Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
mit glänzend schwarzen Knopfaugen an.
»Schlangen«, sagte Staschek.
Schon eher.
»Eulen?«, überlegte ich.
»Frettchen und Marder und so ein Zeug«, trug Danner bei.
»Komodowarane«, kam von Molle.
Staschek, Danner und ich sahen den dicken Wirt an.
»Was zum Geier hätte ein Komodowaran in Bochum-Gerthe verloren?« Ich tippte mir an die Stirn.
Der dicke Wirt zog eine Schnute. »Auf Schlangen und Eulen trifft man dort sicher wesentlich öfter.«
Touché.
»Schluss jetzt«, beendete Danner unser Gerangel. »Ich glaube kaum, dass Bine Kopelski wegen der tiefgefrorenen Küken verschwunden ist.«
»Bis jetzt haben wir nur herausgefunden, wo Bine Kopelski nicht steckt.« Danner schob unzufrieden den Wäscheberg auf dem Sofa zur Seite und ließ sich in die Polster fallen.
»Und was machen wir jetzt?« Ich schob die Klamotten zu ihm zurück, um mich neben die andere Seite des Haufens setzen zu können.
»Warten, bis Staschek das Ergebnis des DNA-Abgleichs bekommt. Für das bisschen Kohle, was die Hesskamp und die Fromm uns zahlen, brauchen wir unsere Zeit nicht mit ziellosen Ermittlungen verschwenden.« Danner legte seine Füße auf der Tischplatte aus Marmor ab. »In der Zwischenzeit kannst du ja endlich mal die Wäsche wegräumen.«
Während er die Beine hochlegte? Das war doch wohl ein bequemer Traum!
Über die Klamotten hinweg funkelte ich Danner wütend an. Doch bevor ich ihn darüber in Kenntnis setzen konnte, dass eine gleich berechtigte Beziehung auch die gleiche Berechtigung zur Hausarbeit beinhaltete, klopfte es an der Wohnungstür.
Ich klappte den Mund wieder zu und verschränkte trotzig die Arme. Danner erhob sich seufzend und ließ Staschek herein.
»Ich war gerade am Auto, als das Handy klingelte.« Der Kriminalkommissar winkte mit seinem Smartphone. »Die Rechtsmedizin.«
Ich richtete mich ruckartig auf.
»Es ist amtlich.« Staschek nickte langsam. »Die DNA der Blutspuren von Küchenboden und Handtuch stimmt mit der DNA der Haare an der Bürste überein. Die genetischen Merkmale sind weiblich. Sieht aus, als stammt das Blut wirklich von Bine Kopelski. Und laut Aichinger lässt vor allem die Menge am Handtuch auf eine größere Verletzung schließen.«
Danner griff nach seiner Jacke. »Na gut. Dann schnüffeln wir jetzt ziellos weiter. In alle Richtungen, bis wir irgendeine Spur von Bine Kopelski finden.«
Klick.
Die Kleine passt einfach nicht ins Bild.
Auf den ersten Blick fällt es nicht auf. Sie trinkt mit den anderen Schrebergartenbräuten. Alle drei halten mit Alkohol gefüllte Plastikbecher in den Händen. Alle sind blond und blutjung. Alle könnten hübsch sein, wenn sie sich nicht selbst entstellen würden. Und alle machen sie für weitaus ältere Machotypen die Beine breit.
Doch es gibt Unterschiede. Erstaunliche Unterschiede. Die Große will gefallen. Männern natürlich. Deshalb der Minirock, die platinblonde Mähne, die rosa Fingernägel. Sie macht sich niedlich. Für einen Idioten, der keinen grammatikalisch richtigen Satz zustande bringt. Merkwürdig, dass ihr sein Urteil so wichtig ist.
Die Mollige hat Angst. Sie sucht Schutz. Sie schminkt sich dunkel und sie steht mit gebeugtem Rücken. Duckt sich.
Aber die Kleine …
Auch sie hat Angst, man sieht es ihr an. Aber sie ist kaum geschminkt. Und ihre zerrupften Haare sind wahrlich kein Paarungsangebot. Ihr schlabberiger Pullover versteckt ihre Reize.
In dieser Hinsicht ist sie meiner Elfe ähnlich. Auch die Elfe hat es nicht nötig, die Männer zu bezirzen.
Doch die Kleine sieht nicht stark aus. Eher verletzt.
O Gott. Womöglich wurde sie misshandelt? Wird es noch immer? Von diesem groben Kerl? Der nicht den Anstand besitzt, seine dreckigen Finger von ihr zu lassen? Seiner rein körperlichen Kraft hat sie nichts entgegenzusetzen.
Arme Kleine. Du schaffst es nicht, dich von ihm zu befreien. Du brauchst Hilfe.
Dringend.
25.
Die langen Ohren hingen mal wieder herunter. Die Unterlippe ebenfalls, sie entblößte lange, gelbe, schiefe Zähne im Unterkiefer. Über den Zaun hinweg starrte mich das Lama grimmig an.
Ich starrte zurück. Ich erinnerte mich noch gut an das Sabbergeschoss, das mich bei unserem ersten Besuch der Kleingartenanlage nur knapp verfehlt hatte. Der Blick des Lamas drohte mir schon wieder. Mit größtmöglichem Abstand zu dem Tier trat ich an das brusthohe Gatter, während Danner weiterging.
Eine ältere Frau in gelben Gummistiefeln zerteilte mithilfe einer Mistgabel einen Heuballen in einem
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