Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
Vom Netzwerk:
weiter, Schritt für Schritt bekommst du den Klienten klein. Am Ende leckt er dir die Hand, wie ein geprügelter Hund. Und das ist es, das ist ein verdammt starkes Gefühl, einen Mann, einen starken Mann, kleingekriegt zu haben.“
    Soll das eine Warnung an mich sein, durchzuckte es Bird. Zeigt er mir den Weg, der noch vor mir liegt? Wie weit ist es mit mir gekommen? Habe ich nicht längst das Gefühl, daß mir der Boden unter den Füßen entgleitet? Bird fühlte sich wieder fallen, tiefer und tiefer, aber das Vakuum war nicht mehr ganz so beängstigend. Etwas Neues gab ihm Zuversicht. Seine Einheit. Blitzartig erkannte er, daß er ganz gegen seinen Willen ein Teil dieser Einheit geworden war.
    Doch nachts hielten ihn quälende Fragen wach. Wann würde der General genug von ihm haben und ihn erschießen lassen? Wie lange konnte er Rosa schützen? Und zu was für Taten würden sie ihn noch alles veranlassen?
    Dann waren da diese nächtlichen Geräusche im Stockwerk unter ihnen. Die Männer drängten ihn, hinunterzugehen. „Da kannst du frisches Fleisch kosten“, forderten sie ihn auf und lachten, wenn er ablehnte. Es könnte Rosa sein, die da unten war, dachte Bird. Oder sie hatten irgend jemands Tochter, Schwester, Frau oder Freundin. Nein, nein, er würde nicht hinuntergehen. Aber er konnte die anderen auch nicht zurückhalten. Er warf seinen Körper nicht dazwischen, um irgendetwas zu verhindern, wie es Rosa an seiner Stelle getan hätte.
    „Heute abend gibt es wieder frisches Fleisch“, rief Sechzig-vier vergnügt in den Raum, wo die Männer untätig herumlungerten. „Sie haben uns ein City-Girl hingelegt. Gleich geht's los.“
    „Laßt Birdy-Boy als ersten ran“, grölte Nullneun. „Er hat sicher schon lange kein Fleisch mehr geschmeckt.“
    „Nein!“ platzte es aus Bird heraus, bevor er sich stoppen konnte. Es war gefährlich, diesen abgestumpften und rohen Kerlen zu widersprechen.
    „Magst du keine Pussy?“ spöttelte Neullneun, ein Unterton schwang in seiner Stimme.
    „Oh doch, ich mag Frauen“, gab Bird im Brustton der Überzeugung zurück. Ruhig bleiben, sagte er sich, nur nicht in die Defensive geraten. Und er dachte an die Frau, die im Zimmer unter ihnen lag, ein wehrloses Opfer, allein der Gedanke verursachte ihm Übelkeit. Er konnte eine Frau doch nicht vergewaltigen. Es wäre ein Betrug an allen zärtlichen und liebevollen Stunden sein, die er je mit Frauen erlebt hatte, eine Absage an die Höhen und Tiefen der Lust, die nur gemeinsam erlebt werden konnten – aber nie gegen den Willen eines Menschen. Die Tiefe seines Gefühls überraschte Bird. Es machte ihm Angst. Also hatte er doch noch etwas zu verlieren.
    „Eine wartet im nächsten Raum auf dich.“
    Was sollte er nun sagen? „Keine einzige von den Frauen, die ich mal geliebt habe, würde noch etwas mit mir zu tun haben wollen, wenn ich eine Frau vergewaltige.“
    „Wer würde es ihnen erzählen?“
    Wenn du jemanden wirklich liebst, wenn du dich ihm ganz öffnest, dann kannst du einen Fehltritt wie diesen nicht verbergen. Der andere merkt es. Ich wäre ein anderer Mensch.“
    „Ich glaub', das ist ‘ne gute Sache, daß ich niemanden liebe“, erwiderte Nullneun. Die anderen lachten laut. Die Spannung wich.
    Ich sollte es dabei belassen, dachte Bird. Aber vielleicht, ja vielleicht, konnte er etwas bei ihnen erreichen.
    „Es ist eine üble Sache“, sprach Bird weiter, „jemanden zu lieben ist wundervoll. Liebe mit einer Frau, die dich liebt und es auch möchte, oder Liebe mit einem Mann...“
    „Männer? Hast du Liebe mit einem Mann gemacht..?“ staunte Nullneun.
    „Sicher, warum nicht?“
    Stille im ganzen Raum.
    „Teufel auch! Das ist es, wie Dämonen in dich eindringen“, rief Sechzig-vier.
    „Komm, komm. Glaubst du das wirklich?“ gab Bird zurück, „all die Jungs, die hier die ganze Zeit zusammen sind, erzählt mir nicht, ihr habt es noch nie miteinander versucht?“
    Die Atmosphäre im Raum wurde eisig. Alle schwiegen. Oh, verdammt, dachte Bird, hätte ich doch meinen Mund gehalten.
    „Du nennst uns Schwule?“ fragte Nullneun schließlich leise.
    Was jetzt, fragte sich Bird verzweifelt. Einen Rückzieher machen, oder die Sache durchfechten? Aber wieviele könnte ich erledigen? Sie sind alle sehr kräftig und es sind fünfzehn, zwanzig. Ich bin allein.
    „Nein“, sagte Bird, „ich nenne keinen irgendwas.“
    „Und du, bist du ein Schwuler?“
    Scheiße! Wenn er sich jetzt entschuldigte und einen Rückzieher

Weitere Kostenlose Bücher