus.«
    »Das tue ich ja auch, aber …« Ich hielt inne, als Kit auf mich zeigte.
    »Dein Gesicht«, sagte er. »Es ist wieder normal.«
    Es stimmte. Es war mir nicht einmal aufgefallen. Ich berührte eine Augenbraue, dann meine Wange. Ich streckte die Zunge heraus. »Vollkommen gerade«, sagte Kit. »Was immer es war, es ist weg. Zwei Sekunden, in denen du denkst, dass du vom Haken bist, und es ist weg.« Er schüttelte den Kopf. »Unglaublich.«
    »Das kann es nicht sein«, protestierte ich. »Auch wenn wir das Haus nicht kaufen – wir ziehen nach Cambridge.«
    »Theoretisch«, sagte Kit. »Die Theorie findest du reizvoll. Aber die Realität – ein Angebot für ein Haus abzugeben, das möglicherweise angenommen wird und wir tatsächlich umziehen könnten – hat dich buchstäblich vor Schreck gelähmt.«
    Ich hatte nichts als Verachtung für die Frau übrig, die er da beschrieb. Der Gedanke, dass ich diese Frau sein sollte, machte mich so wütend, dass ich mir am liebsten die Augen ausgekratzt hätte. »Ruf die Maklerin an«, sagte ich. »Biete zehntausend mehr, und ich schwöre dir, mir wird es gut gehen – ich werde vollkommen in Ordnung sein. Mir wird morgens nicht mehr übel werden, mein Gesicht wird nicht mehr gelähmt sein …«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Kit.
    »Ich habe es so entschieden. All das ist vorbei. Ich bin es leid, so … unvollkommen zu sein. Von jetzt an habe ich einen Willen aus Stahl, und er wird jede Minute jeden Tages damit zubringen, meinem Alter Ego, diesem verängstigten Kind, den Buckel vollzuhauen. Vertrau mir – bald geht’s mir besser.«
    Kit starrte mich lange an. »Schön«, sagte er dann. »Aber ich werde nicht unnötigerweise den Einsatz erhöhen, wenn fünftausend mehr vielleicht auch reichen.« Er rief die Maklerin an, die sagte, sie werde sich melden.
    Am nächsten Tag war ich im Büro, als Kit ganz unerwartet im Geschäft auftauchte. »Warum bist du nicht im Büro?«, wollte ich wissen, und dann schnappte ich nach Luft. »Haben wir es? Haben wir das Haus?« Diesmal war ich mir keiner Furcht bewusst, spürte keinerlei Bedenken. Ich wollte Pardoner Lane 17 schlicht und einfach haben. Ich war aufgeregt, aufgeregter, als ich es je zuvor gewesen war.
    »Der Verkäufer hat unser Angebot akzeptiert«, sagte Kit. Ich versuchte, ihm die Arme um den Hals zu werfen, doch er hinderte mich daran. »Aber ich habe es zurückgezogen«, fügte er hinzu.
    »Was zurückgezogen?« Ich verstand nicht.
    »Das Angebot. Wir ziehen nicht um, Con. Es tut mir leid, aber … wir können nicht umziehen.«
    »Warum nicht?« Tränen brannten in meinen Augen. Nein. Das konnte nicht sein, nicht jetzt. »Hat Deloitte …«
    »Es hat nichts mit Deloitte zu tun. Ich mache mir nur Sorgen, dass du einen Zusammenbruch erleiden könntest, wenn wir das durchziehen.«
    »Kit, es geht mir best–«
    »Es geht dir nicht gut, Con. Letzte Nacht hast du laut im Schlaf geredet.«
    »Nein, das stimmt nicht. Was habe ich gesagt?«
    Er vermied es, mich anzusehen. »Ich weiß, dass dir deine Haare ausfallen, auch wenn du versuchst, es zu verbergen«, sagte er. »Und … da ich weiß, wie deine Eltern zu unserem Umzug stehen, glaube ich nicht, dass wir große Freude daran haben würden. Es ist schwer, mit dem Wissen zu leben, dass man jemanden unglücklich gemacht hat, insbesondere die eigenen Eltern.«
    »Blödsinn!«, zischte ich und beugte mich vor, um die Bürotür zuzuknallen, damit die Kunden nichts mitbekamen. »Nicht ich würde sie unglücklich machen – sie machen sich selbst unglücklich, weil

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