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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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versuchte, mich nicht davon abschrecken zu lassen, dass letztes Jahr die Asche eines ertrunkenen Teenagers dort aus einem Plastikbehälter ins Meer gekippt worden war, draußen zwischen den Schären, vom Boot des Hafenmeisters aus. Nicht dass man ihn jetzt sehen konnte, einen Ascheteppich auf gelbbraunem Wasser.
    Wo würde seine Familie ihr Picknick abhalten?, überlegte ich. Nun, vielleicht würde sie eine Bank aufstellen, eine mit einem kleinen Schild. Er war nicht der Einzige gewesen; es schien ein beliebter Trend zu sein. Es war ein hübscher Platz mit Blick aufs Meer und die Schären und die weit entfernten Hügel auf der anderen Seite der Förde. Auf dem Wasser wechselten Licht und Schatten. Der Himmel war größer, als die Vorstellungskraft reichte. Man konnte durch diesen Himmel fallen und niemals auf dem Boden auftreffen.
    Der Klippenweg war steil und eng, und ich presste meinen iPod fest ans Ohr, weil mich die tauchenden Möwen nervös machten. Sobald ich mein eigenes Auto hatte, würde ich den leichten Weg zu den Klippen nehmen, würde um den Militärflugplatz und die Hangars herumfahren und hinauf zu der Fläche, wo man parken und beobachten konnte, wie die Düsenflugzeuge den Himmel durchschnitten. Ein paar Kilometer vom Strand entfernt, war dies nicht gerade der beliebteste Platz, doch an diesem strahlend schönen Sonntag gab es fast schon Andrang. Ich entdeckte zwei Geländewagen, einen dunkelblauen Yaris und einen leuchtend gelben Sportwagen, der glänzte wie ein Spielzeug.
    Ich zog meinen iPod heraus und stopfte ihn in die Jeanstasche. Ich entdeckte auch Berthas kleinen Renault Clio (es überraschte mich immer wieder von Neuem, wie sie sich da hineinquetschte). Ein paar Schritte weiter entdeckte ich sie und den Aufblasbaren George eng aneinandergeschmiegt auf meiner Lieblingsbank, wie sie den leuchtenden Horizont betrachteten. Er hatte den Arm auf die Rückenlehne gelegt und sie schmiegte sich an ihn. Ich gab einen kleinen Seufzer von mir. Ich setzte mich und beschloss, sie nicht zu stören. Sie sahen so zufrieden aus, es schien, als sei die Welt in diesem Moment noch in Ordnung.
    Doch dann ging alles den Bach runter.
    Â»Total romantisch, das hier.«
    Ich erstarrte, zog mich in mich selbst zurück und presste die Lippen aufeinander. Doch Nathan ließ sich dadurch nicht abschrecken. Er setzte sich neben mich, lehnte sich gegen die Böschung, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Unterhalb der Böschung hatten uns Bertha und George, versunken in ihre kleine Bankwelt, nicht einmal bemerkt.
    Sie waren zu beneiden. Mein Tag war jedoch ruiniert. Nathan hatte wieder eine Wolke vor die Sonne geschoben, auch wenn das Meer immer noch in Sonnenlicht getaucht war.
    Â»Können wir nicht irgendwie klarkommen? Ich werde deine Schwester auf keinen Fall aufgeben.« Er setzte sich aufrecht, stützte die Ellbogen auf die Knie und wandte mir das Gesicht zu. Er grinste, aber dieses Grinsen unterschied sich von seinem üblichen; es wirkte unsicher, etwas nervös. Er schien irgendwie Angst vor mir zu haben. Ich musterte sein Gesicht, das weniger attraktiv war als früher. Oder vielleicht einfach schmaler und blasser.
    Â»Ruby Red, bitte. Freunde? Zumindest nach außen hin? Es würde sie glücklich machen.«
    Â»Was weißt du schon, was sie glücklich macht.«
    Er antwortete nicht sofort, sondern zählte erst an seinen langen Fingern ab. »Acht Wörter. Werde ich je mehr von dir hören? Aber immerhin ist es ein Anfang.« Er lächelte.
    Ich würde mich nicht einwickeln lassen, nein, ganz bestimmt nicht. »Du machst sie nicht glücklich.«
    Â»Doch, tu ich. Sollte ich verdammt noch mal auch. Sie macht mich nämlich glücklich.«
    Ich konnte nicht mehr in seine Augen sehen, das Einzige an ihm, das noch immer wirklich schön war, auch wenn sie tief eingesunken waren. Ich wandte mich ab, um aufs Meer zu blicken.
    Â»Ich liebe Jinn«, sagte er. »Ich schwöre bei Gott, dass ich sie liebe.«
    Ich schwieg immer noch. Nicht weil ich bewusst gemein war, sondern weil ich zum ersten Mal darüber nachdachte. Aber ich dachte wohl zu lange darüber nach.
    Â»Kannst du es nicht einfach akzeptieren? Kannst du nicht einfach so tun, als würdest du mich mögen?« Er fluchte leise: »Verdammt, Ruby, du verdienst sie nicht.«
    So, nun reichte es. »Verpiss dich, Nathan.«
    Â»Rubes, wir

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