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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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warum. Warum hat er diese ihr unbekannte Adresse in Cambridge als Heimatort in seinem Navi gespeichert?«
    »Blödsinn«, widersprach Charlie. »Gehirne löschen keine Erinnerungen. Und warum ausgerechnet diese Adresse? Deine These einer posttraumatischen Löschung der Erinnerung würde mehr Sinn ergeben, wenn die Adresse, auf die sie im Navi gestoßen ist, Pardoner Lane 17 lauten würde.«
    »Es sei denn, Bentley Grove 11 hat eine ähnlich große Bedeutung für sie«, erwiderte Simon. »Was möglich wäre. Wenn das Trauma groß genug ist, um jede Erinnerung daran zu löschen, dass sie selbst es in das Navi eingegeben hat, könnten dann nicht alle mit diesem Haus verbundenen Erinnerungen gelöscht sein? Dann würde die Adresse ihr gar nichts sagen.«
    Charlie stöhnte. »Ich sag dir, was passiert ist. Der Ehemann, Kit, hat die Adresse eingegeben. Die einfachste Lösung, du weißt schon, so was.«
    Simon hielt eine geschälte Garnele hoch und betrachtete sie. »Ockhams Rasiermesser? Das ist ein Mythos«, erklärte er. »Wenn du an die letzten Jahre unseres Berufslebens zurückdenkst …«
    »Connie Bowskill ist kein Fall, also tu nicht so, als wäre sie einer«, sagte Charlie. »Sie ist dein neuestes abgefucktes Hobby. Und so etwas wie unser Berufsleben gibt es nicht. Ich bin schon seit Jahren nicht mehr bei der Kripo. Neben meinem unbezahlten Job als dein Provider für Realitätsüberprüfungen habe ich noch eine Stelle bei der Polizei.«
    »Also gut, dann eben mein Berufsleben«, sagte Simon ungeduldig. »Nichts, mit dem ich zu tun hatte, war je einfach und unkompliziert. Nichts ist je so, wie es scheint, nichts ist vorhersehbar.« Er seufzte. »Vielleicht ist die einfachste Antwort ja immer die todsichere Lösung, wenn ich gerade nicht in der Nähe bin, aber bei mir hat es damit noch nie geklappt.«
    »Der Ehemann hat in Cambridge studiert. Von ihm stammte 2003 der Vorschlag, dorthinzuziehen, und die Adresse war in seinem Navi gespeichert, in seinem Auto. Ich würde genau dasselbe annehmen wie Connie Bowskill: dass er noch eine zweite Frau haben muss, eine zweite Familie, die im Bentley Grove 11 wohnt –«
    »Hat er nicht.« Simon schnitt ihr das Wort ab. »Ich bin nach Cambridge gefahren und habe kurz dort vorbeigeschaut. Die Eigentümerin des Hauses heißt Selina Gane und ist Ärztin. Ende vierzig, keine Kinder, lebt alleine. Ich habe sie gefragt, ob sie Kit Bowskill kennt. Der Name sagte ihr gar nichts. Sie trug keinen Ehering, also …«
    »Und wann war das?« Charlie schnappte sich die Garnele, die er immer noch in der Hand hielt. »Wann hast du dort kurz vorbeigeschaut? «
    »Vor ein paar Wochen. Ich habe mir ein paar Tage freigenommen.«
    »Und mir hast du gesagt, du wolltest dir einen neuen Anzug und neue Schuhe für die Hochzeit kaufen.«
    »Das habe ich ja auch.«
    »In Cambridge?«
    Er wusste, dass er ertappt worden war.
    »Mir hast du gesagt, du hättest die Sachen bei Remmick’s in Spilling gekauft.«
    »Aber nur, weil ich dir nicht verraten wollte, dass ich in Cambridge war. Du hättest mich gefragt, was ich dort wollte. Alles wäre herausgekommen, und ich wollte es dir damals nicht erzählen. Ich wollte es dir jetzt erzählen.«
    »Ich habe keinen Hunger mehr«, sagte Charlie, als er ihr noch eine Garnele reichen wollte. »Du hast gewartet, um es mir in unseren Flitterwochen zu erzählen?«
    Er nickte. »Ich habe das Ganze geplant – mir die Adresse irgendwo notiert, damit du sie findest, um dann zu leugnen, dass ich es geschrieben hatte … die ganze Sache eben.« Etwa zwei Sekunden versuchte er, einen reumütigen Eindruck zu erwecken, aber als er sah, dass Charlie ein Lachen unterdrückte, lächelte er, und sie merkte ihm an, wie zufrieden er mit sich und der erfolgreichen Inszenierung seiner Rekonstruktionsarbeit war. »Wir waren noch nie zwei Wochen hintereinander alleine«, fuhr er fort. »Ich hatte Angst, dass uns irgendwann der Gesprächsstoff ausgehen könnte.«
    »Vertrau mir, das wird nie passieren. Also – ist sie attraktiv?«
    »Wer? Connie Bowskill oder Selina Gane?«
    »Beide.«
    »Ich weiß nicht. Immer fragst du mich das.«
    »Nein, tue ich nicht«, protestierte sie automatisch.
    »Du wolltest sogar wissen, ob das Berggesicht attraktiv ist. Sieh doch.« Er deutete mit der Hand zum Berg hinüber. »Von hier aus kannst du es doch sicher erkennen, oder?«
    War das wieder eins von seinen komplizierten Spielchen? Vielleicht war Connie Bowskill nicht die einzige Maid in Nöten, mit der

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