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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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dahinter?
    Natürlich! Ich klatschte mir die Hand vor die Stirn. Hinter den starren Ästen ragte der graublaue Förderturm in den klaren Aprilhimmel. Das Bergbaumuseum. Gerade kletterten wieder einige Besucher die Treppenstufen zur Aussichtsplattform hinauf.
    In dem Moment schnarrte der Summer.
    Frau Engele – oder wer auch immer sich lebend in der Wohnung aufhielt – ließ uns herein.
    Die Wohnungstür der Lamafrau stand einen Spalt breit offen, als wir schnaufend ihre Etage erreichten. Über die Sicherheitskette hinweg sah sie uns entgegen. Immerhin war sie also lebendig.
    Aber über unser Auftauchen nicht gerade erfreut. »Sie?«, knurrte sie. »Sie habe ich nicht erwartet.«
    »Ich hoffe, wir dürfen trotzdem kurz mit Ihnen sprechen«, sagte Danner.
    »Eigentlich nicht«, lautete die knappe Antwort.
    Immerhin – der Türspalt blieb geöffnet. Die Frau musterte mich abschätzend.
    »Geht es um den Garten?«, wollte sie dann doch wissen. »Ist was mit meinen Tieren nicht in Ordnung?«
    »Im weitesten Sinne«, drückte sich Danner um eine ehrliche Auskunft herum.
    Die Augen unter dem blau glitzernden Lidschatten wurden schmal: »Ich habe dir eine klare Frage gestellt, Bürschchen. Du wirst doch wohl in der Lage sein, eine vernünftige Antwort zu geben. Was ist mit den Tieren?«
    Ich biss mir in die Unterlippe, um nicht zu grinsen. Traumatisiert wirkte Julietta Engele nicht. Eine griffbereite Mistgabel hinter der Tür hätte mich nicht gewundert.
    »Ihren Tieren geht es gut«, gestand Danner zähneknirschend.
    »Dann verzieh dich.«
    »Eigentlich wollte ich gern mit Ihnen reden«, mischte ich mich ein, weil Danner die Sache aus irgendeinem Grund zu versauen drohte.
    Die Frau sah wieder mich an.
    »Du kannst reinkommen«, erklärte sie dann überraschend.
    Der Türspalt schloss sich, die Sicherheitskette rasselte. Ich zuckte die Schultern, als ich Danners Verwunderung bemerkte. Er ließ sich mit dem Rücken gegen die Flurwand kippen und verschränkte die Arme.
    Julietta Engele ließ mich herein.
    Die Wohnung der Künstlerin war schön. Laminat in Eichenholzoptik, weiße Wände, Möbel im Landhausstil. Eine unaufgeräumte Garderobe im Flur, ein Ganzkörperspiegel mit Goldrahmen gegenüber, ein Regal mit Puschen neben Gummistiefeln. Auf einer antik wirkenden Kommode stand ein Strauß frischer Blumen. Alles war hell und luftig und duftete nach Garten.
    Ich folgte der Lamafrau ins Wohnzimmer, in dem ein altmodisches, helles Sofa vor einem niedrigen Couchtisch stand, der aus dicken Balken gefertigt war. Die Balkontür stand offen, Frühlingsluft wehte herein.
    »Sie haben das nicht nötig, Kind«, erklärte mir Julietta Engele unvermittelt.
    »Wie bitte?« Hatte ich den Beginn des Gesprächs verpasst? »Was habe ich nicht nötig?«
    »Ich meine diesen Typen.« Ehe ich mich versah, schob die Frau mich auf das Sofa. »Sie haben sicher viel durchgemacht, aber glauben Sie mir, es gibt andere Männer.«
    Was?
    »Wovon sprechen wir eigentlich?«, erkundigte ich mich.
    Die Künstlerin setzte sich für meinen Geschmack viel zu dicht neben mich und betrachtete mich ernst. »Ich sehe es Ihnen doch an, dass Sie es bisher nicht leicht in Ihrem Leben hatten. Ihnen ist irgendetwas sehr Schlimmes zugestoßen, nicht wahr?«
    Mit einem so direkten Angriff auf meine Privatssphäre hatte ich nicht gerechnet. Sie hatte mich aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich zupfte meine Ärmel über meine Hände, merkte im gleichen Moment, dass ich das eigentlich schon lange nicht mehr tat, und schob den Pullover wieder hoch.
    »Ich sehe hier gar keine Kristallkugel«, schnappte ich verärgert. »Muss ich gleich fünfzig Euro blechen für zehn Minuten Wahrsagerei?«
    Die Lamafrau lächelte: »Du hast das Gefühl, einen starken, erfahrenen Mann als Beschützer zu brauchen.«
    Okay, das reichte!
    »Wie bitte?«, fauchte ich und wollte aufstehen.
    Das milde Lächeln der Lamafrau sagte mir, dass ein empörtes Abstreiten genau die Reaktion war, mit der sie gerechnet hatte. Sie griff meine Hand.
    »Aber das hast du nicht nötig, du bist ein tolles Mädchen. Such weiter und du findest einen netten Jungen in deinem Alter, mit dem du eine gleichberechtigte Beziehung aufbauen kannst.«
    Ach so! In ihren Augen war ein kleines Mädchen wie ich also nicht in der Lage, es mit einem Kerl wie Danner aufzunehmen. Weil ich zu jung und zu niedlich war, um selbst ein Arschloch zu sein.
    Diese Hobbypsychologin war ihren Vorurteilen aufgesessen, weil ich jedes bescheuerte

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