Das Fünfte Geheimnis
irgend etwas in ihren Körper eingepflanzt sein, um sie zu orten, wenn sie versucht zu flüchten.“
Ja, wirklich, von dem Plastikband ging ein Energiestrom aus. Madrone spürte es jetzt ganz genau. Daß sie es nicht früher bemerkt hatte. Wütend kurbelte sie ein Fenster herunter und warf das Plastikband hinaus. Was noch? Tief atmen, befahl sie sich und Katy. Es schien ihr besser zu gehen, obwohl sie insgesamt in keiner guten Verfassung war. Als nächstes mußte das Fieber gesenkt werden. Madrone fühlte sich völlig ausgepumpt. Aber sie hatten es geschafft!
Im Auto summten ein Dutzend Bienen, sie waren mit in den Wagen gelangt. Es klang nicht bedrohlich, eher gemütlich. Madrone öffnete das Fenster noch einmal und scheuchte die Bienen einzeln hinaus. Dabei verbreitete sie Ströme von Dankbarkeit, Freundlichkeit und Honigduft um sich. Ohne die Bienen, wären sie jetzt tot. Ihr habt uns das Leben gerettet, dachte sie dankbar.
Kapitel 30
Ich brauche nur fünf Minuten Ruhe und etwas zu trinken“, sagte Madrone. Oder schlafen, fügte sie in Gedanken hinzu, eine halbe Stunde nur. Diosa! Wie sollte das weitergehen, wo sie doch so erschöpft war, nachdem die Anspannung der Flucht verflogen war.
Sie mußte einfach etwas Ruhe haben.
Die Kabine von Isis' Boot war gerammelt voll. Viel zu viele Menschen, dachte Madrone. Katy lag in der Koje an der Seite. Ihre Wehen kamen in immer kürzeren Abständen. Angela weinte, und Mary Ellen versuchte, sie zu beruhigen. Isis räumte die Kabine auf, um etwas mehr Raum für alle zu schaffen. Es herrschte Hochspannung, denn Sara mußte jeden Moment zurückkommen.
„Oder etwas zu essen“, sagte Madrone halblaut weiter. „Honigwasser, Eichelbrot oder sonstwas, egal.“ Wenn ich nur mal einen Moment für mich allein hätte, und mich um niemanden und nichts kümmern müßte.
„Hm, hm“, knurrte Mary Ellen, „wir haben Besseres. Wo ist nur die Tasche mit dem Essen, die ich von Miss Saras Haus mitgenommen habe? Angela, Baby, sei still! Setz dich brav hierher, es ist alles okay. Ich mache nur etwas zu Essen zurecht für Miss Madrone.
„Ich heiße einfach Madrone“, sie zischte es durch die Zähne. Doch gleich tat es ihr leid. Wie konnte sie mit der armen Frau nur böse sein, sie hatte niemanden beleidigen wollen. „Hier gibt es keine Missis, keine Mistress, keine Diener. Wir sind hier alle nur Menschen. Gewöhn dich dran!“ Nicht heftig werden, befahl sie sich. Die arme Frau will dir nur helfen, und du fauchst sie an. Ach, wenn sie doch nur einmal etwas schlafen könnte. Eine Nacht, ein Jahr, für immer.
Mary Ellen lächelte sie an, unempfindlich für Madrones Angriff. „Möchtet du etwas Obst, vielleicht mit etwas Honig darauf? Leicht verdaulich. Ich kann dir einen Apfel schälen, und ich habe etwas Saft für das Baby.“
„Du bist ein Engel“, lächelte Madrone zurück.
Angela schrie, und Katy stöhnte lauter.
„Wir setzen jetzt Segel“, rief Isis von Deck herunter.
„Kann ich helfen?“ fragte Madrone.
„Nein. Ruh' dich aus. Sobald Sara zurück ist, segeln wir los. Mary Ellen, die Schwimmwesten sind in den Fächern über den Kojen. Nimm lieber eine, und lege sie dem Kind an. Und du selbst nimmst auch eine, wenn du nicht schwimmen kannst. Madrone braucht keine, sie ist ja als Hexe bekannt. Werft sie ins Wasser und sie schwimmt wie ein Korken...“
„Hier!“ sagte Mary Ellen zu Madrone und reichte ihr einen kleinen Teller. Erdbeeren in Scheiben lagen darauf und Toastbrot mit Butter und Honig. Während Madrone langsam aß, begann der Teekessel zu singen. Sie tauchte einen Löffel in den kleinen Honigtopf und kostete vorsichtig. Langsam fühlte sie neue Kräfte. Sara ließ immer noch auf sich warten. Dabei wollte sie nur das Auto ein Stückchen weiter weg abstellen.
„Bring den Wagen möglichst irgendwohin, wo keiner vermutet, daß wir mit einem Boot geflüchtet sind“, hatte Isis zu Sara gesagt. „Fahr damit gegen einen Baum, demontiere die Radkappen und das Radio, so daß es nach einem Autodiebstahl aussieht.
Das heißt aber nicht, daß du nun so lange wegbleiben sollst, dachte Madrone voller Unruhe. Göttin, hoffentlich war ihr nichts passiert.
Angelas Wimmern zerrte an ihren Nerven. Was war los mit ihr?
„Ist die Kleine wieder krank?“ fragte sie. Mary Ellen nickte.
Es war kein Ende in Sicht. Immer neue Probleme. Ihre Kraft hatte gereicht, um Katy und sich selbst zu retten. Katy hatte irgend ein Fieber im Leib, wie es zu behandeln war, wußte sie
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