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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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speziellen Käutertee für dich«, warf Sage ein. Sie ging zum Herd und stellte den Wasserkessel auf, »er wird dir helfen, deine Muskeln zu entspannen.«
    »Ich habe gesagt, mir gehts prima!«
    Einen Moment waren alle unangenehm berührt von seiner heftigen Antwort. Dann überspielte Holybear den peinlichen Moment. Er nahm seine Sonnenbrille ab. Er musterte Bird von oben bis unten und sagte fröhlich: »Mann, bist du dunkel. Ich wollte, ich könnte auch einfach nackt in der Sonne herumrennen wie du, ohne meine empfindlichen Stellen zu verbrennen.«
    »Was ist denn los mit deinen delikaten Stellen?« grinste Holybear.
    »Vergiß es! Wo ist Madrone?« fragte Nita.
    »Haben wir euch etwa gestört?« fragte Holybear.
    »Ja, bei einem kleinen Zweikampf«, schmunzelte Bird.
    »Ah«, staunte Holybear, »Madrone?«
    »Es sind jetzt schon zwei Wochen«, erklärte Bird, »die Flitterwochen sind wohl vorüber.«
    »Möchtest du darüber sprechen?« fragte Sage mitfühlend.
    Doch Bird zuckte die Achseln. »Ich glaube, ich brauche etwas zum Anziehen, sonst hole ich mir einen Schnupfen.« Er wandte sich an Holybear: »Hast du etwas, was du mir leihen kannst?«
    »Komm, Bruder«, Holybear sprang auf und zog Bird mit sich, »schauen wir mal in meinen Kleiderschrank.«
    Sie waren kaum zur Türe hinaus, da drehte sich Nita zu Maya um. »Was ist denn los mit ihm? Was ist passiert?«
    »Er spricht nicht darüber.«
    »Aber das sollte er. Es brodelt irgend etwas in ihm. Es muß raus.«
    »Ich weiß das, und du weißt es auch. Jedes vierjährige Kind, das in diesem Haus aufgewachsen ist, würde es wissen. Aber er will nichts sagen. Vielleicht spricht er nun darüber, jetzt, wo ihr hier seid.«
    Nita runzelte die Stirn. »Ich geh' mal und seh' nach Madrone.« Sie verschwand durch die Hintertür, und man hörte sie leichtfüßig die Treppe hinunterspringen.
    Sage stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und ließ sich auf das Sofa fallen. »Gottlob, Nita hat ein neues Problem gefunden, dessen sie sich annehmen kann. Nun haben wir für einige Augenblicke Ruhe.«

    ✳✳✳

    Madrones Schluchzen war verstummt, sie fühlte sich nur noch müde und elend. Sie lag ganz still unter den Strahlen der Nachmittagssonne, das Gesicht in Sandys alte Kleider vergraben. Dann
    fühlte sie eine sanfte Hand auf der Schulter.
    »Ich bin's«, hörte sie Nita sagen.
    Madrone nahm Nitas Hand und preßte sie an ihre Wange. Die Hand fühlte sich ruhig und kühl an.
    »Nada«, sagte sie. Nichts.
    »Quatsch!« gab Nita mit fester Stimme zurück. Sie schlang ihren Arm um Madrones Schulter. Sie erkannte Sandys T-shirt auf dem Boden und deutete darauf: »Ich vermisse ihn so. Es tut weh, an ihn zu denken. Sehr weh.«
    Sie saßen lange Zeit schweigend nebeneinander. Unnötig, etwas zu sagen. Die Sonne ging langsam unter, es wurde kühl, und Madrone fröstelte plötzlich.
    »Na ja«, sagte sie, »ich war wohl hundsgemein zu Bird.«
    »Kann schon sein«, sagte Nita vorsichtig.
    »Ich brauche jemanden, der mich in die Arme nimmt und mir erzählt, wie wunderbar ich bin.«
    »Du bist wundervoll«, sagte Nita und zog die fröstelnde Madrone dichter an sich. Sanft wischte sie ihr die Tränen aus dem Gesicht.
    »Stattdessen habe ich einen Streit vom Zaun gebrochen.«
    »Ja, das tust du gern, das wissen wir.«
    »Wieso hat er nicht gesehen, was ich gerade brauchte? Er gilt doch als der große Empfindsame, Einfühlsame?«
    »Seit wann gelten psychologische Fähigkeiten als große Hilfe im Liebesleben?«
    »Aber du hättest gemerkt, was in mir vorgeht. Und Sandy auch!« Madrone begann, wieder zu schluchzen.
    Nita schüttelte sie zärtlich, küßte sie und streichelte ihr über den Kopf. »Ah, aber Sandy und wir anderen haben Jahre gebraucht, um richtig mit dir umgehen zu können.«
    »Ich bin es leid, Menschen zu lieben, die tot sind.« Madrone fröstelte wieder, und Nita streichelte sie. Dann küßten sie sich, lange. »Bin ich froh, daß du wieder da bist«, sagte Madrone schließlich atemlos.
    »Ich auch!«

    ✳✳✳

    Zusammengedrängt saßen sie um den großen runden Tisch. Es gab Salat, gedünstetes Gemüse und dazu Reis. Die große Lampe warf warmes Licht auf alles. Stühlescharren, Gelächter und Stimmengewirr hingen in der Luft. Madrone hatte Bird vor dem Essen abgefangen und mit ihm Frieden geschlossen. Bird wollte gerade den Tisch decken.
    »Sorry«, sagte sie, »du konntest ja nicht wissen, daß ich seine Asche über diese Pflanze gestreut habe.«
    »Oh«, sagte er

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