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Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Vivers geschickt. Äußerst treu und Euch ergeben, wahrte sie Euer Geheimnis und vollstreckte in all den Jahren Eure Rache. Und Ihr vertrautet darauf, daß sie das Geheimnis ins Grab nehmen würde. So war für Euch alles in Ordnung, bis Roscelin und Helisende aufwuchsen und sich nicht mehr nur als Spielgefährten, sondern als Mann und Frau zu lieben begannen. Sie wußten und vergaßen dennoch, daß die Kirche und die Welt eine solche Liebe als falsch, sündhaft und verboten betrachten würde. Als das Geheimnis zur Barriere zwischen ihnen wurde, wo keine Barriere hätte sein müssen, als Roscelin nach Elford verbannt wurde und durch Helisendes Heirat mit de Perronet eine endgültige Trennung drohte, konnte Edgytha es nicht länger ertragen. Sie kam des Nachts zu Euch gelaufen – nicht zu Roscelin, sondern zu Euch! Und bat Euch, endlich die Wahrheit zu sagen oder ihr die Erlaubnis zu geben, sie für Euch zu erzählen.«
    »Ich habe mich gefragt«, warf Adelais ein, »woher sie wußte, daß ich hier in der Nähe war.«
    »Sie wußte es, weil ich es ihr gesagt hatte. Unwissentlich schickte ich sie selbst in die Nacht hinaus, um Euch zu bitten, die Schatten von den beiden unschuldigen Kindern zu nehmen.
    Es war ein Zufall, daß ich unser Treffen hier in Elford erwähnte.
    Ich habe sie zu Euch und damit in den Tod geschickt, genau wie Haluin Euch veranlaßte, in aller Eile herzukommen, um ihn von gefährlichen Entdeckungen abzuhalten. Wir waren die Instrumente Eures Tuns, die Euch stets nur Gutes wünschten.
    Nun aber solltet Ihr bedenken, ob Eure Seele noch zu retten ist.«
    »Fahrt fort!« sagte sie rauh. »Ihr seid noch nicht fertig.«
    »Nein, noch nicht. Edgytha flehte Euch an, endlich die Wahrheit zu sagen. Und Ihr wart nicht bereit! Ihr habt sie verzweifelt nach Vivers zurückgehen lassen. Was ihr dann unterwegs zustieß, wißt Ihr bereits.«
    Sie leugnete es nicht. Ihr Gesicht war bleich und verschlossen, doch ihr Blick schwankte nicht.
    »Hätte sie auch gegen Euren Willen die Wahrheit gesagt?
    Wir werden die Antwort darauf nie erfahren. Aber jemand, der Euch ebenso ergeben war, hörte genug, um zu verstehen, in welcher Gefahr Ihr schwebtet. Jemand fürchtete sie, folgte ihr und brachte sie zum Schweigen. Oh, nein, nicht Ihr selbst! Ihr hattet andere Werkzeuge dafür. Aber habt Ihr ein entsprechendes Wort verlauten lassen?«
    »Nein!« sagte Adelais. »Das habe ich nicht! Es sei denn, mein Gesicht sprach für mich. Und wenn, dann hätte es gelogen. Ich hätte ihr nie etwas antun können.«
    »Das will ich Euch glauben. Aber welcher der beiden folgte ihr? Der Vater wie der Sohn, beide würden für Euch ohne Murren sterben, und ohne Frage hat einer der beiden für Euch getötet. Nun sind sie fort. Zurück nach Hales? Nein, das bezweifle ich, das wäre nicht weit genug. Wie weit ist das entfernteste Anwesen Eures Sohnes entfernt?«
    »Ihr würdet sie nicht finden«, sagte Adelais bestimmt. »Ich weiß nicht, wer von den beiden das tat, was ich vielleicht hätte verhindern können, aber ich stopfte ihnen den Mund, als sie reden wollten. Was hätte es genützt? Die Schuld liegt allein bei mir, und ich will niemand sonst hineinziehen. Ja, ich habe sie fortgeschickt, sie sollen nicht meine Schulden bezahlen müssen. Edgytha in aller Ehre zu bestatten, ist eine schlechte Wiedergutmachung. Beichte, Buße, vielleicht sogar die Absolution können einer Toten nicht das Leben zurückgeben.«
    »Eine Wiedergutmachung gibt es noch«, sagte Cadfael. »Ich glaube außerdem, daß Euch all die Jahre nicht weniger teuer zu stehen kamen als Haluin. Vergeßt nicht, daß ich Euer Gesicht sah, als er mit seinem zerstörten Körper eintrat. Ich hörte Eure Stimme, als Ihr rieft! ›Was hat man Euch nur angetan?‹ Alles, was Ihr ihm angetan habt, habt Ihr auch Euch selbst angetan, und sobald es geschehen war, konnte es nicht zurückgenommen werden. Nun könnt Ihr Euch davon befreien, wenn Ihr Euch ausliefert.«
    »Fahrt fort«, sagte Adelais, obwohl sie genau wußte, was kommen würde. Er sah es an der Fassung, die sie die ganze Zeit über nicht verloren hatte. Sicher hatte sie in diesem halbdunklen Raum nur darauf gewartet, daß der Finger Gottes endlich auf sie zeigte.
    »Helisende ist nicht Edrics Tochter, sondern Haluins Kind.
    Nichts steht ihr im Wege, wenn sie Roscelin heiraten will. Ob die Ehe zwischen den beiden gut verlaufen würde, ist eine andere Frage, aber wenigstens muß der Schatten der Geschwisterliebe von ihnen genommen

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