Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
dass er sich darüber totlachen würde, wenn ich mir vor Schreck in die Hose machte, ebenfalls.
»Aber Fiete sitzt hinter Gittern«, zuckte Danner missmutig die Schultern.
»Sind dir eigentlich mal die drei Punkte an Ullis Hand aufgefallen?«, erkundigte ich mich.
Klick.
Er fällt über sie her. Seine Hände drängen unter ihren Pullover, berühren viel zu grob ihren zerbrechlichen Körper.
Sie weiß, dass er stärker ist. Kann sich nicht wehren, spielt sein Spiel mit.
32.
»Mehr habt ihr nicht?«, Staschek verdrehte die Augen. »Nur Ulli ist ja ein bisschen knapp. Was soll ich denn eingeben? Ulrich?«
»Wahrscheinlich«, meinte ich schulterzuckend.
»Erst Ulrich, dann Ulli, dann alle Namen, die mit Ul beginnen«, erklärte Danner.
»Das heißt wohl, ihr bleibt zum Mittagessen«, seufzte Staschek. Er tippte ›Ulrich‹ in den Polizeicomputer und der spuckte wie erwartet eine ziemlich lange Liste von Namen aus. Wir mussten jeden einzelnen anklicken und uns das Foto und die persönlichen Daten ansehen, um herauszufinden, ob Schrauber-Ulli ein Exhäftling war.
Ulrich brachte kein Ergebnis.
Ulli ebenfalls nicht. Da hatte uns Fiete die Suche deutlich einfacher gemacht.
»Moment.« Eine Stunde später tippte ich auf den Monitor.
Mittlerweile hatten wir uns gut die Hälfte aller ehemaligen Gefängnisinsassen aus dem Bochumer Raum, deren Namen mit Ul begannen, angesehen. Außerdem hatten wir den Muffinvorrat von Stascheks ältester Mitarbeiterin Herta leer gefuttert. Und die humorlose, dafür aber umso strebsamere Jungkommissarin Wegner hatte bereits dreimal unter einem Vorwand ihre lange Nase in Stascheks Büro gesteckt. Wahrscheinlich in der Hoffnung, uns bei etwas zu ertappen, was das Petzen bei Stascheks Vorgesetzter lohnte.
»Das könnte er sein, oder?«
Der Bildschirm zeigte ein gleichgültiges Gesicht, einmal frontal, einmal im Profil fotografiert. Der Mann war deutlich jünger als Schrauber-Ulli, der Kopf kahl geschoren, ein Silberring im linken Ohrläppchen. Trotzdem kam er mir bekannt vor.
»Franz-Adolf Ullmann«, las ich die persönlichen Daten. »Jahrgang 1960. Das käme hin.«
»Da haben die Eltern ja schlappe fünfzehn Jahre nach Kriegsende noch mal ein politisches Statement abgegeben«, grinste Danner.
Ein guter Grund sich einen Künstlernamen zuzulegen, fand ich. Mehrere Raubüberfälle gingen auf Ullis Konto. Er hatte – oha! – zu der berüchtigten Bande von Kioskräubern gehört, die bis Anfang der Neunzigerjahre den Raum Bochum unsicher gemacht hatten. Was für ein Zufall, dass wir einen seiner Komplizen bereits ausfindig gemacht hatten.
»Soll ich mal raten, wer das dritte Bandenmitglied gewesen ist?«, sagte Danner.
Es dauerte einen Augenblick, bis ich schaltete. »Du meinst Bodo?«
Hatten die Mitglieder der Roten Rose, Fiete, Ulli und Bodo, auch als Erwachsene nicht aufgehört, die Straßen unsicher zu machen? Während ihre Gegner von der Weißen Rose, Matthias Hesskamp, Alwin Kopelski und Peter Bengel brav ihre Ausbildungen absolviert hatten?
Jedenfalls hatte man Ulli erwischt und er war für sechs Jahre im Knast in Werl verschwunden, bis zur vorzeitigen Entlassung wegen guter Führung.
Allerdings war er vor knapp zwei Jahren erneut straffällig geworden. Man hatte ihm eine Körperverletzung bei einer Prügelei im Rotlichtviertel an der Gußstahlstraße nachweisen können. Die Bewährung lief noch.
Plötzlich schien die Vorstellung, dass er mit einem Luftgewehr im Schrebergarten herumballerte, nicht mehr ganz abwegig.
Nach erneuter Suche konnten wir schließlich auch den dritten Kioskräuber identifizieren. Bodo war mit drei Jahren davongekommen, er hatte den Fluchtwagen gefahren.
»Und mit Anfang fünfzig treffen die Kalle-Blomquist-Fans im Schrebergarten wieder aufeinander«, erkannte Danner.
»Und um der alten Zeiten willen jagt Fiete seinem Lieblingsrivalen Kopelski die Frau ab«, sagte ich. »Aber von Bine Kopelskis Geldhaufen lassen die bösen Jungs artig die Finger?«
Auch Staschek runzelte skeptisch die Stirn.
»Und Ulli hat plötzlich Geld für einen Oldtimer.« Danner trommelte mit den Fingern auf Stascheks Schreibtisch. »Organisier uns noch mal ein Date mit Fiete, Lenny.«
Staschek seufzte.
»Sie denken an eine Art Bürgerwehr zur Sicherung der Gärten?« Oberschreber Peter Bengel trug einen Schutzkittel, Gummihandschuhe und eine Atemmaske.
Während Staschek versuchte, uns eine Besuchserlaubnis zu beschaffen, suchten Danner und ich nach weiteren
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