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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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möchte Jinn Carmichael Sauberfrau. Und du willst deine Mami. Nun, ich bin aber nicht deine verdammte Mami. Ich habe mein eigenes Leben.«
    Ich wurde wütend. »Bertha will einfach nicht, dass du klaust. Wovon lebt er denn?«
    Jinn verscheuchte ein paar Wespen, die den Riesenfrosch umschwirrten. »Ruby, das geht dich nichts an. Du musstest ihn ja loswerden!«
    Â»Ich will nichts mit Drogen zu tun haben.« Hilfe, wie klang ich denn?
    Â»Und ich will auch nicht, dass du mit Drogen zu tun hast. Also ist doch alles paletti, oder?«
    Â»Das Haus hat danach gestunken.«
    Â»Ja sicher, aber jetzt nicht mehr, oder?«
    Â»Jinn, kommst du zurück?«
    Sie lächelte mich lediglich an.
    Â»Ich vermisse dich«, flüsterte ich.
    Â»Ich will nicht, dass du mit Drogen zu tun hast«, äffte sie mich nach.
    Es lief mir kalt den Rücken hinunter. »Und wie steht’s mit dir?«
    Â»Oh, Ruby, rutsch mir den Buckel runter. Du weißt, dass ich das Zeug nicht nehmen würde. Nathan ist ein eigenständiger Mensch. Er hat Probleme. Er versucht, clean zu werden, und sie lassen ihn nicht in Ruhe. Er steckt in Schwierigkeiten und er braucht mich und ich möchte bei ihm sein. Das ist alles.«
    Ich dachte: Sie ist genauso süchtig wie er. Aber sie ist süchtig nach Nathan. Mir war nach Heulen zumute, doch ich wollte es nicht vor Jinn tun.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und blickte aufs Meer: das Meer, das durch den Nebel nicht zu sehen war. Sie runzelte die Stirn und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
    Â»Dieser verdammte Geruch«, sagte sie. »Er hängt in meinen Kleidern.«
    Als das Frühjahr in den Sommer überging, verdiente sich Jinn neben der Sozialhilfe ein bisschen Geld. Man gab es ihr bar auf die Hand, glaube ich, und es war auch nicht viel, aber Sommerjobs waren nicht mehr so leicht zu bekommen wie früher. Sie hatte damit aufgehört, vorzugeben, mit mir zu leben, war wochenlang nicht zu Hause gewesen. Das war auch der Grund, weshalb ich sie auf den ersten Blick nicht erkannte, das und die Tatsache, dass ihr Outfit völlig ausgeflippt war.
    Ohne Jinn war es im Haus einsam, aber das hätte ich ihr gegenüber unter keinen Umständen zugegeben. Gegenüber dem Wohnungsamt taten wir immer noch so, als ob wir beide hier lebten. Niemand überprüfte es. Wir hatten die Miete immer pünktlich bezahlt, und jetzt tat es das Sozialamt. Draußen blühten Gänseblümchen und Kapuzinerkresse, die letztes Jahr gesät worden waren, und ich pflegte sie und kaufte im Sonderangebot noch ein paar mickrige Pflanzen dazu. Ich sorgte dafür, dass die Plane über den Reifen festgezurrt und zusätzlich mit Steinen beschwert war. Ich wollte nicht, dass die Reifen verdreckten, wollte sie aber auch nicht entsorgen. Eines Tages würde Jinn sie für ihren Reifengarten haben wollen und auch etwas mit den alten Kartoffeln anstellen. Ich gewöhnte mir an, bei dem Gartenzelt auf Tesco’s Parkplatz vorbeizuschauen, wenn ich dort hinging, und überlegte mir, welche Kräuter ich benötigte. Ich fragte mich, ob Jinn Basilikum, Dill oder Petersilie wollte und ob es sich lohnte, Tomaten anzupflanzen. Ich kaufte nichts, da kein Anlass dazu bestand, bevor Jinn nicht wieder nach Hause kam. Bei mir würden sie nicht gedeihen; selbst die Kapuzinerkresse würde bald verdorren.
    Als ich eines Tages auf dem Nachhauseweg von Tesco war, sah ich Jinn, windzerzaust, vor dem Volkskundemuseum. Ich war gerade aus dem Glassford-Bus gestiegen, mit einer Tüte in jeder Hand. Ich musste zweimal hingucken. Das Museum hielt einen Hexengedenkmonat ab, in Erinnerung an die barbarische Verbrennung von vier Hexen auf dem Marktplatz irgendwann sechzehnhundert-hast-du-nicht-gesehen, was vernünftiger war, als es klingt, da die Hexen dunkle Machenschaften mit Eierschalen und Milch getrieben und sogar ein Fischerboot zum Sinken gebracht hatten. Das Museum behauptete, die Bürger seien sehr leichtgläubig gewesen. Ich vermutete, sie waren schlau und unternehmungslustig und ganz schön weitblickend. Der Hexenprozess hat vielleicht den Hexen nicht viel gebracht, doch seine Anziehungskraft auf die Touristen von Breakness hatte erst vor Kurzem nachgelassen.
    Jinn stand also davor und verteilte Flyer, die im Wind flatterten. Ich bin sicher, die echten Hexen waren einst nicht so gekleidet, denn damit hätten sie sich ja irgendwie verraten,

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