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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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links, ihr seid Steward-Soldaten«, rief Schwester Marie zwei Gruppen zu, die sich zum Training versammelt hatten. »Ihr seid bewaffnet, ihr habt Befehl, zu den Leuten in die Häuser zu gehen und ihnen das Wasser abzusperren. Ihr rechts seid City-Leute, und es sind eure Häuser, die von den Steward-Soldaten geentert werden. Was tut ihr? Los jetzt!«
    Chaos folgte, als fünfzig Leute nun quasi aufeinanderprallten, bald waren alle in erregte Diskussionen miteinander verwickelt. Bird und Marie beobachteten das alles gespannt, ebenso einige Zuschauer, die nebenbei die Sonnenwärme genossen. Der Rasen schimmerte in sanftem Grün, und die alten Zedern breiteten, von allem unberührt, ihre Äste aus. Es fiel schwer, sich vorzustellen, dachte Bird, daß alles sich ganz schnell ändern könnte.
    »Haben wir ihnen genug Zeit gelassen?« fragte Marie.
    »Laß ihnen noch einige Minuten«, meinte Bird. »Was kommt eigentlich als nächste Übung dran?«
    »Das Kittchen«, antwortete Marie, »für die Leute, die Wasser stehlen wollen.«
    »Richtig. Gute Idee!«
    »Glaubst du, daß wir das Thema Wasser beim Training zu wichtig nehmen?«
    »Das Thema können wir gar nicht ernst genug nehmen. Wasser ist Leben. Es ist das erste, worüber unser Feind die Kontrolle haben möchte.«
    »Ich denke, es ist Zeit, die Übung wieder zu beenden«, sagte Marie. Doch plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht vor Qual, sie krümmte sich. Erschrocken nahm Bird ihren Arm und stützte sie. Marie tat einige tiefe Atemzüge, dann richtete sie sich wieder auf. »Entschuldige. Ich glaube, der Krebs hat nun meinen Rücken erreicht.«
    »Du arbeitest zu hart. Du solltest dich ausruhen und versuchen, gesund zu werden.«
    »Ich möchte mich nützlich machen, solange ich kann. Es wird mehr als nur anstrengend für uns alle werden, die City-Leute durch dieses Training zu peitschen, und das innerhalb der nächsten zwei Wochen.«
    »Wir haben noch andere Trainer«, wandte Bird ein.
    »Wir beginnen heute nacht«, sprach Marie weiter, »wir haben einiges Material ausgearbeitet und inzwischen einige Erfahrungen mit uns selbst gesammelt. Oh, diese Gruppe hat ihr Zeitlimit längst überschritten!«
    Sie griff zu der weißen Tonpfeife, die an einem dünnen Riemen um ihren Hals hing und schickte einen schrillen Pfiff in die Luft. »Stop, aufhören! Nun denkt jeder einen Moment nach, wie fühlt ihr euch, wie hat es funktioniert und was hat nicht geklappt? Soldaten: Wie habt ihr euch in eurer Rolle gefühlt?«
    »Ich war erstaunt, wie nervös ich war bei dem Gedanken, in ein fremdes Haus einzudringen. Ich hatte Angst, obwohl ich doch ein Gewehr hatte«, antwortete eine Frau.
    »Ich fühlte mich sehr stark. Ich meinte, jeder müßte vor mir Angst haben und mir gehorchen. Aber die Frau, die mir entgegentrat war so ruhig und schien so selbstsicher zu sein, daß ich bald nicht mehr wußte, was ich tun sollte«, sagte ein Mann. Auch die anderen aus der Gruppe der »Soldaten« gaben ihre Erfahrungen zum besten.
    »Und die andere Seite?«, fragte Marie nun, »wie fühltet ihr euch gegenüber den Soldaten?«
    »Es war schrecklich! Ich mußte mich hinsetzen und konnte kaum noch atmen. Ich hörte mein Herz wild hämmern. Aber dann wurde ich plötzlich ganz ruhig, ich konnte dem Soldaten direkt ins Gesicht sehen, konnte ganz ruhig mit ihm sprechen. Ich hatte mich völlig unter Kontrolle«, berichtete Sachiko von der Musiker-Gilde.
    »Das kann ich von mir nicht sagen«, antwortete eine Frau in ihrer Nähe bekümmert, »ich konnte es nicht glauben, daß Soldaten einfach in mein Haus kommen und mich herumkommandieren würden. Ich fing an zu schreien.«
    »Und du, Soldat, wie fühltest du dich dabei als die Frau schrie?«, fragte Marie.
    »Ich habe das als richtig angenehm empfunden. Es war das, was ich erwartet hatte. Mit solchen Leute macht man dann kurzen Prozeß«, sagte der Angesprochene.
    »Denkt darüber nach«, rief Marie, »laßt uns nun weitermachen.«
    Eine Gruppe von Kindern, von Rosa geführt, kam über den Rasen auf sie zu.
    »Können wir jetzt mit dem Training beginnen?«, fragte Rosa.
    Marie und Bird wechselten einen Blick.
    »Ich hasse es, daß Kinder in solche Dinge hineingezogen werden«, murmelte Marie.
    »Aber wenn es wirklich Krieg gibt, werden sie immer mit hineingezogen«, gab Bird zu bedenken.
    »Ich weiß. Okay, Rosa, ihr könnt mit dem Training beginnen.«
    Die Gruppe markierte eine Fläche auf dem Rasen, und alle warteten, während Marie und Bird sich berieten.

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