Das Fünfte Geheimnis
den Norden.“
„Im Norden herrscht Krieg“, sagte Madrone und schloß die Augen.
„Hier ist auch Krieg“, konterte Sara.
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Sollte sie jemals wieder nach Hause kommen, schwor sich Madrone, würde sie sich nie wieder über die langweilige Architektur des Zentral-Krankenhauses beklagen. Sie ging endlose Korridore entlang, sie waren blitzend sauber, blitzend weiß, mit einem Wort, langweilig und deprimierend. Blendendes Licht überall. Alles sah gleich aus. Nur die wechselnden Schilder an den Türen gaben ihr das Gefühl, nicht in einer sich endlos drehenden Tretmühle gelandet zu sein.
Sie hatte Angst. Ganz in Weiß, in den Händen einige Papiere, versuchte sie den Eindruck zu erwecken, hierher zu gehören. Das weiße Häubchen bedeckte die Bienen-Narbe auf ihrer Stirn. Aber ihr Gesicht, von der Sonne inzwischen noch dunkler gebrannt, von Wind und Wetter durchfurcht und sicherlich auf allen Fernsehkanälen zu sehen, mußte eigentlich jedem auffallen. Und ihre Angst, konnte sie nicht jeder riechen? Madrone zwang sich, ruhig weiter zu gehen.
Drittes Untergeschoß, fünf Türen weitergehen, dann kam eine Tür ohne Schild. Hier gab es eine Sicherheitsschleuse. Okay, dachte sie, ich muß es irgendwie schaffen.
Weiter, weiter, Mädchen. Jawohl, Vater. ich habe versucht, jemanden zu finden, der mitkommt und mir den Rücken deckt. Aber das einzige, was ich erreicht habe, ist Saras Versprechen, daß sie mit dem Auto auf uns wartet. Und die Götter mögen geben, daß niemand das Verschwinden eines weißen Kittels und der weißen Haube merkt, die Marica besorgt hat. Vater, auch wenn dein Abenteuererblut in meinen Adern fließt, für dies hier bin ich bestimmt nicht geboren.
Die Treppe, und nun zählen. Noch eine Tür, ja, dies muß sie sein. Was ist das für ein Lärm? Eine Tür hat sich geöffnet. Soll ich stehen bleiben? Nein, nein, nur immer weiter, im gleichen Rhythmus wie bisher. Diosa! Die Schritte entfernen sich. Und hier ist die Tür. Aufmachen, richtig, das ist der Korridor und nun links, weiter, weiter... Wie leicht kommt man doch durcheinander, bei diesen öden weißen Wänden. Warum haben sie keine Nummern oder Symbole an den Türen?
Jenseits der Halle öffnete sich eine Tür. Weitergehen, befahl sich Madrone. Schön gleichmäßig. Hatte sie ein Stöhnen gehört? Aber noch bevor sie sich darauf konzentrieren konnte, war das Geräusch wieder abgeschnitten, die Tür schloß sich, eine weißgekleidete Person huschte an ihr vorbei. Madrone sah überhaupt nicht hin, war es eine Frau oder ein Mann? Sie hatte es nicht bemerkt. Ihr Herz schlug wild. Schön gleichmäßig weitergehen, nur nicht auffallen.
Sie ging durch den ersten Flügel, ja, hier war die erste Doppeltür. Sie war mit einem elektronischen Code gesichert. Madrone hielt inne. Der Korridor war leer. Nachdenken, schnell nachdenken, wie war das noch bei diesen endlosen Nachmittagen in den elektronischen Labors gewesen? Der Geist ist ein elektrisches Feld, hatte der Professor damals erläutert. In der Haut fließen elektrische Ströme, deren Stärke durch konzentrierte Gedanken beeinflußt werden kann. Madrone hatte kein sonderliches Talent für diese Sachen. Zorah freilich war unzweifelhaft ein Phänomen auf diesem Gebiet gewesen. Sie wäre heute sicher Programmiererin für die Kristall-Computer, dachte Madrone, das heißt, wenn sie noch lebte. Aber ich habe es damals auch geschafft. Ich habe gelernt, meine Hautelektrizität so zu bündeln, daß die Lampen angingen. Das war relativ leicht. Nur ein Blip in der Spannung, die der Geist verändert, so wie jetzt, gerade so, und schieben und ziehen, ja, kein Alarm, nur ein leichtes Flackern auf dem Monitor, so leicht, daß jeder es nur für eine kleine Unregelmäßigkeit in der Spannung halten würde. Sie schwitzte.
Nun, nun, beschwichtigte sie sich. Tief atmen, gleichmäßig weitergehen, die Poren schließen. Weitergehen. Schon wieder so ein endloser Korridor. Hör auf mit den Selbstbeschuldigungen. Weg mit der Angst! Oder wie Johanna zu sagen pflegte, Angst ist wie verblühender Löwenzahn, kräftig blasen, und alles ist weg!
Schließlich stammte sie aus einer langen kriegerischen Ahnenreihe. Alles Kämpfer! Dies hier war doch gar nichts! Wieder eine Tür mit elektronischer Sicherung. Die Hand drauf, und - klick - durch!
Sieh an, es wurde immer einfacher. Kein Problem. Jetzt nur nicht übermütig werden. Ruhig bleiben und konzentriert. Eine Tür knallte. Weißgewandete Männer schoben einen
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