Das Fünfte Geheimnis
aufgewendet wird. Und es darf keine nicht mehr zu ersetzende Energie verbrauchen. Schönheit: Es soll nicht destruktiv auf unsere Umwelt wirken. Nahrung für Geist und Phantasie. Privatautos etwa, fallen dann schon weg. Sie sind sicherlich nützlich, und viele Leute sagen auch, daß sie schön sind. Aber sie sind nicht effektiv genug, im Vergleich zu dem, was sie verbrauchen. Computer, die mit unseren neuen Kristallen arbeiten, sind sehr effektiv, und unsere Vernetzung macht neue Formen der Kommunikation möglich: Nachrichtenübermittlung, Berechnungen, vieles andere. Wir haben auch andere Fortschritte gemacht, etwa bei der Solar- und Wind-Energie und bei der Landwirtschaft. Manche Industriezweige mußten verschwinden, und anderes mußte geändert werden. Papier etwa machen wir jetzt aus Hanf und nicht mehr aus Holz.«
»Was ist mit Frauenarbeit? Gibt es bei euch Hausangestellte, die diese Arbeit erledigen und Leute, die sich um die Kinder kümmern?« fragte Judith.
»Jeder bei uns macht jede Arbeit, nicht nur Männer oder nur Frauen. Und alles wird bezahlt. Jeder Haushalt bekommt Kredit für eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstunden pro Person. Für Hausarbeiten, für Babysitter oder für andere Arbeit, die gemacht werden muß. Du kannst diesen Kredit auch weiterverkaufen und die Arbeit selbst machen oder von anderen Kredit hinzukaufen, so daß du in deinem Haushalt alles von anderen erledigen lassen kannst, wenn du willst. Und es gibt immer ein paar Leute, zum Beispiel Studenten, die gern mal kurz für dich arbeiten, um Kredit zu bekommen, ohne daß sie deshalb gleich fest in eine Arbeitsgruppe eintreten müssen.«
»Und die Ehe?« fragte Sara.
»Das ist ein privates Arrangement zwischen den beiden betreffenden Personen. Manchmal basiert eine Heirat auf den Grundlagen der Religion, sofern beide einer Glaubensgemeinschaft angehören, die entsprechende Regeln aufgestellt hat. Aber es ist kein wirtschaftliches Arrangement mehr. Wenn ein Mann und eine Frau zusammen leben wollen, gemeinsam für das Haus und die Kinder aufkommen wollen, bekommen sie für diese Arbeit denselben Kredit, den sie für irgendeine Tätigkeit außerhalb des Hauses bekommen hätten. Weil nämlich alle Arbeit gleich viel wert ist.«
»Wie ist das zu verstehen?«
»Das soll heißen, die Arbeit eines Heilers ist pro Stunde nicht mehr wert als die eines Farmers oder Lehrers. Oh, über dieses Thema wird im Council immer wieder debattiert, endlos, aber wir kommen immer wieder zu demselben Schluß. Nämlich, daß unser System nur funktioniert, wenn alle Arbeit gleich viel wert ist. Ein Wirtschaftssystem ist wie ein lebendiger Organismus, zu seinem Funktionieren sind alle Teile gleich notwendig.«
»Also ist Scheidung auch legal?« fragte Sara.
»Ist sie denn hier nicht legal?«
»Es ist eine Sünde«, sagte Sara, und Madrone empfand, daß ihre Stimme sehnsüchtig klang. »Du verlierst dann deine unsterbliche Seele. Außer, du hast genug Geld, um dir einen Dispens zu erkaufen.«
»Was Frauen in der Regel nicht können«, mischte sich Beth ein, »nur die Männer können das.«
»Einige Männer«, das war Judith, »keineswegs alle. Nicht einmal die wohlhabenden, sondern nur die reichen Männer.«
»Bei uns ist es weder legal noch illegal«, erklärte Madrone, »wir haben nicht einmal so viele Gesetze darüber. Es berührt ja eigentlich nur das Paar selbst. Anders freilich, wenn es Probleme gibt, die sie nicht einvernehmlich lösen können. Etwa, wer von ihnen die Kinder bekommen soll. Dann müssen sie zu einem Vermittler gehen oder zum Nachbarschafts-Council.«
»Also, kann ein Mann seine Frau einfach verlassen, weil er eine jüngere oder hübschere gefunden hat?«
»Wenn es deswegen ist, ja. Oder sie kann ihn wegen eines jüngeren und hübscheren Mannes verlassen. Oder wegen einer Frau. Aber sie ist nicht für den Rest ihres Lebens von ihm abhängig. Sie bekommt immer den ihr zustehenden Kredit.«
»Bei uns wird gesagt«, ergriff nun eine andere Frau das Wort, die bisher geschwiegen hatte, »daß die Gesetze der moralischen Reinheit die Frauen schützen. Ohne diese Gesetze würden die Männer nach Lust und Laune Frauen auf der Straße vergewaltigen.«
»Aber im Schutz des Gesetzes«, rief Beth dazwischen, »können hier bei uns die Männer sich an Frauen ganz nach Lust und Laune vergnügen. Die eine heiraten sie, die andere nehmen sie als Geliebte, die dritte für dies oder das.«
»Gibt es bei euch viele Vergewaltigungen und
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