Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
nicht die Ersten gewesen, die sich nach Bines Verschwinden im Haus der Kopelskis umgesehen hatten.
»Und Bodo hat Schmiere gestanden?«, riet Danner.
Fiete antwortete mit einem Knurren.
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Entweder hatte Bine den Zaster verdammt pfiffig versteckt oder Alwin hat ihn längst in der Tasche«, mutmaßte der Tätowierte.
»Und Ullis Auto?«, gab Danner sich nicht zufrieden. »Wie hat er den Spitfire bezahlt?«
Fiete zog sein Augenlid nach unten. Vielleicht durch Zufall tippte er dabei genau auf die Knastträne. »Ich verpfeif meinen Kumpel nicht, Alter. Frag ihn selbst.«
Klick.
Das Arschloch sucht die Kugel. Seine dunkle Gestalt verschwimmt im Grau der Dämmerung zwischen den Schemen der Pflanzen.
Er hat keine Angst. Er wird weiter anderen Menschen Angst machen. Schwächeren. Er soll spüren, dass auch er sich fürchten muss!
33.
»Fiete wird versuchen, Ulli irgendwie zu warnen«, fluchte Danner und ließ die Schrottschüssel vom Bordstein rumpeln.
Gut möglich. Fiete hatte Ulli nicht verpfiffen. Seit ihrer Kindheit auf Bochums Straßen hielten Fiete, Ulli und Bodo zusammen. Fast fünfzig Jahre, solange hatte vermutlich nicht mal der Original-Kalle-Blomquist durchgehalten.
»Was machen wir jetzt?«, fragte ich Danner.
»Wir versuchen, Fiete zuvorzukommen«, entschied er.
Tatsächlich konnte Danner durch einen kleinen Hinweis auf Ullis florierende Kfz-Werkstatt das spontane Interesse des Zolls wecken. Denn Franz-Adolf Ullmann war arbeitslos gemeldet und bezog Sozialhilfe. Merkwürdig eigentlich, wenn man sein Geschick als Automechaniker kannte. Die Tür der Gartenlaube öffnete Ulli wie immer im Blaumann und auf seiner nagelneuen elektrischen Hebebühne klebte ein alter Opel Kadett.
Offenbar war Ulli für die Beamten kein Unbekannter, denn sie rückten gleich mit Polizeiverstärkung an und luden ihn zu einem spontanen Gespräch über Schwarzarbeit während einer laufenden Bewährungszeit ein. Zwei Männer durchsuchten Ullis Gartenlaube, während die anderen ihn abführten.
»Das ist nur mein Hobby, Mann!«, protestierte Ulli lautstark.
Die Hände in den Taschen sahen Danner und ich vom Gartenzaun aus zu.
»Benni, Lila! Hab ich euch schon mal Kohle abgeknöpft, wenn ich nach eurer Karre gesehen habe?«
Wir schüttelten synchron die Köpfe.
»Das macht man doch nicht unter Nachbarn«, erklärte ich dem einen Beamten vorwurfsvoll.
Überraschenderweise meldete sich mein Gewissen. Ulli war ein netter Kerl, spontan hilfsbereit. Außerdem beneidete ich ihn ein bisschen um seine jahrzehntelange Freundschaft mit Fiete und Bodo. Und dass er seine Sozialhilfe durch gelegentliche Reparaturen aufbesserte, konnte man verstehen. Mit über fünfzig und seinen Vorstrafen war ein Lottogewinn wahrscheinlicher, als noch mal einen einigermaßen fair bezahlten Job zu finden.
In dem Moment steckte eine Uniformierte den Kopf aus dem Garagentor in Ullis Gartenhäuschen: »Horst? Das musst du dir ansehen!«
Ein zweiter Beamter wurschtelte sich aus der Teichfolienkonstruktion. Seine Kollegin winkte ihn in die Hütte.
Danner und ich sahen uns an.
Kurzerhand öffneten wir das Gartentor und näherten uns Ullis Werkstatt.
Unter der neuen Hebebühne befand sich ein mit Brettern abgedecktes Loch im Boden. Eine Grube, über die der Mechaniker die Autos gefahren hatte, um sie von unten betrachten zu können.
Aus dieser Grube förderte die kurzhaarige Uniformierte ein Plastiktütchen zutage. Ihr Kollege kippte den Inhalt auf dem Betonboden der Werkstatt aus.
Schmuck, staunte ich. Glitzernde Armbänder, Ketten, Ringe. Eine Perlenkette fesselte meine Aufmerksamkeit. Das Schmuckstück mit dem auffällig dunklen Schimmer kam mir bekannt vor.
»Was machen Sie denn hier?« Die Uniformierte hatte Danner und mich vor dem Tor entdeckt und erhob sich eilig. »Ich muss Sie bitten, sich zu entfernen.«
Ich fügte Ullis Namen meiner imaginären Liste möglicher Verursacher von Bine Kopelskis Verschwinden hinzu. Offensichtlich hatte er beim Einbruch in das Haus der Kopelskis die Gelegenheit genutzt und Bines Schmuckkasten geplündert. Mir war nämlich wieder eingefallen, woher ich die Kette kannte: Bine Kopelski trug sie auf dem Pappaufsteller in ihrem Keller. Trotzdem widerstrebte es mir, mir die Kioskräuber als kaltblütige Mörder vorzustellen.
»Kann es nicht sein, dass wir die ganze Zeit in die falsche Richtung denken?«, fragte ich Danner.
Der ließ sich neben die Wäsche aufs Sofa fallen.
»Wir
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