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Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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willigte sie nicht ein, sondern nahm lieber den Schleier.«
    »Hat Helisende nicht auch einmal über diese Möglichkeit nachgedacht?« fragte Cadfael.
    »Um Himmels willen, nein! So ist mein Mädchen nicht. Für die, denen es liegt, mag es ein Segen sein, aber die, die hineingedrängt werden, müssen die Hölle auf Erden ertragen.
    Verzeiht mir, Brüder! Ihr wißt um Eure eigenen Berufungen und zweifellos legtet Ihr aus den allerbesten Gründen die Kutte an, aber Helisende... nein, das würde ich ihr wirklich nicht wünschen. Da ist dieser Perronet noch besser, auch wenn er der Zweitbeste ist.« Sie hatte begonnen, die Teller und das Geschirr einzusammeln, nachdem sie gegessen hatten, und nahm den Krug, um ihre Becher nachzufüllen. »Wie ich hörte, wart Ihr auch in Elford und habt Roscelin dort gesehen.«
    »Ja«, bestätigte Cadfael, »wir haben erst gestern Elford verlassen. Wie es der Zufall wollte, konnten wir sogar kurz mit dem jungen Mann sprechen, aber wir erfuhren erst heute morgen, daß er hier aus Vivers stammt.«
    »Wie hat er ausgesehen?« fragte sie sehnsüchtig. »Geht es ihm gut? Oder war er niedergeschlagen? Ich habe ihn seit einem Monat oder länger nicht mehr gesehen, und ich weiß, wie schlimm er es aufnahm, daß er fortgeschickt wurde wie ein Diener, der sich etwas hat zuschulden kommen lassen, wo er doch keinen Fehler begangen hat oder sich dessen jedenfalls nicht bewußt war. Ein guter Junge, wirklich! Was hat er Euch gesagt?«
    »Nun, er war jedenfalls bei bester Gesundheit«, berichtete Cadfael vorsichtig, »und guter Dinge, wenn man seine Lage bedenkt. Er beklagte sich über seine Verbannung und schien unzufrieden. Natürlich verriet er nichts über die Umstände, da wir Fremde waren und ihn nicht kannten, und ich glaube, er hätte auch sonst zu niemand etwas gesagt, der nichts mit der Sache zu tun hat. Er meinte, er habe sein Wort gegeben, dem Befehl seines Vaters zu folgen und die Erlaubnis abzuwarten, ehe er wieder heimkommt.«
    »Aber er weiß nicht«, sagte sie in einer Mischung aus Wut und Hilflosigkeit, »was hier geplant wird. Oh, er wird die Erlaubnis bekommen, nach Hause zurückzukehren, sobald Helisende das Haus verlassen hat und weit im Süden auf dem Weg zum Anwesen ihres jungen Mannes ist. Was wird das für eine Heimkehr für den armen Jungen! Eine Schande, ihn so zu hintergehen!«
    »Sie glauben, es sei das Beste für ihn«, meinte Haluin bleich und bewegt. »Auch in seinem Sinne. Es fällt allen nicht leicht.
    Wenn sie einen Fehler begehen, indem sie diese Eheschließung vor ihm geheimhalten, dann wird man ihnen sicher verzeihen.«
    »Es gibt welche«, meinte Edgytha düster, »denen wird nie verziehen.« Sie nahm ihr Holztablett, und die Schlüssel an ihrem Gürtel klimperten leise, als sie zur Tür ging. »Ich wünschte, man hätte aufrichtig sein können. Ich wünschte, man hätte es ihm gesagt. Ob er sie haben konnte oder nicht, er hat das Recht, es zu erfahren und seinen Segen zu geben oder nicht. Wie kam es, daß Ihr mit ihm zu tun hattet und nur die Hälfte seines Namens hörtet?«
    »Die Herrin dort erwähnte seinen Namen«, sagte Cadfael, »als de Clary von einem Ausritt heimkam. Der junge Mann begleitete ihn. Roscelin, so nannte sie ihn. Erst später sprachen wir mit ihm selbst. Er sah, daß mein Freund hier nach einer Nacht auf den Knien noch steif war und kam herbei, um ihn zu stützen.«
    »So ist er!« sagte sie voller Wärme. »Jedem hilft er, der in Not ist. Die Herrin, sagt Ihr? Audemars Frau?«
    »Nein, wir wollten auch nicht zu ihm selbst, und seine Frau haben wir nie gesehen. Nein, es war seine Mutter, Adelais de Clary.«
    Das Geschirr klapperte einen Augenblick auf Edgythas Tablett. Vorsichtig balancierte sie es auf einer Hand, während sie die Türe öffnete. »Sie ist dort? In Elford?«
    »Ja. Oder sie war es noch, als wir gestern aufbrachen, und bei dem Schneefall, der kurz darauf begann, wird sie immer noch dort sein.«
    »Sie kommt nur selten her«, meinte Edgytha achselzuckend.
    »Man sagt, sie und die Frau seines Sohnes stehen nicht auf gutem Fuße. Das ist aber auch nicht ungewöhnlich, und so bleiben sie einander fern.« Sie stieß mit dem Ellbogen gewandt die Türe auf und bugsierte das große Tablett hindurch. »Hört Ihr die Pferde draußen? Das wird sicher Jean de Perronet mit seinen Begleitern sein.«
    Nichts Heimliches oder Verstohlenes war an Jean de Perronets Eintreffen, allerdings auch nichts Zeremonielles. Er kam mit einem Leibdiener

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