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Das Fuenfte Evangelium

Das Fuenfte Evangelium

Titel: Das Fuenfte Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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gegenüberstehe, gab Monsignore Pasquale zu verstehen, daß Seine Heiligkeit die Informationen aus dem Munde des Herrn Kardinalstaatssekretärs mit großer Bestürzung und ebensolcher Demut entgegengenommen habe, was bei seinem angegriffenen Gesundheitszustand äußerst bedenklich sei. Seine Heiligkeit verweigere seit geraumer Zeit jede Nahrungsaufnahme, und der Leibarzt sei zu künstlicher Ernährung mittels Infusionen übergegangen. Er spreche nur noch selten und wenn, dann ganz leise, wie sich die Herren in den letzten Tagen hätten selbst überzeugen können. Sein psychischer Zustand müsse als depressiv bezeichnet werden. In dieser depressiven Haltung habe seine Heiligkeit den Entschluß gefaßt, ein Konzil einzuberufen …
    Vilosevic hüstelte nervös.
    Berlinger sprang auf. Er starrte Pasquale an, als habe dieser soeben eine furchtbare Eröffnung gemacht, dann wandte er sich dem Kardinalstaatssekretär zu und fragte leise: »Eminenza, haben Sie das gewußt?«
    Felici nickte stumm und blickte verlegen zur Seite.
    Da polterte Berlinger los, und seine unangenehme Stimme hallte gellend durch den Raum: »Vermutlich wissen bereits alle davon, die Wächter in den Vatikanischen Museen, die Küster von San Pietro und die Volontäre beim ›Osservatore Romano‹, nur dem Leiter des Heiligen Offiziums ist davon nichts bekannt.«
    »Es ist noch keineswegs offiziell«, versuchte Felici den Kardinal zu beschwichtigen, »ich selbst habe es auch nur in einem vertraulichen Gespräch mit Seiner Heiligkeit erfahren.«
6
    B erlinger lümmelte auf seinem Stuhl, stützte den rechten Ellenbogen auf dem Tisch auf und preßte die geballte Faust gegen die Stirn. In seinem Hirn ging alles durcheinander, doch das vorherrschende Gefühl war Wut. Er hätte erwartet, daß er in einer Situation wie dieser, die unmittelbar in seinem Einflußbereich lag, als erster von dem Vorhaben des Papstes informiert worden wäre, er und nicht der Kardinalstaatssekretär.
    Minutenlang flackerten seine Gedanken um dieses Problem, und auch die anderen Anwesenden wagten nicht, den schmerzhaften Zorn Berlingers zu stören. Endlich unterbrach dieser die lähmende Stille, nachdem er sich die Augen mit dem Ballen seiner rechten Hand ausgewischt hatte: »Und was ist das Ziel dieses Konzils?« Er sah Felici herausfordernd an, als wollte er sagen: Du kennst doch sicher die Antwort, mit dir hat Seine Heiligkeit gewiß darüber gesprochen.
    Felici blickte unsicher in die Runde, ob ihm niemand die Antwort abnehmen könne, aber von den anderen zeigte keiner eine Reaktion, so daß der Kardinal antwortete: »Darüber wurde nicht gesprochen; aber wenn Seine Heiligkeit angesichts der Lage ein Konzil einberuft, dann …« Er stockte.
    »Dann?« hakte Berlinger nach. Alle Augen richteten sich auf Felici.
    »Dann kann es sich nur um ein Konzil handeln, das die Auflösung der heiligen Mutter Kirche zum Ziel hat.«
    »Miserere nobis .«
    »Luzifer!«
    » Penitentiam agite!«
    » Fuge , Idiot!«
    »Ketzer!«
    »Gott sei uns armen Sündern gnädig!«
    Wie ein Käfig voller Narren brüllten Kardinäle und Monsignori durcheinander, erkannten, angesichts des drohenden Endes, weder Freund noch Feind, schrien nur und beschimpften sich gegenseitig auf unflätigste Weise, ohne erkennbaren Grund.
    Der Grund lag in ihren Seelen verborgen und in ihrem Verstand, der dieser Eröffnung und den zu erwartenden Folgen einfach nicht gewachsen war. Ihre Welt, in der sie hervorragende Plätze einnahmen, drohte zu zerbrechen. Nicht einmal ein Heiliger war einer solchen Situation gewachsen, geschweige denn ein Monsignore.
    Allmählich verebbte das Geschrei, das eher einer Kneipe in Trastevere angemessen gewesen wäre als dem Heiligen Offizium, und einer nach dem anderen fand den Verstand wieder. Sie schämten sich wohl voreinander, und keiner wagte, das Gespräch wieder aufzunehmen, obwohl es viel zu sagen gegeben hätte im Angesicht der Niederlage. Aber wenn die Zeiten schlecht waren für die Kirche, gab es im Vatikan immer mehr Feinde als Diener Gottes.
    »Vielleicht«, begann einer der Monsignori aus der Begleitung Berlingers, »vielleicht hat uns der Herr diese Prüfung auferlegt, vielleicht hat er es so gewollt, wie er verraten werden wollte in Gethsemane. Vielleicht will er uns strafen für unsere Hoffart.«
    Der Kardinal fiel ihm ins Wort: »Ach was, Hoffart! Dummes Gerede. Ich kenne keine Hoffart und Felici nicht und nicht Agostini.«
    Der Monsignore schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht

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