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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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unserer Probleme, bevor sich unsere Gruppe zusammenfand, war ich oft sehr verzweifelt, weil ich niemanden hatte, mit dem ich mich unterhalten konnte.«
    »Habt ihr irgend einen Kontakt zu den Web-Leuten?«
    Schockiertes Schweigen senkte sich über den Raum. Beths Gesicht verschloß sich, ganz als wollte sie ein Geheimnis bewahren.
    »Sie sind nicht ganz von der Sorte, die wir kennen lernen wollen«, erklärte Judith schließlich. Sie kicherte etwas nervös. »Kannst du dir vorstellen, daß wir mit Gewehren herumlaufen, über und über verdreckt?«
    Madrone fing einen Blick von Beth auf. Die Lippen der alten Frau kräuselten sich in sarkastischer Verachtung.
    »Ihr könnt immerhin etwas von ihnen lernen«, meinte Madrone freundlich, »und sie können von euch etwas lernen. Vielleicht könnte ich euch miteinander bekannt machen?«
    Sara blickte auf ihre Uhr und stand auf. »Entschuldigt, meine Damen, aber wir müssen aufhören. Es ist schon nach drei, und ich weiß, daß viele von euch gehen müssen.«
    Die Frauen verabschiedeten sich wortreich, manche hatten sogar Tränen in den Augen. Die Frau mit den aufgetürmten Haaren küßte Madrone auf beide Wangen. Aber Madrone fühlte genau, daß sie sich dazu überwinden mußte.
    Das ist Rassismus, wurde es Madrone fast mit einem kleinen Triumphgefühl klar. Sie fühlt sich wohl wie jemand, der eine seltene Pflanze endlich mal zu Gesicht bekommen hat. Sie hat wirklich Angst, mich zu berühren. Die anderen offenbar auch. Nur Beth, das merkte sie genau, drückte ihr wirklich herzlich und voll Wärme die Hand.
    »Ich würde so gern noch lange mit dir sprechen, tagelang«, sagte Beth, »du erinnerst mich an bessere Zeiten. Ich wohne ganz in der Nähe der Universität, wo ich ein Studentenwohnheim leite. Es liegt an der Gaveley Avenue, in der Nähe des alten Haupttors. Ein rosafarbenes Gebäude, du kannst es gar nicht verfehlen. Besuch' mich mal, wenn du kannst. Oder wenn du einen Unterschlupf brauchst oder ein paar Tage Ruhe...«
    »Danke«, sagte Madrone und umarmte die alte Frau. Ganz plötzlich wünschte sie sich, sie könnte jetzt gleich mit ihr gehen, ihr gegenüber sitzen, essen, trinken und schwatzen.

    ✳✳✳

    Die Frauen waren gegangen. Madrone hatte ein Stündchen geschlafen und fühlte sich nun etwas erfrischt. Sie saß auf Saras bequemem Sofa und blickte durch die großen Fenster auf die Stadt unter ihnen. Der Himmel verlor an Helligkeit, wechselte von hellem Grau zu einem dunklen Indigo. Die Lichter der Stadt begannen aufzuflammen. Sara zog die Vorhänge noch etwas mehr auf, dann kuschelte sie sich auf das Sofa Madrone gegenüber. Das Zimmer war trotz hereinbrechender Dunkelheit immer noch sehr hell und weiß. Die Wände waren in einem sanften Weiß gestrichen. Das große alte Bett im Hintergrund leuchtete mit weißen Laken und Decken wie eine Aufforderung.
    Madrone hätte gern über ihre Idee gesprochen, ein Treffen zwischen den Web-Leuten und den Frauen herbeizuführen. Doch immer, wenn sie davon anfangen wollte, wechselte Sara das Thema. Jetzt war sie bei der Geschichte ihrer eigensinnigen Schwester. Dazu tranken sie Wein, er war leicht und fruchtig, und erfreute Madrones Bienenseele, und sie spürte eine angenehme Müdigkeit in allen Gliedern.
    »Manchmal beneide ich Lisa«, erzählte Sara mit einem Seufzer. »Immerhin hat sie Liebe erlebt, oder zumindest, was sie dafür hält.«
    Soll das ein Stichwort sein? fragte sich Madrone. Was soll ich darauf antworten? »Hast du denn nie Liebe kennengelernt?« fragte sie schließlich.
    »Eher Begierde als Liebe. Und du? Wen liebst du?«
    Sandy mit seinen Möwenaugen und dem Wasserfall schwarzer Haare, und die süße Nita, die mich so gut versteht, Sage, Holybear und Bird, den armen gebrochenen Bird mit seinen heldenhaften Liedern. Sie schwieg. »Viele«, sagte sie schließlich, »Liebe ist etwas Einfaches für mich.«
    »Dann liebe mich«, flüsterte Sara. Sie setzte ihr Weinglas ab, griff sanft nach Madrones Hand und legte sie sich an die Wange. Dann, nach einem Moment, preßte sie Madrones Hand gegen ihre leicht bebenden Brüste und führte sie schließlich sacht über ihren festen Bauch tiefer hinunter. »Ich habe niemals jemanden wie dich kennengelernt«, flüsterte sie, »lehre mich, was Liebe ist.«
    Madrone schwankte, wurde sie verführt, betört oder kommandiert? Bevor sie noch etwas tun konnte, schlüpfte Sara neben sie und drückte ihren Körper an sich. Sie spürte, wie die festen Brüste sich an den ihren

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