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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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gut für ihn. Doch das ist nicht die Hauptsache. Wir werden zu dem, was wir tun. Wenn wir solche Dinge tun, wie sollen wir dann jemals eine bessere, glücklichere Welt bekommen? Wie können wir dann zusammen etwas Neues aufbauen?«
    »Wer sagt denn, daß die Angels daran interessiert sind, etwas Neues aufzubauen? Mit einem Haufen widerlicher Ratten und einer Handvoll ausgedörrter Hill-Boys?« fragte Raffael spöttisch.
    Angst überkam Madrone. Angst vor ihren bösen Blicken, starr wie Todesengel. Ihre Worte waren Betrug an den Angels, sie waren wie ein Richterspruch. Das würden sie ihr nicht vergeben.
    Ich bin einfach zu feige, ihn zu töten. Zimperlich. Wie die Leute, die zwar gern Fleisch essen, aber keine Fliege töten könnten.
    In der Ferne heulte eine Sirene.
    »Verdammt«, sagte Gaby, »wir haben zuviel Zeit verloren.«
    »Raus«, befahl Raffael, er zog sein Messer und stieß es mit einer einzigen schwungvollen Bewegung dem Mann ins Herz. Er gurgelte, spuckte Blut und starb. Sie stürmten davon.
    »Verteilt euch«, rief Raffael draußen. Und plötzlich stand Madrone ganz allein da. Angst krallte sich in ihr Herz. Das ist meine Strafe, dachte sie voller Panik. Sie wußte weder genau, wo sie eigentlich war, noch wie sie zurück in die Berge kommen sollte. Sie kannte weder geheime Wege noch Verstecke.
    Aber sie mußte verschwinden. Und das schnell. Sie mußte weg von dieser Straße, wo links und rechts schneeweiße Villen standen, wo niemals jemand zu Fuß ging. Blindlings drehte sie sich um und rannte fort. Nur weg von der näherkommenden Sirene.

Kapitel  27
    Madrone zwang sich, betont gleichmäßig zu gehen, so als hätte sie ein Recht darauf, hier herumzulaufen. Angespannt ließ sie die Augen umherstreifen, immer auf der Hut. Ziemlich schnell war sie aus dem Villenviertel herausgekommen. Immer Richtung Süden oder Osten, durch die Trümmer der Häuser dort und die überschwemmten Gebiete der Stadt, wo das Meer durch geborstene Deiche eindringen konnte.
    Die Sonne schimmerte nur trübe durch den verhangenen Himmel. Nebel zog auf. Häuserruinen ragten halb aus dem Wasser. Manche Gebäude standen noch, hier hatten die Bewohner ihr Hab und Gut offenbar einfach ein oder zwei Stockwerke höher geschleppt. Sie konnten ihre Wohnungen nur noch mit dem Boot erreichen. Madrone schüttelte den Kopf: Würden diese maroden Häuser den nächsten Sturm überstehen?
    Seit dem frühen Morgen war sie unterwegs, ohne Pause. Erschöpfung machte sich breit. Sie brauchte dringend ein Versteck und natürlich etwas zu essen und zu trinken. Und jemanden, der sie in die Arme nehmen und trösten würde. Oder einen sicheren Abstand von den Dingen, damit sie das Erlebte verarbeiten konnte.
    Hast du dich auch jemals so gefühlt, Mutter? Gejagt, voller Angst? Oder geschah alles viel zu schnell? Warum kann ich niemals deine Anwesenheit spüren, so wie ich Johanna oft fühle oder manchmal Sandy. Wohin bist du gegangen, Mutter?
    Da war plötzlich ein sanfter Hauch in der Luft und berührte ihre Wangen zärtlich. Hörte sie es oder dachte sie es nur: Eine Stimme sprach zu ihr, rauh und männlich, im gedehnten spanischen Tonfall von Guadeloupe: Cuida tus espaldas, hija. Paß auf, was hinter dir passiert, Kind!
    Madrones Bienen-Instinkt nahm ganz schwach das metallische Geräusch eines Jeeps wahr. Eine Patrouille! Was nun? Vor ihr eine leere Straße, die direkt zur ehemaligen Seepromenade führte. Dahinter nur Wasser. Links und rechts teilweise zertrümmerte Piers. Nirgends ein Versteck. Es gab kein Zurück.
    Sigue tu rumbo! Geh weiter. Nicht zögern.
    Wer mochte das sein, der ihr da Ratschläge gab? Sie ging weiter in Richtung Promenade. Ihre Schritte hallten auf dem Holz. Das Wasser sah seltsam aus. Johannas Warnungen kamen ihr in den Sinn: „Geh nicht in das Wasser, hörst du? Du weißt nicht, was alles drin ist!“
    Schwere Schritte hinter ihr. Und wie ein Echo das Geräusch schwerer Stiefel auch vor ihr. Eine Patrouille von vorn! Und eine von hinten! Gefangen...
    Wer immer du bist, der da zu mir spricht, was soll ich tun? Muß ich nun sterben? Habe ich deshalb plötzlich Verbindung zur anderen Welt?
    Seitlich vor ihr, aber ganz nah, ragten die Trümmer eines alten Piers aus den Fluten. Das Geländer auf der einen Seite stand noch, es bildete eine schmale Brücke zu dem dahinter liegenden Pier, der wundersamerweise nicht ganz zerstört worden war. Madrone kletterte hastig am Geländer entlang, hangelte sich schrittweise weiter. Das ist

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