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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ihre Stimme vor Zorn. »Aber er war daran interessiert! Sehr sogar! Er hat mich reingelegt!«
    »Wenn du ihm keine Einzelheiten erzählt hast - wie ist er dann in den Besitz deiner Kenntnisse gelangt?«
    »Wenn ich verreisen mußte, gab ich ihm meinen Wohnungsschlüssel, damit er meine Pflanzen gießen und die Post aus dem Kasten holen konnte. Er hätte sich mühelos Kopien machen lassen können.«
    Unser Gespräch im Mayflower Hotel fiel mir wieder ein: Damals hatte Abby gesagt, es habe jemand ihren Computer benutzt, und hatte das FBI oder den CIA verdächtigt, was mir beides recht unwahrscheinlich erschienen war: Ein erfahrener Agent würde doch wissen, daß dadurch Datum und Zeitangabe verändert wurden.
    »Und du meinst, Cliff ist an deinen Computer gegangen?«
    »Ich kann es nicht beweisen - aber ich weiß es«, antwortete sie heftig. »Und ich bin auch sicher, daß er meine Post gelesen hat, obwohl ich auch das nicht beweisen kann. Es ist ja kein Problem, Kuverts über Dampf zu öffnen und dann wieder zuzukleben.«
    »Wußtest du, daß er an der Story arbeitete?«
    »Ich hatte keine Ahnung davon - bis ich die Sonntagszeitung sah! Er hat sich an meinem Computer bedient und alles übrige ausgeschlachtet, was er finden konnte, und danach wußte er natürlich, mit wem er sprechen und welche Fragen er stellen mußte.«
    »Und er hatte freie Bahn, denn du warst ja zu den Features abgeschoben worden und außer Gefecht, wie er meinte. Als du glaubtest, die Post habe die Recherche der Fälle abgebrochen, hatten sie in Wahrheit nur dich davon abgezogen.« Abby nickte wütend.
    »Und die Geschichte in Cliffs Hände gelegt.« Jetzt begriff ich, weshalb Mr. Ring keinen Versuch gemacht hatte, Kontakt mit mir aufzunehmen: Er wußte, daß Abby und ich befreundet waren und fürchtete, wenn er an mich herangetreten wäre, hätte ich ihr davon erzählt - er wollte sie aber so lange wie möglich über sein Vorhaben im dunkeln lassen. Also hatte er mich gemieden und umgangen...«
    »Ich bin überzeugt, daß er ...« Sie räusperte sich und griff nach ihrem Glas. Ihre Hand zitterte. »Wahrscheinlich wird er einen Preis für die Serie bekommen.«
    »Es tut mir leid, Abby.«
    »Ich bin ganz allein schuld - ich habe mich idiotisch benommen.«
    »Das tut man oft, wenn man liebt.«
    »Das Thema Liebe ist für mich gestorben! Mein Gott - das habe ich wirklich gebraucht! Dabei hatte ich von Anfang an Probleme mit ihm. Immer war ich diejenige, die Konzessionen machte, ihm eine zweite Chance gab und dann eine dritte und noch eine.«
    »Wußten die Kollegen von eurer Beziehung?«
    »Wir waren sehr vorsichtig«, antwortete sie ausweichend. »Bekanntlich zerreißen Journalisten sich für ihr Leben gern das Maul.«
    »Aber sie haben bestimmt etwas gemerkt«, meinte ich.
    »Wir waren sehr vorsichtig«, wiederholte sie.
    »Spätestens nach der Kaffeegeschichte müssen sie begriffen haben, daß zwischen euch etwas lief.«
    »Diesen Ausrutscher hat Cliff, wie ich ihn kenne, als Reaktion einer neidischen Kollegin erklärt.«
    Arme Abby! In Wahrheit war sie nicht eifersüchtig auf seinen Erfolg gewesen, sondern auf ihre Rivalin. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sie sich gequält hatte.
    »Er ist verheiratet, nicht wahr?«
    Jetzt flossen die Tränen.
    Ich stand auf, um neue Drinks zu machen. Gleich würde sie mir erzählen, Cliff habe ihr versichert, er sei unglücklich mit seiner Frau und werde sich scheiden lassen, und sie habe geglaubt, daß er für sie alle Brücken hinter sich abbrechen werde. Ich stellte ihren Drink vor sie hin und drückte sanft ihre Schulter, bevor ich mich ihr wieder gegenübersetzte.
    Sie erzählte mir genau das, was ich erwartet hatte. Die Story war abgenutzt - aber erfolgserprobt. Ich beschränkte mich darauf, Abby traurig anzuschauen.
    »Ich verdiene dein Mitleid nicht«, schluchzte sie.
    »Du hast viel größeren Kummer als ich.«
    »Alle haben Kummer. Pat Harvey, die Eltern und Freunde der Pärchen. Wenn diese Morde nicht passiert wären, würde ich noch als Polizeireporterin arbeiten. Zumindest beruflich wäre ich okay. Niemand sollte die Macht haben, eine solche Zerstörung anzurichten.«
    Ich erkannte, daß sie nicht mehr von Clifford Ring sprach, sondern von dem Mörder. »Du hast recht - niemand sollte eine solche Macht haben. Und niemand wird sie haben, wenn wir es verhindern.«
    »Deborah und Fred konnten es nicht verhindern. Jill, Elizabeth, Jim und Bonnie - sie alle wollten nicht ermordet werden.«
    »Was hat

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