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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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nervös und nicht sonderlich bereit, über das Minenfeld von Hundescheiße zu laufen.
    Aus dem Augenwinkel sah ich Mallory, eine Hand auf dem Nacken eines riesigen Deutschen Schäferhundes, in der anderen eine Bürste. Sie betrachtete mich mit kritischem Blick. Es lag ein köstlicher Duft in der Luft: Roastbeef und Zwiebeln.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen, um eine Sechsjährige anzusprechen. »Ist das dein Abendessen, das da beinahe fertig ist?«
    Â»Nein, es ist das von Apache und Mojave.« Sie sprach es komisch aus, mit Betonung auf der ersten Silbe .
    Ich fragte nicht, wen sie da bürstete. Für mich sahen sie gleich aus. »Ist Foley da?«
    Der kritische Blick wurde hinterhältig. Nach einer nachdenklichen Pause fragte sie: »Cameron?«
    Â»Ja.« Ich merkte, dass ich rot wurde. Ich hatte vergessen, dass seine Familie natürlich seinen Vornamen benutzen würde. Für mich und alle anderen in der Schule war er immer Foley gewesen, außer für die Lehrer.
    Mallory musterte mich noch immer von Kopf bis Fuß. »Wie viel ist es wert? Au! «
    Foley, der gerade aufgetaucht war, gab ihr eins hinter die Ohren. »Hallo, Ruby.«
    Â»Wenn ich erwachsen bin, verklage ich dich«, sagte Mallory.
    Â» Wenn du erwachsen wirst, dann deswegen, weil ich ein Scheißheiliger bin«, erwiderte Foley.
    Mallory deutete mit dem Kopf auf mich. »Kommt sie rein oder nicht?«
    Â»Nein, ich gehe mit ihr weg.«
    Â»Ich komme mit.«
    Â»Kommst du nicht.«
    Â»Doch. Du kannst mich nicht hierlassen. Apache und Mojave haben noch nicht ihr Essen gehabt.«
    Â»Was? Denkst du, sie werden dich auffressen?«
    Mallory schenkte ihrem Bruder ein zittriges, süßes Lächeln. »Werden sie das nicht?«
    Â»Du würdest ihnen die Kehle verstopfen.« Er rollte die Augen und warf mir einen verzweifelten Blick zu, doch er wurde langsam weich. »Du hast auch noch nicht zu Abend gegessen, Mal.«
    Â»Es gibt nur gefrorene Pizza und da ist keine Pfeffersalami drauf. Du kannst mir an der Pommesbude eine bessere kaufen.«
    Verwirrt roch ich wieder den Bratenduft.
    Â»Apache und Mojave haben nächste Woche eine Show«, erklärte mir Mallory mit einer Stimme, als würde sie mit einem Vollidioten sprechen. Gerade als sie es sagte, ging die Tür des Bungalows auf, und der verführerische Duft wehte direkt zu uns herüber.
    Â» Mall ory! Hast du Moh - jave?«
    Der Deutsche Schäferhund erhob sich, streckte sich und tapste dann, ohne Hunger zu haben, hinüber zu Mrs Foley.
    Â»Ich mache die Pizza warm, Kinder«, rief sie. »Dauert zehn Minuten.«
    Foley sah Mallory an, die mitleiderregend wimmerte. Er rollte die Augen.
    Â»Nicht nötig, Ma«, rief er. »Wir gehen weg.«
    Ich weiß nicht, warum wir im Sommer auf dem Eis herumhängen wollten. Ich weiß nicht, warum irgendjemand das tat, doch auf der Eisbahn war es immer voll. Vermutlich liegt es daran, dass man Schlittschuh fahren kann, ohne eine lange Unterhaltung führen zu müssen. Auf der Eisbahn kannst du eine Pizza kriegen, ohne in der Pommesbude anstehen zu müssen, während der Geruch von Fett in deine Kleidung dringt. Und vor allem ist ein kleines Mädchen stundenlang auf der Eisbahn beschäftigt, ohne dass du dich eigentlich mit ihr – na ja: beschäftigen musst. Mallory sah sich nicht nach ihrem Bruder und mir um, sie sauste einfach davon, klein, clever und unsterblich.
    Ã„rgerlicherweise war ihr Bruder fast so großspurig wie sie. Er gibt an, dachte ich, als er dreimal um die Bahn raste, um sich aufzuwärmen, einen Schlenker machte, den Rückwärtsgang einlegte und dabei elegant den schwankenden Anfängern auswich. Als er das dritte Mal an mir vorbeikam, kam er anmutig gleitend und Eis aufwirbelnd zum Stehen.
    Â»Miss Torvill«, sagte ich.
    Er lächelte.
    Er hatte seine eigenen Schlittschuhe und musste nicht wie wir anderen die klobigen Plastik-Schlittschuhe tragen, die man auf der Eisbahn ausleihen konnte und die nur sehr vage die Form eines menschlichen Fußes hatten. Ich konnte nicht länger als eine halbe Stunde in ihnen fahren. Foley konnte ewig fahren. Manchmal hätte ich diesen Jungen hassen können.
    Dennoch erwiderte ich sein Lächeln.
    Seine Haare waren ein paar Zentimeter gewachsen, seit ich bei den Prüfungen im Juni hinter ihm gesessen hatte. Das gefiel mir, obwohl sie ein bisschen unordentlich aussahen und

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