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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sie ihren Wagen am Flughafen abstellen oder von einer Reise zurückkommen, haben sie nichts anderes im Sinn, als rechtzeitig ihre Maschine zu erreichen oder möglichst schnell nach Hause zu kommen. Die meisten haben auch noch Gepäck dabei und konzentrieren sich darauf, nirgends mit dem Karren anzustoßen. Aber auch wenn jemand es bemerkt hätte, wäre er sicher nicht zur Flughafensicherung gegangen, um es zu melden. Die hätten ohne den Fahrzeughalter eh nichts machen können. Die Dinger zu klauen ist kein Problem. Man geht nachts auf den Parkplatz, wenn kein Flugbetrieb mehr ist, und kann sich ungestört bedienen. Für alle Fälle kann man ja eine Aktentasche mitnehmen, in die man sie reinpackt - dann sieht es so aus, als käme man gerade zu oder von seinem Auto, falls einem doch jemand begegnet. Ich habe mir eine Theorie zurechtgelegt«, fuhr er fort. »Der Kerl, der Sie an besagtem Samstag nach dem Weg fragte, war kein FBI-Agent, Detective oder sonstiger Spürhund. Vielleicht ein Drogenhändler - könnte alles mögliche sein. Ich denke, er hatte etwas Übles vor und tauschte deshalb die Nummernschilder aus - für den Fall, daß aus irgendeinem Grund jemand auf seinen Wagen aufmerksam würde. Ein Streifenpolizist beispielsweise.«
    »Ganz schön riskant, wenn er angehalten würde, weil er bei Rot über eine Kreuzung fuhr«, sagte ich. »Dann würde die Zulassungsnummer doch zu einem anderen Besitzer führen.« »Das ist richtig - aber er würde garantiert darauf achten, daß ihm so was nicht passiert.«
    »Warum nimmt er sich keinen Mietwagen?«
    »Dann könnte er auch gleich mit seinen eigenen Nummernschildern rumfahren. Jeder Cop erkennt einen Mietwagen auf Anhieb: Die Nummern beginnen in Virginia alle mit einem "R" - und den Mieter ausfindig zu machen ist ein Klacks. Nein, nein - es ist schon viel klüger, die Schilder auszutauschen. Ich würde es auch so machen - sie mir nachts von einem Dauerparkplatz holen, und wenn ich sie nicht mehr brauchte, ebenfalls im Schutz der Dunkelheit zurückbringen.«
    »Und wenn der Besitzer inzwischen aufgetaucht wäre und den Diebstahl bemerkt hätte?«
    »Wenn der Wagen nicht mehr da wäre, würde ich die Schilder in einen Müllcontainer werfen. Wie auch immer - es kann mir nichts passieren.«
    »Mein Gott, Marino: Der Mann, den Abby und ich an dem Abend in Williamsburg sahen, kann der Mörder gewesen sein!«
    »Jedenfalls war es ganz sicher kein verirrter Geschäftsmann oder ein vertrottelter Detective, der euch beschatten sollte. Der Kerl war ganz bestimmt nicht koscher - aber das heißt noch lange nicht, daß er der Mörder war.«
    »Der Parksticker...«
    »Dem werde ich nachgehen. Mal sehen, ob ich von Colonial Williamsburg eine Liste der Leute bekomme, an die so ein Ding ausgegeben wurde.«
    »per Wagen, den Mr. Joyce ohne Licht an seinem Haus vorbeifahren sah, könnte ein Mark Seven gewesen sein«, dachte ich laut.
    »Durchaus. Das Modell kam 1990 raus - im Sommer 1990 verschwanden Bonnie Smyth und ]im Freeman - und im Dunkeln kann man es leicht mit einem Thunderbird verwechseln, für den Mr. Joyce ihn hielt.«
    »Wesley hat einen arbeitsreichen Tag vor sich«, murmelte ich.
    »Gut, daß Sie das erwähnen«, sagte Marino. »Sonst hätte ich glatt vergessen, ihn anzurufen.«
    Der März begann mit der schüchtern geflüsterten Verheißung kommender Frühlingsfreuden. Die Sonne schien mir warm auf den Rücken, als ich die Windschutzscheibe meines Mercedes putzte, während Abby Benzin in den Tank laufen ließ. Ein sanfter Wind wehte. Die Leute wuschen ihre Autos, fuhren mit ihren Rädern, die Erde reckte und streckte sich erwachend.
    Wie viele Tankstellen heutzutage hatte auch diese einen kleinen Laden dabei, und ich nahm uns zwei Becher Kaffee mit. Dann machten wir uns auf den Weg nach Williamsburg. Wir hatten die Fenster einen Spalt geöffnet, aus dem Radio klangen die Stimmen von Linda Ronstadt und Aaron Neville mit Don't Know Much.
    »Ich habe meinen Anrufbeantworter abgehört, bevor wir wegfuhren«, sagte Abby.
    »Und?«
    «»Fünfmal aufgelegt.«
    »Cliff?«
    »Ich wette drauf«, nickte sie. »Nicht, weil er mit mir reden wollte, sondern um festzustellen, ob ich zu Hause wäre. Wahrscheinlich ist er auch bei meinem Stellplatz vorbeigefahren, um nach meinem Wagen zu sehen.«
    »Warum sollte er das tun, wenn er nicht daran interessiert wäre, mit dir zu sprechen?«
    »Vielleicht weiß er noch nicht, daß ich meine Schlösser habe auswechseln lassen.«
    »Dann müßte er

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