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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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er momentan was am Laufen hatte. Vielleicht gab es da noch eine andere Frau, deren Mann behauptete, ein Gesicht am Berg zu sehen, das sie nicht zu erkennen vermochte, so sehr sie es auch versuchte. Vielleicht hatte sie ihn schließlich in einem spanischen Swimmingpool ertränkt.
    »Die meisten Männer würden Selina Gane wohl attraktiv finden. Schimmerndes blondes Haar, gutes Gesicht, Cello-Figur.«
    »Cello-Figur?«
    »Du weißt schon.« Simon malte Kurven in die Luft.
    Charlie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Allgemein bekannt als ›90–60–90–Figur‹. Sie ist Ende vierzig, sagtest du?«
    »Um den Dreh. Wohlhabend ist sie auch.«
    »Wie alt ist Connie Bowskill?«
    »Vierunddreißig.«
    »Attraktiv? Lieber Himmel, Simon, es ist doch nichts Peinliches daran, zu sagen, ob jemand attraktiv ist oder nicht!«
    »Dünn, dunkelhaarig. Du würdest sie sehr hübsch finden.«
    »Oh, würde ich das, ja? Woher weißt du, dass Selina Gane wohlhabend ist?«
    »Sie sah danach aus. Die Sachen, die sie anhatte, einfach alles. Hat Geld wie Heu, würde ich sagen.«
    »Also, wenn Kit Bowskill was mit beiden hat, ist er echt vielseitig: Eine ist dunkelhaarig, die andere blond, eine ist dünn, die andere kurvig, eine älter, die andere jünger, eine ist wohlhabend, die andere nicht ganz so. Aber vielleicht ist er ja wie Sellers – solange sie eine Frau ist, ist sie sein Typ.«
    »Er hat nichts mit beiden«, sagte Simon. »Ich habe mit ein paar der Nachbarn gesprochen, als ich im Bentley Grove war, und sie gefragt, wer in Nummer 11 so ein- und ausgeht …«
    »Ich nehme an, das hast du in deiner Eigenschaft als Polizist gefragt, obwohl du überhaupt nicht dienstlich unterwegs warst?« Charlie wusste sehr gut, dass Simon irgendwelchen moralischen Maßstäben nicht gestattet hätte, sich ihm in den Weg zu stellen. Ihm war nur wichtig, ob er selbst etwas als richtig oder falsch einschätzte, die allgemeine Meinung zu irgendeinem Thema war für ihn unerheblich. Das war etwas, was er und Charlie gemeinsam hatten: An seiner Stelle hätte sie ihre Position auch ausgenutzt.
    »Ich habe es beim Grundbuchamt überprüft: Bentley Grove 11 ist auf Selina Gane eingetragen – ein Kit Bowskill wird nicht erwähnt. Ich habe beiden unmittelbaren Nachbarn ein Foto von Bowskill gezeigt, das ich von Connie bekommen habe. Der Nachbarin links kam er nicht bekannt vor, sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Die einzigen Leute, die sie je bei Selina Gane gesehen hat, waren Frauen und ein älteres Ehepaar. Der Nachbar von rechts, ein gebeugter Typ, der aussah, als wäre er etwa zweihundert Jahre alt, und den längsten Namen hat, den ich je gehört habe – Professor Sir Basil Lambert-Wall –, sagte dasselbe: viele Frauen, ein Ehepaar mittleren Alters, wie er es beschrieb, aber ich nehme mal an, sie und das ältere Ehepaar der Nachbarin links sind identisch – wahrscheinlich Selina Ganes Eltern. Lambert-Wall warf einen Blick auf das Foto und sagte: ›Natürlich erkenne ich ihn. Er hat meine neue Alarmanlage installiert.‹«
    »Alzheimer?«, fragte Charlie.
    »Glaube ich nicht. Geistig wirkte er so rege wie ein Zwanzigjähriger, auch wenn er sich auf einen Stock stützte, der zweimal so breit war wie er selbst. Ich wollte seine Aussage nicht einfach abtun, nur weil er uralt war, also bin ich zu der Firma hin, Safesound Alarms in der Trumpington …«
    »Und dort hatte noch nie jemand etwas von Kit Bowskill gesehen oder gehört«, fasste Charlie zusammen.
    »Nein.«
    »Also hat der alte Mann sich geirrt.«
    »Er schien sich ganz sicher zu sein.« Simon blieb stur. Er seufzte. »Aber du hast recht. Trotz seines spektakulären Namens muss er sich geirrt haben. Wieso sollte Kit Bowskill auch Alarmanlagen installieren?«
    »Wenn ich so verrückt wäre wie du, könnte ich zu bedenken geben, wenn er ein Doppelleben führt, mit zwei Frauen und zwei Häusern, könnte er auch zwei Berufe haben – Datensystem-Bla-Bla in Silsford, Alarmanlagen-Installateur in Cambridge. Vielleicht gibt es ja bei Safesound Alarms eine starke Anti-Polizei-Kultur, und sie leugnen automatisch alles, wenn die Polizei auftaucht.« Als sie Simons beunruhigtes Stirnrunzeln sah, gab Charlie ihm einen Klaps auf den Arm. »Das war ein Witz. Ich hoffe, du hast Connie Bowskill gesagt, dass ihr Mann sauber ist.«
    »Noch nicht. Ich wollte nicht, dass sie sich falsche Hoffnungen macht. Dass keiner der Nachbarn ihn in Nummer 11 gesehen hat, bedeutet noch lange nicht, dass er nicht da

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