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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Bakteriologie und Ch'i und Hygiene gehalten.«
    »Und versuche, etwas Spaß zu haben.«
    Das Bild von Isis zeigte sich in dem Traum, obwohl Madrone ihre Konzentration auf etwas anderes lenken wollte, um es zu verdrängen. Lilys dünne Augenbrauen wurden zu zwei perfekten Bogen.
    »Hab' viel Spaß«, sagte sie. Dann schlüpfte Madrone aus diesem erleuchteten Ort und in andere Träume, wo sie und Isis nebeneinander lagen, bronzefarbene neben blau-schwarzer Haut. Aber niemand steuert das Boot, wollte Madrone rufen. Isis legte ihre Hand auf Madrones Lippen und schloß sie mit ihren eigenen. Sie konnte nicht sprechen, und sie wollte auch nicht mehr sprechen. Der Ozean wiegte sie sanft, während das Boot nach Süden trieb.

Kapitel  14
    Ein glutheißer Wind strich durch den Canyon. Madrone und Littlejohn keuchten einen schmalen, kaum wahrnehmbaren Pfad entlang, der sich an den Flanke des Abhangs entlang wand. Unter ihnen schlängelte sich das Bett eines ausgetrockneten Flusses. Seufzend verlagerte Madrone das Gewicht ihres Rucksacks. Obendrauf schleppte sie noch einen Fünf-Gallonen-Kanister mit sich. Das Wasser stammte von der Solar-Ladestation an der Küste. Sie war nicht so sicher, ob entsalzenes Meerwasser wirklich trinkbar war, doch Littlejohn hielt ihr einen langen Vortrag über die brillante Funktionsweise der Entsalzungsanlage. Er schwor, daß außerdem auch Schwermetalle und Gifte aus dem Naß entfernt worden seien. Und, sagte sein belustigter Blick, wenn du erst ein bißchen länger hier draußen unterwegs bist, wird dir so etwas egal.
    Und was zählte, was wirklich zählte: Sie war in den Southlands. Nahezu drei Monate lang hatte sie bei den Monstern zugebracht. Hatte Heilkurse abgehalten und immer wieder wichtige Verhaltensmaßregeln erklärt. Nach dem zweiten Monat lag die Überlebensrate der Deserteure bei immerhin neunzig Prozent. Die Arbeit riß nicht ab, aber sie wußte, das Wichtigste und Allernotwendigste war getan.
    Isis segelte sie die Küste hinunter, sie hatte verlangt, daß Littlejohn oben auf Deck schlief. Sie war voll böser Vorahnungen. »Paß auf dich und ihn auf«, sagte sie zu Madrone, »versuche keine heldenhaften oder törichten Dinge.«
    »Ich bin nicht töricht, und ich bin auch nicht heldenhaft.« Insgeheim hatte Madrone ebenfalls Befürchtungen, aber sie ließ sich nichts anmerken. Ahnungsvolle Träume suchten sie heim, und ihre Gedanken wanderten oft zu Bird. Von Zeit zu Zeit schien er ihr ganz nahe zu sein, und sie hörte im Geiste seine Lieder.
    Die heiße Luft im Canyon trocknete Haut und Lippen aus. Die Riemen des Rucksacks schnitten ihr ins Fleisch, mühsam hakte sie ihre Daumen darunter, um ihren Rücken etwas zu entlasten. Sie kletterten langsam vorwärts, hielten sich dicht an die steilen Wände des Canyons und klammerten sich dabei an Zweige und Büsche. Hier und da schlängelte sich der Pfad im Schatten kümmerlicher Bäume und Büsche, deren ledrige Blätter blaugrün von der staubigen Einöde abstachen. Hoch über ihren Köpfen zogen zwei Geier langsam ihre Kreise, geduldig wartend. Salbeibüsche verbreiteten betäubenden Duft, wenn sie im Vorbeigehen gestreift wurden. Kein Laut war vernehmbar, außer dem Tappen ihrer eigenen Füße und dem steten Wehen des Windes.
    Nach einigen Stunden verzweigte sich der Canyon. Sie marschierten in der Mitte des ausgetrockneten Flußbettes, passierten dann und wann schlammige Stellen. Spiegelglatt geschliffene Steine zeugten von der Gewalt des Wassers.
    »Gibt es überhaupt Wasser hier?« fragte Madrone zweifelnd.
    »Einige Wochen im Jahr, nach Mittwinter, wenn es genug geschneit oder geregnet hat«, erklärte Littlejohn.
    Größere Bäume tauchten auf, Sykamoren mit gefleckter Rinde und Eichen. Sie wurden von den Canyonwänden beschattet. Madrone empfand dankbar die kühlere Luft, die die peinigende Trockenheit ihrer Kehle etwas milderte. Wie gern wäre sie stehen geblieben und hätte einen Schluck Wasser getrunken. Doch Littlejohn wanderte ungerührt weiter, und Madrone riß sich zusammen.
    Sie wanderten nun ziemlich geschützt unter Bäumen. Madrone merkte, wie Littlejohn beschwingter ging, gleichmäßiger ausgreifend. Der Canyon verengte sich und das Flußbett machte immer mehr Biegungen.
    Sie kamen um eine besonders enge Biegung, als Madrone plötzlich in die Mündung eines alten Gewehrs blickte. Der Junge dahinter sah kaum älter aus als vierzehn, ein dunkelbrauner Boy mit langem schmutzigen Haar, das ihm strähnig über die Stirn

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