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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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suchen die ganze Zeit in Bines Umfeld nach Ursachen für ihr Verschwinden. Vielleicht verfolgte sie jemand, den sie gar nicht kannte. Hast du mal an die Möglichkeit gedacht, dass hier ein Verrückter herumläuft?«

 
    Klick.
    Am Rosenstrauch sprießen die ersten Blätter. Für den Schutz vor Schädlingen ist gesorgt. Der Garten wird auch in diesem Jahr wieder prächtig blühen. Die Kleine zieht das Gartentor hinter sich zu. Das Arschloch hat Fragen gestellt. Rumgeschnüffelt.
    Hält sich für ganz schlau, der Idiot.
    34.
    Alles war dunkel. Und gespenstisch still. Der sonst allgegenwärtige Motorenlärm der Autobahn verebbte um vier Uhr früh zu einem entfernten Grollen. So war nur das regelmäßige Quietschen der schwer beladenen Zeitungskarren bei jeder Umdrehung der kleinen Gummiräder zu hören.
    Mein Herz klopfte. Ja, ich fühlte mich unwohl. Hatte der Heckenschütze wieder Stellung bezogen?
    Auch Danner war auffallend schweigsam.
    Wir erreichten den ersten Reihenhausblock der ehemaligen Zechensiedlung. Weil der Pizza-Fan im Eckhaus wohnte, konnte ich durch die Terrassentür an der Rückseite des Hauses das Flimmerlicht eines Bildschirms sehen. Anscheinend war der Typ wieder in nächtlicher Mission durch die Fantasiewelten des World Wide Web unterwegs.
    Ich durchquerte den Vorgarten und schob die Zeitung in seinen Briefkasten.
    Weil Anneliese Sprack im Krankenhaus war, steckte Danner das nächste Exemplar in die Zeitungsbox des Polizeipräsidenten. Der schien heute nicht nachtaktiv zu sein, hinter seinen Fenstern herrschte Finsternis.
    Ich marschierte auf die Haustür zu, hinter der die gut gekleidete Pudeldame residierte. Gerade machte das Tier seinen Besitzer mit lautstarkem Geheul darauf aufmerksam, dass seine Blasenschwäche mal wieder einen nächtlichen Gassigang erforderte.
    Erstaunlich, wie viel man vom Leben der Menschen mitbekam, wenn man ihnen nachts eine Zeitung brachte.
    Wenn sich der blond gelockte Pudelfreund nicht bald bewegte, würde die vierbeinige Diva sämtliche Reihenhausbewohner aus dem Bett geworfen haben.
    Danner parkte seine Zeitungskarre vor dem Eckhaus, in dem die beiden Brüder lebten, während ich mich auf den Weg zum Gebäudekomplex der Hesskamps machte.
    Im ersten Garten standen ein Spielturm und ein Sandkasten. Die Familie mit den vielen Kindern.
    In dem Augenblick flammte hinter mir ein Licht auf. Ich wandte mich um.
    Danner stand noch im Vorgarten des letzten Hauses, aus dessen Haustür in diesem Moment ein Mann in blau kariertem Flanell stürmte. Er war groß und stämmig, seine Haare standen über seinem massigen Schädel in die Höhe wie ein großes, blondes Fragezeichen und die aus dem Flanell ragenden Beine steckten in Plüschpuschen in Form von Affenköpfen.
    Einen Augenblick lang befürchtete ich einen Angriff, wie den von Anneliese Sprack. Doch der Kerl stampfte, ohne zu grüßen, an Danner vorbei.
    Ich kratzte mich am Kinn. Tatsächlich musste der Typ älter sein, als seine lächerliche Aufmachung vermuten ließ. Seine Augen standen irgendwie schräg, die äußeren Augenwinkel wirkten hochgezogen. Und auch sein durch die überbreiten Hüften schaukelnder, leicht x-beiniger Gang ließ mich stutzen. Die ganze Erscheinung erinnerte mich an etwas.
    Das Mädchen sitzt mit baumelnden Beinen auf der Bettkante. Sie ist etwa so alt wie ich, zwölf ungefähr. Pummelig, mit braunem Haar und auffallend schräg stehenden Augen.
    »Warum bist du denn im Krankenhaus?«, will meine neue Zimmergenossin wissen.
    Mein Vater hat mir den Arm gebrochen.
    »Bin die Treppe runtergefallen«, sage ich.
    »Hansi! Warte, hab ich gesagt!«, brüllte jetzt eine andere Männerstimme hinter dem Puschenträger her.
    Doch der Typ in Flanell schenkte dem Rückruf keine Beachtung. Unbeholfen kletterte er über den winzigen Zaun, der sonst wohl den Pudel daran hindern sollte, den Nachbargarten als Klo zu betrachten.
    »Bücherwurm! Geh mit Trixi raus!« Der Puschenträger donnerte seine Faust gegen die Tür, hinter der der Pudel jaulte. Besser gesagt: gejault hatte.
    Die Tür flog nämlich auf. Ein sich rasch entfernendes Winseln ertönte. Anscheinend war die Haustür nicht richtig geschlossen gewesen.
    Erstaunt ließ ich meine Zeitungskarre stehen.
    Hansi war offensichtlich behindert, wahrscheinlich hatte er ein Downsyndrom.
    Er stand verdutzt im offenen Hauseingang. Allerdings erholte er sich schnell von seiner Verblüffung.
    »Trixi«, flötete er. »Hab ich dir wehgetan? Das wollte ich nicht. Komm mal

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