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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Ungewöhnliches erkennen.
    »Lass uns Ullis Oldtimer ansehen«, sagte Danner spontan.
    »Wie bitte? Jetzt?«
    »Nur ganz kurz. Oder willst du kneifen?«
    Danners Augen glitzerten herausfordernd. Mein Bedarf an nächtlichen Abenteuern im Kleingarten war nach der Begegnung mit Krötes Seeungeheuer eigentlich gedeckt. Doch andererseits weckte dieses mysteriöse Auto meine Neugier. Es zeigte mir womöglich eine Seite von Danner, die ich noch nicht kennengelernt hatte. Die Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen.
    »Ich kneife nie«, antwortete ich.
    Kurz darauf parkten wir unsere Zeitungskarren auf dem alten Zechengelände. Die riesige, leere Fläche wirkte im Mondlicht unwirklich. Wie die Oberfläche eines fremden Planeten.
    Danner und ich folgten dem Schleichweg zwischen dem aufgeschütteten Plateau und den Schrebergärten. In der schmalen, hohlen Gasse herrschte Finsternis. Gleich darauf zog Danner mit einem kurzen Ruck einen der dünnen Eisenpfosten von Ullis Zaun aus der Erde und wir schlüpften in den Garten. Hier konnte sich das fahles Mondlicht wieder einen Weg bahnen.
    »Da muss er das Ding verstecken.« Ich deutete auf den mit Teichfolie abgehängten Bereich zwischen Ullis Kfz-Werkstatt und dem Zaun.
    Neugierig schob Danner die schwere Plane zur Seite. Ich schaltete die Taschenlampenfunktion meines Handys ein und – pfiff durch die Zähne. Chrom und glänzend schwarzer Lack blitzten auf. Das Leder der Sitze konnte ich riechen.
    Es wurde hell!
    Erschrocken fuhr ich herum. Eine einzelne Glühbirne baumelte an der zeltartigen Stangenkonstruktion, die das Dach stützte. Danner nahm den Finger vom Schalter am Kabel.
    »Was ist mit Detektivregel Nummer drei?«, zischte ich.
    Er winkte ab: »Pennen doch alle um die Zeit.«
    »Bis auf die Fromm«, scherzte ich. »Die beobachtet mit einem Fernglas die Zeitungszusteller. Und jetzt klingelt sie bestimmt gerade ihren Nachbarn aus dem Bett, bei dem es sich zufällig um den Polizeipräsidenten handelt.«
    Doch die dicke Folie war lichtundurchlässig, die Plastiklappen der hineingeschnittenen Fensteröffnungen hingen herab. Und vor die Öffnung, durch die wir hereingeschlüpft waren, war die steife Folie größtenteils wieder zurückgefallen.
    »Ich will das Schätzchen ja nur kurz bei Licht ansehen.« Fast ehrfürchtig strich Danner mit dem Finger über den polierten Lack, die Holzarmaturen, das mit Leder ummantelte Lenkrad.
    Das allererste Mal, seit wir uns kannten, fand ich Ben Danner irgendwie – süß.
    »Mein Alter hatte so einen«, sagte er unvermittelt.
    Ich rührte mich nicht, um Danner nicht zu unterbrechen. Danners Vater vegetierte, seit er den Rest seines Gehirns versoffen hatte, in einem örtlichen Pflegeheim vor sich hin.
    »Ich durfte den Wagen nicht einmal anfassen«, fuhr er fort. »Er meinte, ich würde garantiert etwas kaputt machen. Ich sollte ihm erst beweisen, dass ich gut genug wäre … für sein Auto.«
    Vorsichtig trat ich neben Danner. Er legte mir einen Arm um die Schultern und das kratzige Kinn gegen die Stirn.
    »Und?«, fragte ich.
    Danner lachte leise. »Ein halbes Jahr später hat er die Kiste besoffen gegen die Brücke an der Universitätsstraße gesemmelt.«
    Einen irritierenden Moment lang hatte ich das Gefühl, dass Danner sich an mir festhielt, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    Dann zog er mich mit einem Ruck an sich. Ich spürte seine Hände rau und warm unter meine Jacke gleiten, meinen Pulli hochschieben. Er vergrub den Kopf an meinem Hals, küsste mein Haar, meinen Nacken, die Stelle, an der mein Hals in die Schulter übergeht.
    Mein Herz sprang gegen meine Rippen, schien gegen seinen harten Brustkorb zu trommeln, während meine Finger seinen Gürtel aufzerrten.
    Das Licht zuckte.
    Irritiert hielt ich inne und sah zu der in Spinnweben eingewickelten Glühbirne unter der Decke, dann zu der Öffnung in der Teichfolie.
    Hatte es draußen geblitzt? Nein, Quatsch, seit einer Woche war keine Wolke am Himmel zu sehen. Allerdings hatte Danner ebenfalls aufgeblickt. Hatte auch er etwas bemerkt?
    Ich zog meinen Pulli zurück über meine Brust. Das fehlte ja noch, dass Ulli uns beim Bruch in seiner Gartenlaube erwischte. Oder dass Silvia Fromm uns tatsächlich die Polizei auf den Hals gehetzt hatte. Ich konnte die Schlagzeile vor mir sehen: Privatdetektive nackt bei Einbruch in Schrebergartenlaube erwischt . Klara, die Schlampe, würde mit Freude dafür sorgen, dass wir Fiete in der U-Haft Gesellschaft leisteten.
    »Machen

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