Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Küche kommen. Sie hatte ihren Mantel angezogen, und ich sagte zu ihr, daß wir an diesem Abend viel zu tun hätten und sie vermissen würden, und sie meinte, sie wäre zurück, wenn man sie brauchte. Es wurde da gerade erst dunkel, und ich wußte ja nicht, daß sie so lange ausbleiben wollte.«
    »Hast du sie nicht gefragt, wohin sie wollte?«
    »Das habe ich«, sagte das Mädchen, »aber sie sagt ja nie etwas über ihre eigenen Angelegenheiten, und ich hätte mir denken können, daß sie, wenn überhaupt, nur eine mürrische Antwort geben würde. Sie meinte, sie wollte eine Katze holen«, sagte Madlyn verwundert und unschuldig, »und zu den Tauben setzen.«
    Auch wenn es ihr nichts sagte, für Cenred und seine Frau, die den Ausspruch sicher nicht zum ersten Mal hörten, hatte es eine Bedeutung. Emma blickte erschrocken ihren Mann an, der sofort aufgesprungen war. Den Blick, den sie wechselten, konnte Cadfael lesen, als hätte er ihre Worte in seinen Ohren gehört. Er hatte genug Hinweise bekommen, um zu verstehen, was hier vor sich ging. Edgytha hatte beide aufgezogen und gehegt, sie hatte sie wie ihre eigenen Kinder geliebt und unter der Trennung gelitten, was auch immer Kirche und Blutsbande sagten, und diese Trauung hätte die Trennung endgültig gemacht. Sie wollte Hilfe holen, um im letzten Augenblick noch zu verhindern, was sie bedauerte. Sie wollte Roscelin sagen, was hinter seinem Rücken geschah. Sie war nach Elford gegangen.
    Kein Wort wurde hier, vor Jean de Perronet, laut gesprochen.
    Der junge Mann stand jetzt neben Cenred, blickte verwirrt und mitfühlend von einem Gesicht zum anderen und wunderte sich über das häusliche Problem, das nicht das seine war. Eine alte Dienerin verschwand am Abend, die Nacht kam, und der Schnee fiel. Also mußte man suchen. Er machte unschuldig einen Vorschlag und füllte ein Schweigen, das ihn durchaus hätte mißtrauisch machen können.
    »Sollten wir sie nicht suchen, wenn sie schon so lange fort ist? Des Nachts sind die Straßen nicht immer sicher, und eine Frau, die sich allein hinauswagt...«
    Die Ablenkung kam wie ein Segen. Cenred griff den Gedanken dankbar auf. »Das werden wir. Ich will einen Trupp auf dem wahrscheinlichsten Weg ausschicken. Vielleicht wurde sie nur vom Schnee aufgehalten, nachdem sie im Dorf einen Besuch gemacht hat. Aber macht Euch deshalb keine Sorgen, Jean. Ich wünsche nicht, daß Euer Aufenthalt hier irgendwie gestört wird. Überlaßt die Sac he meinen Männern, wir haben genug zur Verfügung. Und ich kann Euch versichern, daß sie nicht weit entfernt ist. Wir werden sie bald finden und wohlbehalten wieder nach Hause bringen.«
    »Ich würde Euch gern begleiten«, bot de Perronet an.
    »Nein, nein, das kann ich nicht zulassen. Laßt hier nur alles geschehen wie geplant, nichts soll den feierlichen Anlaß stören.
    Benutzt mein Haus wie das Eure und schlaft ruhigen Gewissens, denn morgen wird die kleine Aufregung schon vorbei und vergessen sein.«
    Es war nicht schwer, den hilfsbereiten Gast von seinem großzügigen Angebot abzubringen, das er möglicherweise ohnehin nur als höfliche Geste vorgebracht hatte. Was im Haus eines Mannes geschieht, geht nur ihn selbst etwas an und sollte ihm deshalb auch selbst überlassen bleiben. Es ist höflich, Hilfe anzubieten, aber klug, im richtigen Augenblick nachzugeben. Cenred wußte ganz genau, wohin Edgytha gegangen war, und es gab keinen Zweifel, auf welcher Straße man nach ihr suchen mußte. Allerdings mußte man sich allmählich wirklich Sorgen machen, denn in vier Stunden konnte sie selbst im Schnee Elford erreichen und zurückkehren.
    Cenred erhob sich vom Tisch und befahl seinen Männern, sich an der Tür der Halle zu versammeln. Freundlich wünschte er de Perronet eine gute Nacht, und de Perronet faßte dies als Entlassung aus der häuslichen Konferenz auf. Dann gab er denen seiner Diener, die sich auf die Suche begeben sollten –
    es waren sechs junge und kräftige Männer und sein Verwalter –
    , klare Anweisungen mit auf den Weg.
    »Was sollen wir nun tun?« fragte Bruder Haluin halblaut, der mit Cadfael etwas abseits stand.
    »Ihr«, sagte Cadfael, »müßt ins Bett, wie es jeder vernünftige Mann jetzt tun würde, und Ihr sollt schlafen, wenn Ihr könnt.
    Und ein oder zwei Gebete können auch nicht schaden. Ich werde sie begleiten.«
    »Auf dem kürzesten Weg nach Elford«, sagte Haluin schwer.
    »Um eine Katze zu finden, die zwischen die Tauben gesetzt wird. Natürlich, wohin

Weitere Kostenlose Bücher