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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Cliff als nächstes vor?« fragte ich.
    »Keinen Schimmer - aber was auch immer es ist, ich bin raus aus seinem Spiel: Ich habe sämtliche Schlösser auswechseln lassen. Mit meiner "Hilfe" kann er nicht mehr rechnen.« »Und was ist mit deiner Befürchtung, daß man dein Telefon abhört und dich beschattet?«
    »Die besteht nach wie vor: Cliff ist nicht der einzige, der sich für meine Aktivitäten interessiert. Ich traue niemandem mehr.« Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. »Kay - es tut mir schrecklich leid! Ich hatte niemals die Absicht, dir zu schaden!«
    »Schluß mit den Entschuldigungen«, sagte ich sanft, aber entschieden. »Und hör auf zu weinen - meine Situation bessert sich nicht, wenn du unglücklich bist.«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und starrte in ihr Glas.
    »Bist du bereit, mir zu helfen?«
    Sie hob den Blick und sah mich an.
    »Inwiefern?«
    »Erst einmal möchte ich dich fragen, welche Farbe der Lincoln hatte, den wir neulich in Williamsburg gesehen haben.«
    »Dunkelgrau. Die Polster aus dunklem Leder, vermutlich schwarz.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Und?«
    »Etwas stimmt da nicht.«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    »Ich habe einen Auftrag für dich«, eröffnete ich ihr lächelnd. »Wann willst du nach D. C. zurück? Heute abend noch?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß im Moment überhaupt nicht, was ich machen soll. Jedenfalls graut mir davor, wieder nach Washington zu fahren.«
    Sie kam mir vor wie ein Flüchtling - und in gewisser Weise war sie das auch: Clifford Ring hatte sie vertrieben. Wahrscheinlich war es gar keine schlechte Idee, wenn sie eine Weile untertauchte. »Ich werde mir ein Zimmer in Northern Neck nehmen«, sagte sie.
    »Du kannst doch eine Weile bei mir bleiben«, bot ich ihr an.
    Sie schaute mich unschlüssig an und wandte dann ein: »Das wäre ein gefundenes Fressen für die Zeitungen.«
    »Ich wünsche ihnen guten Appetit. Mr. Ring hat mich schon auf offenem Feuer geröstet - schlimmer kann es nicht mehr werden.«
    »Immerhin bist du nicht gefeuert worden.«
    »Du auch nicht, Abby - aber ich rate dir, den Bogen nicht zu überspannen. Du hast dich in der Redaktion wie ein unreifer Teenager aufgeführt, als du Cliff den Kaffee über die Hose schüttetest - mit deinem Buch kannst du erreichen, daß sie dich wieder ernst nehmen.«
    »Und wie willst du deinen guten Ruf wiederherstellen?« »Indem ich Resultate liefere - und dabei kannst du mir helfen.«
    »Wie?«
    »Ich bin Staatsangestellte und als solche zur Seriosität verdammt - du als Reporterin hast die Freiheit, zu lügen, zu betrügen, in Verkleidung aufzutreten...«
    »Schon gut, schon gut - es reicht«, unterbrach sie mich mit einem schiefen Lächeln. »Ich hole meine Sachen aus dem Auto.«
    Da Abby länger bleiben würde, beschloß ich, sie in dem Zimmer unterzubringen, das Lucy bei ihren Besuchen bewohnte. Den Hartholzboden bedeckte ein iranischer Dergezine-Teppich mit leuchtendem Blumenmuster, der den Raum in einen Garten verwandelte, in dem meine Nichte entweder die Rolle einer Rosenknospe oder eines stinkenden Unkrauts spielte - je nachdem, wie sie sich benahm.
    »Du hast offenbar was für Blumen übrig«, bemerkte Abby, als sie ihre Kleidertasche aufs Bett legte.
    »Der Teppich ist ein bißchen zuviel für das kleine Zimmer«, gab ich zu. »Aber als ich ihn damals sah, mußte ich ihn einfach haben, und er paßte nirgendwo anders hin. Außerdem ist er nicht kaputtzukriegen, und da Lucy hier haust, wenn sie da ist, spielt dieser Gesichtspunkt eine nicht unwesentliche Rolle.«
    »Heute doch hoffentlich nicht mehr.« Abby ging zum Schrank und öffnete ihn. »Sie ist ja schon fast erwachsen.«
    »Es müßten jede Menge Kleiderbügel da drin sein.« Ich trat näher heran, um mich zu überzeugen. »Wenn du noch welche brauchst...«
    »Nein, nein - die reichen mir.«
    »Das Bad ist nebenan. Dort findest du Handtücher, Zahnpasta und Seife.« Ich wollte es ihr zeigen, aber sie hatte angefangen auszupacken und hörte mir gar nicht zu. Ich setzte mich auf die Bettkante. Abby trug einen Armvoll Kostüme und Blusen zum Schrank. Metallbügel kreischten über die Metallstange. Ich sah ihr stumm zu und spürte einen Anflug von Ungeduld. Einpaar Minuten ging das so weiter, Schubladen wurden geöffnet und zugeschoben, das Medizinschränkchen im Bad öffnete und schloß sich mit einem Klicken. Schließlich verstaute Abby die leere Kleidertasche im Schrank und schaute sich unschlüssig um. Dann nahm sie einen Roman

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