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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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aufgepasst hatte, war es unsere Mutter gewesen, die die Idee aufgebracht hatte: »Vielleicht solltet ihr das regelmäßig so machen. Ihr könnt ihn doch jeden Dienstag bei euch übernachten lassen, du und Kit – dann können Fran und Anton mal für sich sein, und ihr habt die Chance, Benji richtig kennenzulernen. Und ihr könnt schon mal für später üben, wenn ihr eigene Kinder habt.« Es spielte keine Rolle, was Fran oder ich wollten, meine Mutter wollte, dass es so gemacht wurde, also wurde es so gemacht.
    Aber das kann nicht der Grund sein, warum Fran mich hierhergebracht hat. »Mir ist es egal«, sage ich. »Ich nehme Benji gerne an jedem Dienstag, an einigen Dienstagen oder an keinem Dienstag – was immer du willst. Ihr entscheidet.«
    Fran schüttelt den Kopf, als gäbe es eine richtige Antwort, und ich hätte gerade danebengelegen. Manchmal habe ich das Gefühl, und zwar zunehmend, als würde ich eine andere Sprache sprechen als der Rest meiner Familie, und die Übersetzung in beide Richtungen fügt einen Schuss Provokation hinzu, eine Patina von Kränkung, die im Original nicht zu finden war.
    »Dieses Haus in Cambridge, Bentley Grove 11 – du willst es nicht kaufen, oder?«
    Warum klingt das so triumphierend, als hätte sie mich bei irgendwas ertappt? Ich mache den Mund auf, um sie daran zu erinnern, dass ich mir ein Haus für 1,2 Millionen nicht leisten kann, aber sie redet bereits weiter: »Du willst es verkaufen .«
    »Was?!«
    »Komm schon, Connie, verarsch mich nicht. Es ist euer Haus. Es gehört euch, dir und Kit. Ihr seid die Eigentümer und wollt es verkaufen.«
    Das gehört zweifellos zu den absurdesten Dingen, die je jemand zu mir gesagt hat. Fast heitert es mich auf. Ich fange an zu lachen, höre aber wieder auf, als ich sehe, dass die Kellnerin mit einem Servierwagen auf uns zusteuert. Als sie Untertassen, Tassen, Teelöffel, Teesieb, Milchkännchen und Zucker auf den Tisch stellt, spüre ich Frans Ungeduld. Sie will eine Antwort.
    »Also?«, fragt sie, als die Kellnerin sich wieder zurückgezogen hat.
    »Das ist das Verrückteste, was ich je gehört habe. Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Lüg mich nicht an, Con. Ich weiß nicht, wie die tote Frau, die mit dem Gesicht nach unten in einer Blutlache liegt, da reinpasst – ich bin mir auch keineswegs sicher, dass du dir das nicht nur ausgedacht hast, obwohl ich nicht verstehe, wieso –«
    »Hältst du mal den Mund und hörst mir zu?«, fahre ich sie an. »Ich habe mir nichts ausgedacht – ich habe das gesehen, was ich euch erzählt habe. Glaubst du etwa, das wäre meine Vorstellung von einem vergnüglichen Vormittag – grundlos stundenlang auf dem Polizeirevier zu sitzen? Es ist mir gleich, ob du mir glaubst oder nicht. Es ist die Wahrheit. Das Haus gehört mir nicht. Es gehört einer Ärztin, sie heißt Selina Gane. Frag doch die Polizei, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Warum hast du dir das Haus dann mitten in der Nacht auf Roundthehouses angesehen, wenn es dir nicht bereits gehört und du es dir nicht leisten kannst, es zu kaufen? Behaupte nicht, du hättest nur ziellos rumgesurft. Es gibt da irgendeine Verbindung zwischen dir und Kit und diesem Haus.«
    »Woher weißt du das?« Verdammt. Habe ich gerade zugegeben, dass sie richtig liegt? Sie scheint es jedenfalls so aufzufassen, wenn ich das triumphierenden Aufblitzen in ihren Augen richtig deute. Warum bin ich bloß keine bessere Lügnerin? »Plötzlich interessiert du dich für Bentley Grove 11«, sage ich bitter. Es ist einfacher, auf Fran wütend zu sein als auf mich. »Am Samstag war es dir noch scheißegal. Ich habe dich gefragt, ob du glaubst, dass ich mir alles nur eingebildet habe, und weißt du noch, was du geantwortet hast? ›Ich weiß nicht. Nicht notwendigerweise. Vielleicht.‹ Und das war’s – das war alles, was du dazu zu sagen hattest. Danach hast du deine Aufmerksamkeit wieder Benjis Abendessen zugewandt.«
    Fran schenkt uns beiden Tee ein. Ich warte darauf, dass sie sich verteidigt, aber sie zuckt nur mit den Achseln. »Was hätte ich denn sagen sollen? Ich wusste nicht, was ich denken sollte – woher soll ich wissen, ob du auf diesem Immobilienportal eine Leiche gesehen hast oder nicht? Ich dachte mir, du hast schon genug mit unseren Eltern zu tun, die sind ja beide auf dich los. Also habe ich mich zurückgehalten.« Sie stellt die Teekanne hin und schaut mich an. »Sobald ich Benji an jenem Abend ins Bett gebracht hatte, habe ich mich bei Roundthehouses

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