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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Ch'i wollen wir uns einhüllen in die Vorstellung, daß dies ein ganz normaler Vorgang ist. Eine frisch entlassene Patientin wird im Rollstuhl hinausgefahren zu einem wartenden Auto. Geburtsprobleme, vielleicht, nichts Ungewöhnliches und, ja, da war die Tür nach draußen. In „El mundo bueno“, der guten Welt würde diese Tür sich einfach öffnen, automatisch, ganz normal. Jetzt waren es nur noch ein paar Schritte. Luftholen, noch ein Schritt, sie würden es schaffen, nur noch drei Schritte, zwei, einer. Pause. Die Tür öffnete sich, gesegnet sei die Erde, sie traten ins Freie.
    Und während sie zur Tür hinaustraten, brach der Alarm los.

    ✳✳✳

    Glocken schrillten, Sirenen heulten, Befehle wurden gebrüllt. Stiefel rannten über das Pflaster. Ihre Hände krampften sich um die Griffe von Katys Rollstuhl, und sie holperte den Stuhl die Treppe hinunter, ohne die gewundene Rampe zu benutzen. Hinter ihr schrie eine Stimme. Ein Laserstrahl zischte über ihre Köpfe hinweg. Nur weiter! Die Straße schien Meilen entfernt. Sie konnte ein schwarzes Auto sehen. War es Saras Auto, war es der richtige Wagen? Die Zeit, die sie für die zwanzig Meter bis zum Auto brauchen würden, könnte reichen, um sie zu den Ahnen zu befördern. Sie war so ausgepowert, daß es ihr völlig egal war. Sie zwang ihre Füße, sich zu bewegen. Sie stolperte, sie rannte, und sie rief still um Hilfe.
    Wieder kam ein warnender Ruf von hinten. Ein Schuß, er heulte dicht an ihr vorbei. Ein Laserstrahl zuckte, und das Gebüsch vor ihr ging in Flammen auf. Und plötzlich waren sie umsummt von einem riesigen Bienenschwarm. Die kleinen Schwestern, dachte Madrone. Und sie war selbst ein Teil der summenden, brummenden kreisenden Masse, ihr ganzes Sein war erfüllt mit dem Geruch von Abwehr und Wut. Katy schrie auf, und Madrone legte ihr die Hand auf die Schulter, sammelte ihre letzte Kraft in einen Mantel des Gutseins, denn sie fühlte, daß der Bienenschwarm ausgeschwärmt war, alles Böse, Falsche und Kranke zu töten.
    „Nicht sie, nicht Katy“, stieß Madrone hervor. Aber mit Worten waren die Bienen nicht zu erreichen, nur mit Gerüchen, Energien und Bildern. Katys kranker Geruch war für die Bienen stärker als der Hauch der Gefahr, die von hinten drohte. Katy schrie verzweifelt auf und schlug ihre Hände vors Gesicht.
    „Sie stechen mich“, schrie sie, „hilf mir!“
    Madrone hielt inne. Gefahr von hinten, Bedrohung direkt vor ihnen, gleichviel, sie brauchte jetzt einen winzigen Moment. Einfach nur einen Moment ruhig atmen, ruhig nachdenken, sich konzentrieren. Sie warf ihren Körper schützend über Katy. Dann versuchte sie die Ausstrahlung einer brütenden Bienenkönigin nachzuahmen, die ein Bienenschwarm unter allen Umständen zu schützen bereit war. Und hinter ihnen, jenseits der zustechenden Bienen, drohte weiter tödliche Gefahr. Was hatte Melissa sie gelehrt? Tief atmen, Ausstrahlung konzentrieren, alles in der Bienennarbe auf der Stirn sammeln und verströmen lassen. Und tatsächlich, sie merkte, wie sich das Summen der Bienen änderte. Sie hörte hinten Schreie, sah rennende Gestalten, die sich ins Haus flüchteten. Danke, kleine Schwestern, dachte sie, ihr habt die Verfolger in die Flucht geschlagen, habt uns einen Moment Zeit verschafft. Den entscheidenden Moment!
    Schnell ergriff sie den Rollstuhl. Vorwärts. In der Auffahrt stand der schwarze Wagen. Ein kurzes Hupsignal. Eine Hand winkte aus dem Autofenster. Diosa, hoffentlich war es wirklich Sara. Aber an der Hand hatte ein Diamant aufgeblitzt, es mußte Sara sein.
    Madrone riß die hintere Tür des Wagens auf. Fast gewaltsam schob sie Katys schlaffen Körper ins Wageninnere, warf sich selbst auch hinein. Das Auto fuhr so ruckartig los, daß Madrone zur Seite geschleudert wurde. Krampfhaft versuchte sie, die offene Tür zu schließen. Katy schrie vor Schmerz auf. Endlich war die Tür zu. Sara verließ in rasendem Tempo das Krankenhausgelände.
    „Was ist passiert?“ fragte Sara.
    „Es gab Alarm, als wir durch die Tür gingen.“
    „Hast du sie nicht nach einer Identitäts-Karte oder einer Tätowierung oder irgend etwas untersucht, das einen Alarm auslöst?“ fragte Sara verblüfft.
    „Sorry, aber daran habe ich nicht gedacht“, sagte Madrone.
    „Du kannst auch nicht an alles denken.“
    Erst jetzt sah sie ein dünnes Plastikband um Katys rechten Arm. Madrone biß es mit ihren Zähnen durch.
    „Könnte es das gewesen sein?“
    „Möglich. Es könnte aber auch

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