Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
Vom Netzwerk:
schon tausendfach getan, nur sein Verstand erinnerte sich nicht daran. Vielleicht war es auch nur, daß ihn nichts überraschte, nicht die Wachen, die sie anschrien, nicht der fade Geschmack der Stärkepampe, die hier als Frühstück durchging.
    Er war dankbar für das Schweigen. So hatte er Zeit, die Mitgefangenen zu beobachten und die Erwartungen in ihren Köpfen abzulesen.
    Von ihm, das entdeckte Bird, erwarteten sie so gut wie nichts. Als sie zu den Baracken zurückkamen, drückte ihm jemand einen Besen in die Hand, schob ihn in einen Korridor und verschloß die Tür. Automatisch begann er zu fegen.
    Am Ende der Halle war die Wachstation, ein quadratischer hell erleuchteter Raum mit schweren Glasfenstern, durch die sie Bird und den Eingang hinter ihm im Auge behalten konnten. Die Fenster auf der anderen Seite des Raums überwachten den Schlafsaal, der jetzt leer war. Alle Männer mußten jetzt wohl an ihren Arbeitsplätzen sein. Während Bird nahe am Fenster stand, konnte er die drei Wachen sehen und ihre Unterhaltung schwach durch das Glas hindurch hören.
    »So, Harris, du bist nun also für fest hier unten! Vermute mal, da hat einer klar Schiff gemacht.«
    »Klar Schiff? Von mir aus. Sie glauben, du brauchst hier jemanden mit saftigen Eiern zwischen den Beinen. Einen der euch Jungs auf Vordermann bringt.«
    »Yeah, den richtigen Vordermann könnten wir hier unten schon gebrauchen. Schade auch, daß du's nicht bist.«
    »Nich' dein Typ, Coleman?«
    »King Cole mag hübsche Jungs. Schade auch, aber du hast nicht die erforderlichen Qualitäten.«
    »Wer ist denn der hübsche Junge in der Halle?«
    »Der? Ein Idiot. Fang' nix mit dem an, der ist plemplem. Faß ihn an und der schlägt dir die Zähne aus. Nie einen gesehn, der sich wie der bewegt. Die sagen, er ist ein Hexenmeister, darum haben sie was mit sei'm Kopf gemacht. Du kommst ihm zu nahe, oder seinem verdrehten Mädchen, und du glaubst, er ist der Teufel persönlich.
    »Meine Zähne ausschlagen? Ich werd ihm seine verdammten Eier zerquetschen.«
    »Hat kein' Zweck. Der vergißt es. Weiß nicht, wer er ist oder du. Du trittst ihm in den Arsch, und der weiß es beim nächsten Mal nicht mehr. Hat keine Angst vor dir.«
    »Dann is' er gefährlich. Jesus, warum lebt der noch?«
    »Die wollen ihn lebend, aus was für 'nem Grund auch immer. Weiß nicht. Vielleicht denken die, sein Verstand kommt irgendwann zurück und sie könn' was rausfinden. Vielleicht woll'n sie irgendein Experiment mit ihm machen. Oder sie haben einfach vergessen, warum er am Leben bleiben soll. Aber halt' dich fern von ihm, dann gibt's keine Probleme. Da gibt's andre, die schlimmere Probleme sind.«
    »Wer denn?«
    »Der neue Hillboy, den sie letzte Nacht gebracht haben. Nennt sich Hijohn.«
    »Die nennen sich alle John. John irgendwas oder sowieso John. Das ist einer ihrer Namen für den Teufel,« sagte Coleman.
    »Und was ist sein Problem?«
    »Sein Problem ist unser kleines Problem: Eigentlich müßte er tot sein. Die haben ihn wirklich gut durchgearbeitet. Haben ihn hier reingeworfen als kleine Lektion für unsre Jungs, daß keiner auf komische Ideen kommt. Und warum steht der heute auf und läuft rum?«
    »Er ist ein zäher kleiner Teufelsficker. Aber das kriegen wir hin.«
    Der erste Wachmann schüttelte den Kopf. »Der ist ganz sicher ein Hexer. Muß er sein, wenn er noch lebt.«
    »Ihr habt Hexen im Gehirn, Mann. Ihr wollt den Jungen tot, scheint mir, also arbeiten wir ihn heut' abend nochmal durch.«
    »Das ist leichter gesagt als getan.« Coleman zog eine Zigarette aus der Packung in seiner Brusttasche und tippte damit auf seinen Schreibtisch. »Warte, bis du den Papierkram hinterher gesehen hast.«
    Sie redeten weiter, aber Bird beschloß, daß es klüger sei, sich ein Weilchen woanders aufzuhalten. Er fegte, hielt inne, schwankte und fegte dann wieder. So war es ihm gelungen, ein wenig Raum um sich herum zu erobern, ohne daß er selbst genau wußte, wer er eigentlich war. Diosa, was war ihm nur zugestoßen?
    Noch mehr verwirrte ihn aber das Gespräch über den Mann, den er geheilt hatte. Da war zu vieles, was er nicht verstand. Er fühlte sich, als sei er mitten in eine Geschichte geraten, von der alle anderen den Hintergrund und das Drehbuch kannten. Er aber war nicht einmal sicher, wer die Hauptperson war. Eines schien klar: Hijohns Leben war in Gefahr. Er würde ihn warnen müssen, obgleich er nicht sagen konnte, wozu das gut sein sollte. Aber er war es ihm schuldig. Es

Weitere Kostenlose Bücher