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Das Fuenfte Evangelium

Das Fuenfte Evangelium

Titel: Das Fuenfte Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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können, wenn er sie aus dem Netzwerk unseliger Verstrickungen befreite.
    All ihre Hoffnungen ruhten nun auf dem unscheinbaren Schlüssel eines Hilton-Hotels in Paris. Es gibt drei von dieser Gruppe. Das Airport Hilton in Orly erwies sich als Fehlanzeige. Ebenso das Hotel France et Choiseul in der Rue St. Honore, wo man ihnen nach Vorzeigen des Zimmerschlüssels mit deutlichem Mißtrauen begegnete, aber dennoch die Auskunft gab, ein Professor Marc Vossius habe in diesem Hotel nicht logiert, jedenfalls nicht in den vergangenen drei Monaten und nicht unter diesem Namen.
    Blieb das Paris Hilton in der Avenue de Suffren, nicht weit vom Eiffelturm entfernt. Aus den Erfahrungen der vorangegangenen Recherchen schien es Anne und Adrian ratsam, nicht an der Rezeption vorzusprechen, sondern beim Hotelmanager, einem vornehmen Elsässer, der sehr gut deutsch sprach und dem sie erzählten, Vossius, Annes Onkel, sei in St. Vincent de Paul unerwartet gestorben und in seinem Nachlaß habe sich dieser Schlüssel gefunden, vermutlich habe er in dem Hotel Gepäck zurückgelassen.
    Die Geschichte klang glaubhaft, und Wurtz, so hieß der Manager, verschwand für einen Augenblick hinter einer undurchsichtigen Glastür, kehrte mit einer Karte zurück und erklärte, es seien noch drei Tage Logis für Monsieur Vossius offen. Nach Begleichen der Rechnung würde ihnen das Gepäck des Monsieur, ein Koffer und eine Tasche, ausgehändigt, Madame möge hier unterschreiben.
    Kleiber stellte einen Scheck aus, und der Portier übergab ihnen das Gepäck. Mit neuen Hoffnungen fuhren sie in Adrians Mercedes zu seiner Wohnung in der Avenue de Verdun.
7
    W elche Vermutung die beiden gehabt haben mochten, das Gepäck des Professors könnte sie auf eine neue, entscheidende Spur bringen, das wußten sie in diesem Augenblick wohl selbst nicht; aber Adrian handelte nach einem alten Grundsatz unter Journalisten, alle nur möglichen Informationen, auch solche, die zunächst sinnlos erscheinen, zusammenzutragen, denn sie könnten für einen späteren Erkenntnisstand von Bedeutung sein.
    In diesem Fall brauchten beide gar nicht auf spätere Erkenntnisse zu warten. Zwar enthielt der Koffer nur Wäsche und Kleidungsstücke, doch in der Tasche befand sich neben einigen Büchern und Karten (besonders auffällig: eine äußerst genaue Karte von Nordgriechenland und eine nicht weniger präzise von Mittelägypten) eine Mappe mit Kopien alter Schriften, jener nicht unähnlich, von der Anne Kopien besaß.
    Die aufregendste Entdeckung in dieser Mappe war jedoch ein flüchtig versiegelter, großformatiger Umschlag. Anne reichte ihn Kleiber zur Begutachtung. Der sah Anne an und hob die Schultern.
    »Aufmachen!« sagte Anne nervös.
    Adrian riß den Umschlag auf und zog ein braunes, brüchiges, in zwei durchsichtige Folien gebettetes Etwas hervor. Anne erkannte es sofort. »Das ist es!« rief sie in höchster Erregung.
    »Was?« fragte Kleiber ungehalten. »Was ist es?«
    »Das Original! Das ist das Pergament, für das mir dieser Thales in Berlin eine Dreiviertelmillion geboten hat!«
    »Für dieses alte Stück Papier?«
    »Für dieses – wie du dich auszudrücken pflegst – alte Stück Papier. Ich bin ganz sicher.«
    Anne und Adrian sahen sich an, und es schien, als dächten beide das gleiche: Wenn es sich bei diesem Stück Pergament um das vielgefragte Dokument handelte, dann mußte es entweder vor Guidos Tod Kontakte zwischen ihm und Vossius gegeben haben, oder aber Vossius war es gelungen, sich nach dem verhängnisvollen Unfall in den Besitz des Pergaments zu bringen. Und natürlich stellte sich damit auch die Frage: Hatte Vossius mit offenen Karten gespielt?
    Ein Vergleich mit den Kopien ergab: Anne hatte recht. Dies war das Pergament, das, aus welchen Gründen auch immer, den einen ein Vermögen, anderen sogar Morde wert war. Der Gedanke beunruhigte sie. Denn so bedeutsam der Fund auch sein mochte, er war im selben Maße gefährlich.
    »Vermutlich«, sinnierte Anne vor sich hin, »habe ich das alles bisher nur deshalb überlebt, weil man wußte, daß ich nur die Kopien hatte. Wenn bekannt wird, daß sich das Original in unserem Besitz befindet, dann gnade uns Gott.«
    »Aber wir können damit doch gar nichts anfangen«, wandte Adrian ein. »Wir müssen, um die Bedeutung des Pergaments zu erkennen, einen Experten einschalten. Außerdem ist das Blatt ein Vermögen wert.«
    »Genau darauf spekulieren irgendwelche Hintermänner. Sie vertreten die Ansicht, ich würde

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