Das fünfte Paar
ihr helfen, ihre Tochter wiederzubekommen. Und manchmal bringt es ja tatsächlich etwas, wenn man die Presse einschaltet.«
Abby schüttelte den Kopf. »Als ich mit ihr sprach, sagte sie mir vieles, das ich nie in die Zeitung gebracht hätte - und ich bin da nicht zum ersten mal mit ihr zusammengetroffen.«
»Ich verstehe nicht.« Meine Hände zitterten - und daran war nicht der Espresso schuld.
»Du weißt von ihrem Kreuzzug gegen die betrügerischen Wohltätigkeitsorganisationen?«
»Ja.«
»Der Tip, der sie auf dieses Wespennest aufmerksam machte, kam von mir.«
»Von dir?«
»Ich arbeitete damals an einem großen Enthüllungsbericht über Drogenhandel. Im Laufe meiner Recherchen hörte ich viele Dinge, die ich jedoch nicht beweisen konnte - unter anderem über besagte Organisationen. Pat Harvey hat ein Apartment hier - im Watergate-Gebäude -, und eines Abends besuchte ich sie, um ein paar Zitate für meine Story zu bekommen. Wir kamen ins Reden - und am Ende erzählte ich ihr von den Behauptungen, die man mir gegenüber geäußert hatte, und fragte sie, ob sie einigen davon nachgehen könne. So hat alles angefangen.«
»Was für Behauptungen?«
»Über ACTMAD zum Beispiel«, sagte Abby. »Daß einige dieser angeblichen Anti-Drogen-Institutionen Deckmäntel für Drogenkartelle und andere illegale Aktivitäten in Mittelamerika seien. Ich sagte ihr, ich sei von Quellen, die ich für verläßlich hielte, informiert worden, daß Millionen Spendengelder jedes Jahr in den Taschen von Leuten wie Manuel Noriega landeten - natürlich vor seiner Verhaftung. Es bestehe außerdem der Verdacht, daß die Fonds von ACTMAD und anderen ähnlichen Organisationen dazu mißbraucht würden, US-Agenten Geheiminformationen abzukaufen und den Heroinhandel über panamaische Flughäfen und Zollämter im Fernen Osten und in Mittelund Südamerika zu finanzieren.«
»Und bevor du ihr das alles erzähltest, wußte Pat Harvey nichts davon?«
»Nach ihrer Empörung zu urteilen, war sie bis dahin völlig ahnungslos. Sie begann nachzuforschen und legte schließlich dem Kongreß einen Bericht vor. Ein Sonderkomitee wurde gebildet und sie aufgefordert, bei dessen Untersuchungen als Beraterin zu fungieren. Sie muß viel herausgefunden haben - sonst wäre wohl kaum ein Hearing angesetzt worden. Für das Justizministerium hat die Geschichte einen großen Haken.«
»Weshalb denn das?«
»Es haben sich Typen bereit erklärt, auszupacken, hinter denen DEA, FBI und CIA schon seit Jahren her sind«, erklärte Abby. »Du weißt ja, wie das läuft: Wenn der Kongreß einbezogen ist, kann er als Gegenleistung für Informationen Straffreiheit garantieren. Wenn diese Figuren also in dem Hearing aussagen, ist der Zug abgefahren: Keine Chance mehr, sie vor Gericht zu stellen.«
»Dann ist das Justizministerium sicher nicht gerade begeistert von Pat Harveys Bestrebungen.«
»Das Justizministerium wäre insgeheim entzückt, wenn die ganze Untersuchung in sich zusammenfiele wie ein Kartenhaus.«
»Als National Drug Policy Director untersteht Mrs. Harvey doch dem Justizminister, der auch weisungsbefugt gegenüber FBI und DEA ist. Wenn ihre Bemühungen den Interessen seines Ministeriums zuwiderlaufen - weshalb stoppt er sie dann nicht kurzerhand?«
»Weil es nicht er ist, mit dem sie ein Problem hat. Was sie tut, wirft ein glänzendes Licht auf ihn und den Präsidenten: Ihre Drogen-Zarin versetzt der Rauschgiftmafia einen spektakulären Schlag. Sauer sind FBI und DEA: Die Konsequenzen sind ihnen nicht weitreichend genug. Alles, was passieren wird, ist, daß die betreffenden Wohltätigkeitsorganisationen entlarvt werden. Sie wird ACTMAD und Konsorten von der Bildfläche fegen - aber die Verantwortlichen kommen mit einem Klaps auf die Finger davon. Die Agenten, die sich in diese Fälle verbissen haben, packt der große Frust: Sie haben umsonst geschuftet - niemand wird eingesperrt. Böse Buben hören nie auf, böse Dinge zu tun. Es ist, als würde man eine Spielhölle schließen: Zwei Wochen später macht sie drei Straßenecken weiter wieder auf.«
»Ich begreife nicht, was diese Sache mit dem Tod von Deborah Harvey zu tun hat«, sagte ich.
»Wenn du Gegenkurs zum FBI steuern, dich vielleicht sogar auf einen Kampf mit ihnen einlassen würdest - wie wäre dir dann zumute, wenn eben dieses FBI damit betraut wäre, den Mord an deiner Tochter aufzuklären?«
Nicht sehr wohl. »Ob nun zu Recht oder zu Unrecht - ich würde mich ausgeliefert fühlen und ein
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