Das fünfte Paar
ist schwer angeschlagen. Das Hearing ist im Augenblick nicht ihr vordringliches Anliegen.«
»Verständlich. Das wird dem Justizministerium sehr recht sein.«
»Das ist richtig.« Er hob den Blick. »Was sie vorhat, wird uns nicht helfen. Natürlich ist es wünschenswert, ACTMAD und andere Organisationen dieser Art aus dem Verkehr zu ziehen - aber in dieser Form unbefriedigend: Wir wollen die Schuldigen vor Gericht stellen. In der Vergangenheit gab es einige Differenzen zwischen Mrs. Harvey und der DEA, dem FBI und auch dem CIA.«
»Und jetzt?«
»Jetzt arbeitet ausgerechnet das FBI an der Aufklärung der Ermordung ihrer Tochter! Sie ist unkooperativ, mißtrauisch bis zur Paranoia, versucht, uns zu umgehen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.« Er seufzte. »Sie ist ein echtes Problem, Kay.«
»Wahrscheinlich sagt sie dasselbe über das "Büro".«
Er lächelte schief. »Ganz bestimmt.«
Ich wollte unsere geistige Pokerpartie fortsetzen, um festzustellen, ob ich noch etwas aus ihm herausholen könnte - also warf ich ihm ein Zuckerstück hin: »Es scheint, als habe Deborah sich gewehrt und dabei eine Verletzung am linken Zeigefinger davongetragen. Sie sieht aus, als sei sie dadurch entstanden, daß jemand mit einem Sägemesser zuhackte.« Er beugte sich vor. »Wo am Zeigefinger?«
»Hier.« Ich streckte die Hand aus und deutete auf die Stelle.
»Interessant. Ungewöhnlich.«
»Ja. Schwer zu rekonstruieren, wie es dazu kam.«
»Also wissen wir wenigstens, daß er mit einem Messer bewaffnet war. Das verstärkt meinen Verdacht, daß da draußen im Wald nicht alles so lief, wie der Kerl es sich vorgestellt hatte. Es passierte etwas, das er nicht erwartet hatte. Vielleicht wollte er die Schußwaffe ursprünglich nur als Einschüchterungsmittel benutzen und die beiden mit dem Messer umbringen. Möglicherweise, indem er ihnen die Kehlen durchschnitt. Doch dann ging etwas schief. Deborah riß sich los, und er schoß sie in den Rücken. Vielleicht schnitt er ihr ja anschließend die Kehle durch.«
»Und legte die Leichen dann so hin wie die anderen«, führte ich seine Überlegung weiter. »Arm in Arm, mit dem Gesicht nach unten und voll angezogen.«
Er starrte schweigend auf einen Punkt über meinem Kopf. Ich dachte an die Zigarettenstummel, die an jedem Tatort gelegen hatten. Ich dachte an die Parallelen. Die Tatsache, daß die letzte Karte von einem anderen Hersteller stammte und an einem anderen Platz deponiert worden war, bewies nicht, daß der Mörder nicht derselbe gewesen war. Killer sind keine Maschinen. Ihre Rituale oder Gewohnheiten sind keine exakte Wissenschaft, nicht in Stein gemeißelt. Nichts, was Wesley mir gesagt hatte - einschließlich der weißen Baumwollfasern, die in Deborahs Jeep fehlten -, genügte mir, um die Theorie zu entkräften, daß der Mord an ihr und Fred mit den übrigen Fällen in Zusammenhang stand. Im Augenblick fühlte ich mich so unsicher wie bei meinen Besuchen in Quantico, als ich nie wußte, ob die Waffen scharf oder mit Platzpatronen geladen waren, ob sich an Bord der Hubschrauber Marines mit einem Auftrag befanden oder FBI-Agenten auf Manöver oder ob die Gebäude in der fiktiven Stadt Hogan's Alley echt waren oder nur Hollywood-Fassaden. Es hatte keinen Sinn, Wesley weiter zu bedrängen: Er würde mir nichts mehr sagen.
Er schaute auf seine Uhr. »Es ist schon spät«, sagte er. »Sie haben eine lange Rückfahrt vor sich..
Einen letzten Punkt mußte ich doch noch ansprechen. »Ich möchte nicht, daß unsere gute Beziehung an dieser Geschichte kaputtgeht, Benton.«
»Das versteht sich doch von selbst.«
»Was zwischen Mark und mir passierte ...«
»Das spielt keine Rolle«, unterbrach er mich energisch, aber nicht unfreundlich.
»Er war Ihr bester Freund.«
»Ich hoffe, das ist er immer noch.«
»Geben Sie mir die Schuld daran, daß er Quantico verließ und nach Colorado ging?«
»Ich weiß, weshalb er ging«, antwortete er. »Es tut mir leid, daß er nicht mehr da ist. Denn er war ein großer Gewinn für die Academy.«
Mit dieser ausweichenden Entgegnung schloß er das Thema ab.
Die Montagsnachrichten brachten keine der mir von Wesley angekündigten Falschinformationen für den Mörder. Entweder hatte das "Büro" seine Meinung geändert, oder die Sache war verschoben worden, weil Pat Harvey an diesem Tag eine Pressekonferenz gab.
In der Mittagssendung stellte sie sich in ihrem Washingtoner Büro den Kameras. Zur Wirkungsverstärkung hatte sie Bruce Cheney,
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