Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
potenziellen Hobbyschützen.
In der Linken hielt Bengel eine gelbe Flasche, von der ein Schlauch zu der Düse in seiner Rechten führte. Stinkende Nebelwolken hüllten den prächtigen Rosenstock vor seiner Gartenlaube ein. Vermutlich handelte es sich um kein ökologisch verträgliches Pestizid. Die Schädlinge kippten zu Tausenden von den Blättern. Und Danner und ich gleich mit ihnen.
Ich musste husten und trat einen Schritt zurück.
Der konsequente Kampf gegen sechsbeinige Pflanzenfeinde erklärte die wuchernde Pracht in Bengels Garten.
»Nein, so etwas haben wir nicht«, erklärte der Schreber. »Die Idee klingt aber vernünftig, schließlich zieht das Zechengelände nebenan Jugendliche an wie ein Abenteuerspielplatz. Schon öfter haben wir unsere Gartenmöbel morgens dort einsammeln müssen.« Bengel sprach lauter, weil Danner und ich uns immer weiter von der giftigen, gelben Wolke entfernt hatten.
Ich konnte durch die offen stehende Tür in seine Gartenlaube sehen. Unzählige gerahmte Fotografien erinnerten an die Gärtnererfolge der letzten Jahrzehnte.
»Schreibt doch mal einen Antrag, dann stimmen wir in der nächsten Jahreshauptversammlung darüber ab.«
»Geschossen?« Silvia Fromms Stimme überschlug sich vor Aufregung, als wir unseren beiden Auftraggeberinnen vom Stand unserer Ermittlungen berichteten. »Nein, davon hat Bine nichts erzählt.«
»Na ja …« Katrin Hesskamp sah aus, als wollte sie ihrer Nachbarin widersprechen, sobald die sie zu Wort kommen ließ.
»Ist Bine bei ihren Zeitungstouren etwas anderes aufgefallen?«, wandte ich mich direkt an die Frau des Polizisten.
Silvia Fromms Mund schnappte ärgerlich zu.
»Es war ihr unheimlich in letzter Zeit«, sagte Katrin Hess-kamp. »Als Frau nachts allein in den Straßen unterwegs …«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sie hat erzählt, dass sie sich manchmal verfolgt fühlte. Aber wenn sie sich umsah, war dort niemand.«
Ach nee! Das war ja interessant. Da war ich nicht allein mit dem Gefühl, beobachtet zu werden. War das die Spur, die uns weiterhalf?
Fiete erwartete uns im Besucherraum.
Danner setzte sich ihm direkt gegenüber. Anscheinend wollte er die Befragung heute selbst übernehmen.
Ich ließ mich neben ihn auf einen Stuhl plumpsen, kam mir aber wie eine Zuschauerin am Spielfeldrand vor. Danner stützte die Ellenbogen auf den Resopaltisch und lehnte sich zu Fiete hinüber. »Du hast uns verschaukelt, Kumpel.«
Fiete verschränkte wortlos die Arme.
»Du hattest nicht vor, auf Bine Kopelskis Kohle zu verzichten. Im Gegenteil, du hast Ulli und Bodo gesteckt, dass sie irgendwo einen Haufen Geld bunkert. Und ihr wolltet ein Stück vom Kuchen abhaben.«
Jetzt beugte Fiete sich ebenfalls vor: »Und was geht dich das an, Benni?«
Über den Tisch hinweg starrten die beiden sich an.
»Ich suche Bine Kopelski«, erklärte Danner.
»Du lässt deine Finger von meiner Torte.«
»Mein Interesse ist rein geschäftlich. Ich bin Privatdetektiv.«
»So eine Scheiße!« Fiete klatschte die Hände auf den Tisch. Der Justizvollzugsbeamte an der Tür zuckte zusammen. »Und ich dachte immer, ich erkenne einen Schnüffler am Geruch.«
»Wenn Bine Kopelski tot ist und sich herausstellt, dass Ulli sich von ihrem Geld einen neuen Wagen gegönnt hat, seid ihr dran. Das ist dir doch klar?«, zischte Danner.
»Halt die Fresse!« Fietes scharfe, kleine Augen flitzten zwischen dem Detektiv und dem Wachmann an der Tür hin und her, während sich seine Oberarme aufzublähen schienen. Er senkte drohend die Stimme. »Wir haben Bine nichts getan, kapiert?«
Danner musterte den Häftling schweigend.
»Angenommen, das stimmt«, sagte er schließlich. »Angenommen, jemand anderes als du hätte Bine umgebracht. Rein theoretisch natürlich.«
Fietes Bizeps drohte jeden Augenblick zu platzen.
»Alwin Kopelski zum Beispiel«, fügte Danner hinzu.
Fiete erstarrte.
»Alwin würde sich sicher freuen, wenn sich drei bescheuerte Kleinkriminelle mit Diebesgut aus Bine Kopelskis Haus erwischen lassen würden. Und sich als Mordverdächtige sozusagen vordrängeln.«
Der Tätowierte schluckte.
»Und glaub mir, die Polizei wird ebenfalls begeistert sein«, fügte Danner noch hinzu.
»Wir wollten die Kröten nur in Sicherheit bringen«, gestand Fiete widerwillig. »Geht doch nicht, dass Alwin Bines Geld verjubelt, solange sie weg ist.«
Natürlich. Reine Nachbarschaftshilfe.
»Ulli und ich sind durch die Balkontür rein.«
Interessant. Danner und ich waren also
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