Das fünfte Paar
geschossen.«
»Besser scheint es nicht zu werden«, stimmte ich zu. »Ich sitze gerade an einer Zusammenfassung drogenpositiver Morde«, erklärte ich, »und wollte Sie fragen, ob Sie mir etwas über einige Ihrer alten Fälle sagen können, die mir im Computer unterkamen.«
»Schießen Sie los. Aber wenn es sich um weit zurückliegende Sachen handelt, kann es sein, daß ich ein paar Details inzwischen vergessen habe.«
»Ich interessiere mich für die Tatumstände. Die meisten Morde fanden vor meiner Übersiedlung nach Richmond statt.«
»O ja - zu Doc Cagneys Zeit. Das war eine Type!« Montana lachte. »Manchmal popelte er ohne Handschuhe in Leichen herum. Nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen - ausgenommen Kinder. Die untersuchte er sehr ungern.«
Ich gab ihm wieder, was auf dem Computerausdruck stand, und die Fakten, die Montana beisteuerte, brachten nichts Außergewöhnliches. Unmäßiger Alkoholgenuß und häusliche Probleme hatten dazu geführt, daß ein Mann seine Frau erschoß - die »Smith&Wesson-Scheidung«, wie die Polizei es schnoddrig nannte. Ein volltrunkener Mann war nach einer betrügerischen Pokerpartie von mehreren Mitspielern erschlagen worden. Ein Vater mit einem Alkoholspiegel von 0,3 war von seinem Sohn erschossen worden, und so ging es weiter. Jill und Elizabeth hob ich mir bis zum Schluß auf.
»An die Geschichte erinnere ich mich gut«, sagte Montana. »Merkwürdig war das. Ich hätte nie gedacht, daß die sich von einem Kerl abschleppen lassen würden. Beide hatten einen Collegeabschluß und gute Jobs, waren gescheit und attraktiv. Der Bursche, der sich an sie ranmachte, muß ein ganz raffinierter Hund gewesen sein. Ich vermute, es war ein Durchreisender.«
»Weshalb?«
»Weil wir sonst bestimmt irgendwann einen Verdächtigen gefunden hätten. Er ist ein Serienmörder, denke ich: Macht Frauen an und bringt sie dann um. Vielleicht einer, der viel unterwegs ist, der in den verschiedensten Städten zuschlägt und dann wieder weiterreist.«
»Wurden sie auch beraubt?«
»Sah nicht so aus. Zuerst dachte ich ja, es steckten vielleicht Drogen dahinter - daß die Mädchen für eine kleine Party mit dem Typen in das Motel fuhren oder ihn dort aufsuchten, um Stoff zu kaufen. Aber ich habe keinen Hinweis darauf gefunden, daß sie schnupften oder an der Nadel hingen.«
»Im toxikologischen Protokoll steht, daß bei Jill außer Alkohol auch noch Librax gefunden wurde«, sagte ich. »Wissen Sie Näheres darüber?«
Er dachte nach. »Nein«, antwortete er schließlich. »Da klingelt nichts bei mir.«
Ich dankte ihm und verabschiedete mich.
Librax ist ein Mehrzweck-Therapeutikum, das sowohl zur Muskelentkrampfung als auch gegen Nervosität und Spannungszustände eingesetzt wird. Vielleicht hatte Jill unter Rückenschmerzen gelitten, infolge eines Haltungsfehlers oder einer Sportverletzung - vielleicht aber auch psychosomatische Beschwerden wie Magen-Darm-Krämpfe gehabt. Mein nächstes Ziel war, ihren Arzt zu finden. Ich rief einen meiner Kollegen in Williamsburg an und bat ihn, mir die Gelben Seiten mit den Apotheken zu faxen. Dann wählte ich Marinos Piepser-Nummer.
»Haben Sie Freunde bei der Polizei in Washington, auf die Sie sich verlassen können?« fragte ich, als er zurückrief. »Freunde ist zuviel gesagt - aber ich kenne ein paar Burschen da. Warum fragen Sie?«
»Ich muß unbedingt mit Abby Tumbull sprechen - aber ich glaube nicht, daß es eine gute Idee wäre, sie zu Hause anzurufen.«
»Weil Sie fürchten, daß es jemand mitkriegt?«
»Genau.«
»Wenn Sie mich fragen, glaube ich nicht, daß es eine gute Idee ist, überhaupt mit ihr zu reden.«
»Ich kenne Ihre Einstellung - aber sie ändert meine Meinung nicht. Können Sie einen Ihrer Freunde zu ihrer Wohnung schicken?«
»Ich hoffe, Sie vergessen nicht, daß ich Sie gewarnt habe. Aber okay - ich werde mich darum kümmern.«
»Er soll ihr nur ausrichten, daß ich dringend auf ihren Anruf warte.« Ich gab ihm die Adresse.
Inzwischen waren die Gelben Seiten gekommen, und Rose legte sie mir auf den Schreibtisch. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich damit, sämtliche Apotheken anzurufen, bei denen Jill Harrington Kundin gewesen sein konnte. Schließlich wurde ich fündig.
»Kam sie häufig?. fragte ich.
»Ja - und Elizabeth Mott ebenfalls. Sie wohnten beide hier in der Nähe. Nette junge Dinger. Ich war richtig geschockt, als das damals passierte.«
»Wohnten sie zusammen?«
»Da muß ich nachsehen.« Eine Pause
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