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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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einlegen.«
    »Formelle Esel seid ihr«, brüllte jemand von hinten aus der Menge. Jemand brachte ihn zum Schweigen, und das Geräusch der Trommel wurde wieder lauter.
    »Das Wasser in dieser City ist frei«, fing Marie wieder an, »es gehört uns allen. Mehr noch, Wasser zählt zu den Vier Heiligen Dingen, die niemandem gehören können, nur uns allen. Niemand in dieser City muß Durst leiden. Niemand muß um Wasser bitten oder es stehlen.« Sie sprach, wie Maya bei sich registrierte, eigentlich nicht zum General, sondern zu den Soldaten, die hinter ihm standen. »Wir alle haben uns geschworen, daß es immer so bleiben soll. Weil wir das Wasser schützen, haben wir auch genug davon, sogar für euch... Lebt mit uns auf unsere Weise, und keiner von euch muß jemals Durst leiden. Und außerdem ist immer ein Platz für euch an unserer Tafel gedeckt, kommt, eßt mit uns gemeinsam.«
    Bird stand dicht hinter Marie, um ihr Rückhalt zu geben. Sie hatten vereinbart, daß Marie zuerst sprechen sollte. Ihm kam das alles ganz unwirklich vor. Dabei war es nahezu identisch mit den Rollenspielen, die sie eingeübt hatten, dachte er.
    Vielleicht sitzen wir wenig später alle zusammen und besprechen diese Übung, fragen den General, wie er sich gefühlt hat? Er hätte am liebsten gelacht, aber er biß sich gerade noch rechtzeitig auf die Lippen. Irgendwo hinter ihm dröhnte die Trommel, und der Rhythmus gab ihm Kraft.
    Der General blickte auf die vier. Er schien unschlüssig, an wen er sich wenden sollte. Marie war zwar eine Weiße, aber auch eine Frau. Roberto war zwar der Älteste, aber ein Schwarzer. Während er noch überlegte, strömten weitere Menschen zu den City-Bewohnern vor den Fluttoren.
    Schließlich fixierte General Alexander Roberto. Er blickte ihn scharf an.
    »Paß auf !« fauchte er. »Alles Wasser gehört jetzt der Steward-Corporation. Wasser ist ein kostbarer Rohstoff, noch kostbarer, weil gierige und unverantwortliche Menschen ihn verschwenden. Deshalb haben wir Stewards die Kontrolle darüber übernommen, zur besseren Versorgung aller und zum Schutz des Wassers. Entweder hört ihr nun auf, unsere Arbeit zu behindern, oder es wird Blut fließen. Und dafür seid ihr dann verantwortlich.«
    Robertos Gesicht blieb ruhig und gefaßt. Er blickte dem General direkt in die Augen und sagte milde: »Sie haben nichts verstanden. Wir können nichts anordnen oder befehlen. Wir sind nur die Augen und Ohren der City-Bewohner, wir führen nur deren Wünsche aus. Wir können ihnen nichts befehlen, selbst wenn wir gewählten Räte mit Ihnen zusammenarbeiten wollten. Aber wir City-Bewohner würden nie mit Dieben kooperieren wollen, die unser aller Wasser stehlen. Wasser ist heilig, es ist eines der Dinge, für das wir unser Leben riskieren würden. Und immer noch haben wir einen Platz an unserer Tafel für Sie gedeckt, kommen Sie, essen Sie mit uns gemeinsam.«
    Der General riß seine Pistole hoch und schoß Roberto in den Kopf.
    Robertos Augen öffneten sich weit, dann strömte plötzlich Blut aus seinen Nasenlöchern, und er fiel, ein dunkles Etwas in dunkler Nacht. Entsetztes Stöhnen ringsum.
    Gerneral Alexander drehte sich zu Lan.
    »Verstehst du mich nun, wenn ich sage, daß dies kein Spiel ist? Ich habe nicht um Kooperation gebeten. Ich habe euch gesagt, ihr habt keine andere Wahl. Wenn du sterben willst, für dein Recht, Wasser zu verschwenden, so hast du jetzt eine gute Gelegenheit. Entscheide dich.«
    Jetzt kommt es, dachte Bird, und ebenso plötzlich war seine Angst wie fortgeblasen. Es gab nichts mehr, was er hätte tun können, außer hier zu stehen und wenn es soweit war, sein Sprüchlein zu sagen. Ganz einfach, und danach würde alles schnell vorbei sein. Kein nervtötendes Warten mehr, keine Übungen mehr, die Zeit war gekommen. Er würde hier sterben, in diesem sanften milden Mondlicht, das über die Hügel, das Wasser und die Menschen strömte. Plötzlich meinte er jedes Gesicht in der Menge genau zu sehen, blasse Gesichter. Er konnte die grünen Gärten am Fuß der Hügel riechen, er hörte den Wind in den Baumwipfeln rauschen, und die Trommel dröhnte weiter, wie der Herzschlag der City. In diesem Moment zu sterben, das wäre gar nicht so schlecht. Maya war ganz nahe, das wußte er, er wünschte, er könnte ihr in die Augen sehen und lächeln. Aber so heldenhaft fühlte er sich nicht.
    »Wir haben für euch einen Platz an unserer Tafel gedeckt, kommt, eßt mit uns gemeinsam«, hörte er Lan sagen, und dann

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