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Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Haluin für diese Reise schon bereit sei. Einen dritten Grund hätte er nicht vermutet, aber er fühlte sich, während er zuhörte, nicht wohl in seiner Haut.
    »Ich darf und will Euch nicht zurückhalten«, sagte der Abt, »und Ihr müßt tun, was Eurem Seelenfrieden dient. Ich glaube aber, daß Eure Bitte zu früh kommt. Ihr habt gewiß noch nicht Eure Kraft zurückgewonnen, und so gut es uns auch in den letzten Wochen ging, der Frühling hat noch nicht begonnen. Es kann immer noch ein schlimmer Frost kommen. Bedenkt nur, wie nahe Ihr noch vor kurzer Zeit dem Tode wart. Erspart Euch diese Belastung, bis Ihr besser in der Lage seid, sie zu ertragen.«
    »Vater«, widersprach Haluin hitzig, »gerade weil ich dem Tod so nahe war, darf ich nicht zögern. Was ist, wenn der Tod noch einmal die Hand nach mir ausstreckt, bevor ich für meine Sünde Buße getan habe? Ich habe gesehen, wie er im Nu und in Windeseile Hand an einen Mann legen kann, ich bin gewarnt.
    Ich muß darauf hören. Wenn ich sterbe, während ich die Buße tue, die für mich angemessen ist, dann werde ich mein Ende als passend und richtig empfinden. Aber zu sterben, ohne gebüßt zu haben, ist mir eine schreckliche Aussicht.
    Ehrwürdiger Vater«, sagte er, und sein Geist flackerte auf wie ein geschürtes Feuer, »ich habe sie wirklich geliebt, ich liebte sie und wollte sie heiraten, und ich hätte sie mein Leben lang geliebt. Und ich habe sie getötet. Ich habe meine Sünden viel zu lange verschwiegen, und nun, da ich sie gebeichtet habe, will ich endlich Wiedergutmachung leisten.«
    »Habt Ihr auch an die vielen Meilen gedacht, die Ihr gehen und zurückkehren müßt? Oder wollt Ihr reiten?«
    Haluin schüttelte heftig den Kopf. »Vater, ich habe schon in meinem Herzen geschworen, und ich werde den Schwur vor dem Altar wiederholen, daß ich zu Fuß zu dem Ort gehe, an dem sie begraben liegt, und daß ich zu Fuß zurückkehren werde – auf diesen Füßen, mit denen ich auf die Erde kam und die mich zwangen, mich meiner nicht gebeichteten Vergehen zu erinnern. Ich kann gehen, ich habe gelernt zu gehen wie die unschuldigen Lahmen. Warum sollte ich nicht, wenn ich doch eine solche Schuld auf mich genommen habe, auch die Mühen auf mich nehmen? Ich kann es ertragen, Bruder Cadfael weiß es.«
    Bruder Cadfael war alles andere als erbaut darüber, als Zeuge hinzugerufen zu werden, und er war nicht glücklich, etwas sagen zu müssen, was das besessene Unternehmen noch fördern konnte. Andererseits war aber auch kein wirklicher Seelenfrieden in Sicht, solange der gequälte Mann nicht für seine Sünden gebüßt hatte.
    »Ich weiß, daß er den Willen und den Mut hat«, erklärte er.
    »Ob er auch die Kraft hat, das ist eine andere Frage. Und ob er das Recht hat, seinen Körper zu zwingen, bis er stirbt, um seine Seele zu läutern, das ist eine Frage, über die ich mir kein Urteil erlauben will.«
    Radulfus dachte eine Weile in düsterem Schweigen nach. Er betrachtete den Bittsteller lange und prüfend, und wäre etwas Falsches oder Überhebliches in der Bitte gewesen, dann wäre Haluin unsicher geworden und hätte den Blick gesenkt. Doch Haluins große, aufrichtige Augen hielten dem Blick des Abtes stand.
    »Nun, ich muß Euren Wunsch, Buße zu tun, anerkennen, so spät er auch kommt«, sagte der Abt schließlich, »und ich verstehe, daß die jahrelange Verzögerung Eurem Seelenfrieden nicht gedient hat. Geht also und versucht es.
    Aber ich lasse Euch nicht allein gehen. Jemand muß bei Euch sein, der Euch helfen kann, wenn Ihr strauchelt, und wenn es dazu kommen sollte, dann müßt Ihr ihm erlauben, alles zu tun, was Eurer Sicherheit dient. Wenn Ihr die Reise gut übersteht, braucht er nichts zu tun, was Euren Opfergang irgendwie entwerten könnte, doch wenn Ihr auf dem Weg zu Fall kommt, wird er als mein Abgesandter neben Euch stehen, dem Ihr gehorchen müßt, wie Ihr mir gehorcht.«
    »Aber, Ehrwürdiger Vater«, protestierte Haluin voller Sorge, »meine Sünde ist allein meine Sache, und ich habe die heilige Beichte abgelegt. Wie könnte ich einen anderen Mann so nahe an mich heranlassen, ohne meinerseits das Siegel der Verschwiegenheit zu brechen? Es wäre ein Vergehen, das nur Verwunderung und Fragen über meinen Bußgang erzeugen würde.«
    »Ihr sollt einen Gefährten bekommen, der sich nicht wundert und der keine Fragen stellt«, erwiderte Abt Radulfus, »da er bereits von Euch selbst eingeweiht wurde. Bruder Cadfael soll mit Euch gehen. Seine

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