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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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der ersten Meldung in den Wald - aber vielleicht eine oder zwei Wochen später, wenn sich alles beruhigt zu haben scheint.«
    »Ich bezweifle, daß diese Rechnung aufgehen wird«, sagte ich. »Jedenfalls können wir damit nichts verlieren. Der Mörder hat ein Beweisstück zurückgelassen - es wäre sträflich, nichts daraus zu machen.«
    Die Tür war zu einladend, um nicht hindurchzugehen. »Haben Sie auch etwas aus den Beweisstücken gemacht, die in den anderen Fällen gefunden wurden, Benton? Soviel ich weiß, wurde in jedem der Wagen ein Herzbube gefunden. Ein Detail, das Sie mit allen Mitteln geheimhalten wollen.«
    Ich mußte wieder einmal bewundern, wie eisern er sich in der Gewalt hatte: Er zuckte nicht mit der Wimper.
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Also stimmt die Geschichte.«
    »Ja.«
    »Und - haben Sie im Harvey-Cheney-Fall auch eine Spielkarte gefunden?«
    Wesley gab dem Ober ein Zeichen und griff nach der Speisekarte.
    »Das Filet Mignon ist sehr empfehlenswert«, sagte er. »Und die Lammkoteletts.«
    Mein Herz klopfte so heftig, daß meine Stimme atemlos klang, als ich meine Bestellung aufgab. Verzweifelt suchte ich nach einer Möglichkeit, zu Wesley durchzudringen. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich sehe nicht, welche Bedeutung dieses Detail für Ihre Arbeit haben könnte«, sagte er.
    »Die Polizei ließ sich Stunden Zeit, bevor sie mich anrief. Die Leichen waren bewegt und ihre Kleidung durchsucht worden, als ich eintraf. Sie enthalten mir Informationen vor. Sie haben mich ersucht, die Fälle so lange wie möglich zu verschleppen. Inzwischen droht Pat Harvey mit einem Gerichtsbeschluß, weil ich meine Untersuchungsergebnisse nicht rausgebe.« Ich hielt inne. Er sah mich ungerührt an.
    »Und dann«, fuhr ich beißend fort, »kehre ich noch einmal an den Fundort zurück, ohne zu wissen, daß er unter Beobachtung steht und das "Beweisstück", das ich fand, dort deponiert worden war. Ich komme mir vor wie ein Handlanger - ohne allerdings zu wissen, wobei. Dieser Zustand ist unerträglich.«
    Er antwortete nicht.
    »Sie wollen mich kaltstellen, nicht wahr?«
    »Sie irren sich«, widersprach er.
    »Dann ist es jemand anderer.« Er schwieg.
    »Wenn ein Herzbube in dem Jeep oder bei den Leichen gefunden wurde, ist das durchaus wichtig für mich: Es würde beweisen, daß die Morde an allen fünf Paaren zusammenhängen - und wenn in Virginia nachweislich ein Serienmörder frei herumläuft, dann will ich das wissen!«
    Seine »Antwort« bestand in einer Frage, die mich bis ins Mark traf: »Wieviel haben Sie Abby Tumbull erzählt?«
    Ich konnte nur hoffen, daß er mir nicht anmerkte, welchen Tumult er in meinem Innern ausgelöst hatte.
    »Ich habe ihr gar nichts erzählt«, erwiderte ich.
    »Sie haben sie gesehen, Kay - ich bin sicher, Sie werden das nicht abstreiten.«
    »Das haben Sie von Mark - und ich bin sicher, daß Sie das nicht abstreiten werden.«
    »Falls Sie Mark erzählt haben sollten, daß Sie in Richmond und Washington mit ihr zusammen waren - mir hat er diese Information nicht weitergegeben. Welche Veranlassung hätte er auch dazu haben sollen?«
    Ich starrte ihn an. Woher wußte Wesley von meinem Treffen mit Abby in Washington? Ließ er sie tatsächlich beschatten?
    »Als Abby mich in Richmond besuchte«, sagte ich, »rief Mark an, und ich erwähnte, daß Abby da sei. Wollen Sie behaupten, er hätte Ihnen das nicht gesagt?«
    »Hat er nicht.«
    »Wie haben Sie es dann erfahren?«
    »Es gibt einige Dinge, die ich Ihnen nicht offenlegen kann. Sie müssen mir einfach vertrauen.«
    Der Ober brachte unsere Salate, und wir aßen schweigend. Erst als das Hauptgericht vor uns stand, begann Wesley wieder zu sprechen. »Ich stehe unter großem Druck«, erklärte er.
    »Das ist nicht schwer zuerkennen. Sie sehen erschöpft aus. Völlig erledigt.«
    »Vielen Dank für die ermutigende Diagnose, Doc«, sagte er sarkastisch.
    »Sie haben sich auch in anderer Hinsicht verändert«, hakte ich nach.
    »Das bilden Sie sich ein.«
    «»Früher waren Sie nicht so zugeknöpft.«
    »So komme ich Ihnen nur vor, weil Sie mir dauernd Fragen stellen, die ich nicht beantworten kann - ebenso wie Marino. Und dadurch fühle ich mich noch mehr unter Druck. Verstehen Sie das?«
    »Ich versuche es.«
    »Ich kann Ihnen nicht alles sagen - können Sie sich nicht damit abfinden?«
    »Nein. Ich habe Informationen, die Sie brauchen - Sie haben Informationen, die ich brauche. Ich werde Ihnen meine nicht geben, wenn

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