Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
Vom Netzwerk:
würden. Mit einem Fahrrad als Dienstfahrzeug.
    Weil die interessanten Informationen aber längst auf meinem Handy gespeichert waren, hatten wir uns brav getrollt.
    Ich hatte die überfüllte Fotowand in drei Abschnitten abgelichtet. Dank der hohen Auflösung meiner Handykamera waren die Aufnahmen gestochen scharf geworden.
    Das erste Bild oben links in der Ecke zeigte eine Porzellanelfe. Ich erkannte darin Archibald Schröders Buchstütze. Das Ding interessierte mich jedoch nicht, dafür entfachte das Bild, das darunter hervorragte, meine Wut: drei junge Frauen, die sich mit Plastikbechern zuprosteten. Chantal hatte den schwarzen Lidschatten überdosiert, sah aus wie ein Totenschädel mit Augen. Babsi trug Pink.
    »Das bist ja du!« Danners Augen wurden schmal.
    Im knielangen, lila Wollpulli mit fransigem Antihaarschnitt fügte ich mich für meinen Geschmack viel zu gut ins Bild.
    »Dieser Spanner! Lass mich das mal sehen.« Danner schob mich samt Drehstuhl zur Seite.
    Die ganze Zeit hatte ich gefühlt, dass uns jemand beobachtete. Doch mit eigenen Augen zu sehen, in welchen alltäglichen Situationen wir nicht allein gewesen waren, war unheimlich. Bei seinen Hundespaziergängen hatten wir den Pudelmann freundlich gegrüßt, während er seine Kamera versteckte.
    »Wir müssen jedes einzelne Foto unter die Lupe nehmen«, entschied Danner und holte sich einen Stuhl aus der Küche.
    Wir sahen Bine Kopelski mit ihrem Zeitungswagen, eine hübsche Südländerin in einem Pizzaauto und Babsi und Chantal oben ohne neben dem Gartenteich. Die Nahaufnahme einer Hand, die eine orangefarbene Blüte mit einem Schmetterling darauf hielt. Anneliese Sprack, die im weißen Nachthemd hinter Bine Kopelski herwehte. Einen knallroten Alfa Romeo. Alwin Kopelski durchs Reihenhausfenster fotografiert. Einen direkten Blick unter Babsis Minirock, den ich mir lieber erspart hätte.
    Immer wieder Bine Kopelski: beim Streit mit Angi der Kiosktante, beim Brötchenkaufen, mit Katrin Hesskamp und Silvia Fromm beim Tratsch im Vorgarten.
    Und immer wieder: ich.
    Mit Danner, Bodo und einem Kamerunschaf. Mit Schrauber-Ulli beim Bierabladen. Mit Zeitungskarre, wie vorher Bine Kopelski.
    Erkannte ich da eine Regelmäßigkeit? Ich ließ meinen Blick über die Bilder schweifen.
    »Er hat gezielt fotografiert.« Ich räusperte mich, weil meine Stimme plötzlich heiser klang.
    »Frauen«, sagte Danner. Das war nicht zu übersehen.
    »Aber nicht wahllos«, entgegnete ich. »Unser Starfotograf hatte seine Lieblingsmodels.«
    »Wirklich?« Danner ging die Bilder noch einmal durch. »Bine Kopelski?«
    »Auch.«
    »Und Babsi«, nickte Danner nachdenklich.
    Wenn man bedachte, dass Archibald Schröder selbst womöglich nie einer Frau nahe gekommen war, konnte man beinahe begreifen, warum er dem aufklärenden Blick unter Babsis Rock nicht hatte wiederstehen können.
    Weil Danner es noch immer nicht zu kapieren schien, zeigte ich auf ein überbelichtetes Bild, auf dem kräftige Männerhände über einen grellweißen Busen glitten. Vor der erotischen Kulisse eines polierten Oldtimers.
    »Scheiße!« Danner donnerte beide Hände auf den Schreibtisch. »Du!«
    Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass die Spurensicherung die Bilder ebenfalls sichergestellt hatte und in diesem Moment vielleicht gerade die gesamte Mordkommission Einblick in mein aufregendes Liebesleben erhielt.
    »Du bist auf drei, vier, fünf, sechs Fotos, allein auf diesem Abschnitt der Pinnwand!«, fluchte Danner. »Wäre der Dreckskerl nicht tot, könnte ich glatt in Versuchung geraten, ihn zu erledigen.«
    Merkwürdig, dass Archibald Schröder auch mich verfolgt hatte, fand ich. Dass er mich in meinem verzottelten Schlabberlook neben der aggressiv um männliche Aufmerksamkeit werbenden Babsi überhaupt bemerkt hatte. Babsi setzte ja auf die Schüsselreize blond und langbeinig, bei denen Sergej zu sabbern begann wie ein pawlowscher Hund. Doch das Beuteschema des Spanners war differenzierter gewesen, sonst hätte er sich nicht für mich interessiert. Und für Bine Kopelski wohl ebenso wenig. Fast schade, dass Archibald nicht mehr verraten konnte, was seine Aufmerksamkeit geweckt hatte.
    Ich klickte den zweiten Pinnwandabschnitt auf den Computerbildschirm: eine Teichlandschaft, die Pizzafrau rauchend am Kioskstehtisch, Toni, das Lama, bei der Heufütterung.
    »Ich glaube, er hat nur die häufig fotografierten Frauen verfolgt«, dachte ich laut weiter. »Die anderen Personen sind zufällig auf die

Weitere Kostenlose Bücher