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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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war es still. Silvia Fromm rührte nicht mehr in ihrem Kaffee, sondern starrte Danner staunend an: »Also jetzt, wo Sie es sagen …«

 
    Klick.
    Der Behinderte besucht wieder das Lama. Sein Bruder geht oft mit ihm in den Gärten spazieren. Er darf bei der Heufütterung helfen.
    22.
    Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden, ob die Sprack Bine Kopelski tatsächlich mit einem Messer an der Schulter verletzt hatte: Wir mussten sie selbst fragen.
    Wenn ja, wäre das eine mögliche Erklärung für die Blutspuren in der Küche der Kopelskis. Außerdem war ihr Ehemann dann nicht der Einzige, mit dem Bine Kopelski Streit gehabt hatte.
    Danner hielt den Klingelknopf gedrückt. Ein durchdringendes Rasseln schnarrte durch das ganze Haus. Weder Wände noch Haustür dämpften den Schall nennenswert. Drinnen regte sich nichts.
    »Die schläft ihren Rausch aus«, winkte ich ab.
    Danner drückte die Klingel im Intervall. Anneliese Sprack las ich auf dem Briefkasten.
    Ich trat einen Schritt zurück, raus aus dem Windfang, in dem noch immer der Rollator stand. Die Hände in den Taschen meiner Cordjacke betrachtete ich das Fenster links neben der Haustür, direkt über den Plastiktonnen für Restmüll, Grünschnitt und Papier. Dahinter lag die Küche, vermutlich. Dann wanderte mein Blick zurück zur Haustür. Anscheinend noch der Originaleingang aus den Fünfzigern. In Augenhöhe war ein Messingring als Klopfer angebracht.
    Danner entdeckte das Teil im gleichen Moment und knallte den Metallknauf lautstark gegen die hohl klingende Tür.
    Nichts.
    Dafür streckte der Pizza-Fan seinen Kopf heraus.
    »Guten Morgen«, lächelte ich freundlich.
    Er zog den Kopf zurück wie eine erschrockene Schildkröte. Anscheinend war der junge Kreative schüchtern.
    Ich trat an die Mülltonnen heran.
    »Guten Morgen«, ließ mich ein Gruß innehalten.
    Genervt sah ich mich um. Hier war ja mehr los, als vor dem Hauptbahnhof in der Innenstadt. Der Mann mit Pudel führte sein stilbewusstes Haustier am Vorgarten vorbei.
    Die Hundedame kackte ihr Häufchen auf Frau Spracks von Unkraut überwucherten Kiesweg, den das Tier offenbar für eine Wiese hielt.
    Was der Pudel an Geschmack zu viel hatte, fehlte seinem Herrchen. Doch dafür erwies sich der blond gelockte Pullunderträger als besser erzogen. Mithilfe eines Plastikbeutels sammelte er die Hinterlassenschaft seines Lieblings ordnungsgemäß ein.
    Dann verschwanden Pullunderträger und Pudel zwei Haustüren weiter in Nummer 74.
    Mit einem Satz schwang ich mich auf den Deckel der Papiertonne und spähte in das gardinenlose Küchenfenster. Auf der Fensterbank hinter der Scheibe war ein gutes Dutzend Spinnen um eine Flasche Himbeergeist herum damit beschäftigt, aus massenweise winzigen, toten Fruchtfliegen passend portionierte Zwischenmahlzeiten zu wickeln. Wie erwartet, blickte ich in eine Küche. Eine verlotterte Küche, auch das war keine Überraschung. Auf der Eckbank stapelte sich Gerümpel, auf der Spüle Geschirr, auf dem Stück Boden, das ich einsehen konnte, Einkaufstüten und gelbe Säcke voller Abfall. Eine Waschmaschine erbrach nasse Klamotten in das Chaos. Und zwischen Handtüchern, Socken und Spitzen-BHs lag ein rissiger, von Hornhaut verkrusteter – Fuß?!
    Ich schluckte trocken. Drückte meine Nase an die fleckige Fensterscheibe, um besser sehen zu können.
    Der Fuß war noch da.
    »Schöne Scheiße«, stöhnte ich.
    Ich prallte zurück, als hätte ich eine Glastür übersehen. Der Gestank war überraschend ausgeprägt.
    »Nee!«, stöhnte auch Danner. Mit einem Tritt hatte er das Türschloss aus dem morschen Holz gebrochen, während ich den Notruf absetzte. »Das geht ja gar nicht.«
    Die überwärmte Luft im Reihenhaus von Frau Sprack war zum Schneiden dick. Im Geruchsgemisch identifizierte ich Erbrochenes, vermodernde Wäsche und Alkohol.
    »Sie muss erstickt sein«, schlussfolgerte ich.
    »Warte hier.« Danner presste sich den Ärmel seiner Jacke auf den Mund und verschwand im Flur. Zum ersten Mal spielte ich mit dem Gedanken, tatsächlich auf ihn zu hören. Aber nur für einen kurzen Moment.
    Schon der Eingangsbereich verriet die schwere Erkrankung der Bewohnerin. Das hier war keine vollgestapelte Messie-Bude. Nur Chaos und Schmutz. Herumliegende Schuhe und Jacken, Einkaufstüten voller Flaschen, einfach abgestellt, die Tageszeitungen, die jeden Morgen auf einem Stapel neben der Tür landeten, ohne gelesen zu werden.
    Anneliese Sprack interessierte sich einfach nicht mehr für die

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