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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hatte der Detective gefragt? Es war mir merkwürdig vorgekommen. Irgendwas wegen Karten. Ob Judy und Bruce Karten gespielt hätten. Ob der Freund jemals Spielkarten in Bruces Camaro gesehen habe.
    »Was hat es mit den Karten auf sich, Abby?«
    »Weißt du, welche Bedeutung das Pikas im Vietnamkrieg hatte?«
    Ich wußte es nicht.
    »Wenn eine bestimmte Gruppe amerikanischer Soldaten nach einem Mord ihr "Markenzeichen" hinterlassen wollte, legten sie ein Pikas zu der Leiche. Eine Spielkartenfabrik belieferte diese Einheit allein für diesen Zweck kistenweise mit Karten.«
    »Was hat Vietnam mit Virginia zu tun?« Ich sah sie verständnislos an.
    »Es gibt da eine Parallele - nur ist es hier kein Pikas, sondern der Herzbube: Bei den ersten vier Fällen wurde in dem verlassenen Wagen jeweils ein Herzbube gefunden.«
    »Wo hast du das her?«
    »Du weißt, daß ich dir das nicht sagen darf, Kay - aber ich habe mehr als eine Quelle, und deshalb bin ich sicher, daß es stimmt.«
    »Und haben dir deine Quellen auch mitgeteilt, daß in Deborah Harveys Jeep ein Hetzbube lag?«
    Sie griff nach ihrem Glas. »Wurde einer gefunden?«
    »Für diese Frage bin ich der falsche Ansprechpartner - es war mein Ernst, als ich dir sagte, ich wisse nichts von den Spielkarten.«
    »Jedenfalls beweist sie, daß ich in diesem Fall nichts von einer Karte erfahren habe. Es wäre unheimlich wichtig, rauszufinden, ob eine da war - denn wenn ja, würde das eindeutig beweisen, daß der Mord an Deborah Harvey und Fred Cheney mit den Morden an den anderen vier Paaren zusammenhängt. Ich suche verzweifelt nach diesem Verbindungsglied. Ich weiß nicht, ob es existiert. Und falls es das tut, weiß ich nicht, was es bedeutet.«
    »Was hat das alles mit dem FBI zu tun?« fragte ich, obwohl ich nicht sicher war, daß ich die Antwort hören wollte.
    »Die haben sich fast von Anfang an mit den Fällen befaßt, Kay - weit über eine übliche VICAP-Beteiligung hinaus. Das FBI weiß schon lange über die Spielkarten Bescheid. Als im Wagen des ersten Pärchens ein Herzbube gefunden wurde - auf dem Armaturenbrett -, dachte sich keiner was dabei. Dann verschwand das zweite Paar, und wieder wurde ein Herzbube gefunden - diesmal auf dem Beifahrersitz. Als Benton Wesley dahinterkam, hängte er sich sofort rein: Er nahm sich den Detective aus Gloucester vor und schärfte ihm ein, niemandem gegenüber ein Wort über die Spielkarte zu verlieren - und dem Beamten, der die Untersuchung im zweiten Fall geführt hatte, sagte er dasselbe. Und wann immer danach ein Auto verlassen aufgefunden wurde, hing Wesley bei dem zuständigen Mann an der Strippe.« Sie hielt inne und starrte mich so durchdringend an, als wolle sie meine Gedanken lesen. »Eigentlich brauchte es mich nicht zu wundern, daß du nichts von den Spielkarten weißt. Für die Polizei dürfte es nicht schwierig sein, dir Informationen über die in den Wagen gefundenen Gegenstände vorzuenthalten.«
    »Nein, das wäre es nicht«, erwiderte ich. »Hätte man die Spielkarten bei den Leichen gefunden, wäre es was anderes. Das könnten sie mir wohl kaum verheimlichen.«
    Doch noch während ich sprach, überkamen mich Zweifel. Die Polizei hatte sich reichlich Zeit damit gelassen, mich an den Fundort zu rufen - und als ich ankam, war Wesley schon da und hatte die Leichen durchsuchen und verrücken lassen.
    »Es ist doch verständlich, daß das FBI den Herzbuben geheimhält«, argumentierte ich. »Damit können sie den Mörder unter Umständen festnageln.«
    »So ein Blödsinn!« ereiferte sich Abby. »Doch nur, wenn er sich stellt und zugibt, jedesmal einen Herzbuben als Visitenkarte zurückgelassen zu haben. Aber damit rechnet wohl niemand. Nein - ich glaube nicht, daß das FBI dieses Detail deshalb unter Verschluß hält. Da steckt was ganz anderes dahinter.«
    »Nämlich?«
    »Wir haben es nicht mit einem Serienmörder zu tun - und auch nicht mit einem Verrückten, der etwas gegen Verliebte hat. Die Geschichte hat politische Hintergründe - es kann nicht anders sein.«
    Sie signalisierte der Bedienung, uns noch »eine Runde« zu bringen. Als ihr Drink kam, nippte sie erst ein paarmal daran, bevor sie weitersprach. »Warst du überrascht, daß Pat Harvey mich empfing, als ich sie in Richmond aufsuchte?« Sie wirkte jetzt ruhiger.
    »Offengestanden, ja.«
    »Hast du dir Gedanken darüber gemacht, weshalb sie es getan hat?«
    »Ich nehme an, sie hätte mit jedem gesprochen, wenn sie die Hoffnung gehabt hätte, es könne

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