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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und Marino und Parfum für Bertha und Rose. Um fünf vor sieben betrat ich das Trellis und hielt Ausschau nach Abby. Als sie eine halbe Stunde später kam, erwartete ich sie bereits sehr ungeduldig an einem Tisch, der im Schatten einer hohen Topfpflanze stand.
    »Tut mir leid.« Sie streifte ihren Mantel ab. »Ich bin aufgehalten worden.«
    Sie sah krank und gestreßt aus. Nervös schossen ihre Blicke hin und her. Es war viel Betrieb im Trellis, aber nicht laut: Die Gäste unterhielten sich im behaglichen Schein der Kerzen unwillkürlich mit gedämpften Stimmen.
    Abby vermittelte den Eindruck, als befürchte sie, verfolgt worden zu sein. »Bist du schon den ganzen Tag in Williamsburg?« fragte ich.
    Sie nickte.
    »Ich darf dich wahrscheinlich nicht fragen, was du hier gemacht hast.«
    »Recherchiert«, lautete die knappe Antwort.
    »Nicht in der Nähe von Camp Peary, hoffe ich.« Ich fing ihren Blick ein und hielt ihn fest.
    Sie verstand. »Du weißt also Bescheid.«
    Eine Kellnerin kam und nahm Abbys Bestellung entgegen.
    »Wie bist du dahintergekommen?« Abby zündete sich eine Zigarette an.
    »Gegenfrage: Wie bist du dahintergekommen?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, Kay.«
    Natürlich konnte sie das nicht - aber ich wußte auch so, woher sie ihr Wissen hatte: Von Pat Harvey.
    »Du hast eine Quelle«, formulierte ich vorsichtig. »Warum hat diese Quelle dich eingeweiht? Du hast deine Informationen bestimmt nicht aus reiner Gefälligkeit bekommen.«
    »Richtig.«
    »Warum also?«
    »Weil die Wahrheit aufgedeckt werden muß.« Abby starrte ins Leere. »Und ich bin ebenfalls eine Quelle.«
    »Ich verstehe: Als Gegenleistung für die Informationen gibst du weiter, was du ausgräbst.«
    Sie antwortete nicht.
    »Gilt das auch in bezug auf mich?« Ich sah sie scharf an.
    »Ich werde dich nicht reinlegen, Kay. Habe ich das jemals getan?«
    »Nein«, erwiderte ich ernst. »Bisher nicht.«
    Die Bloody Mary für Abby kam, und sie rührte gedankenverloren mit dem Stangensellerie darin herum.
    »Du tanzt auf dünnem Eis«, sagte ich. »Aber das weißt du sicher besser als sonst jemand. Ist die Sache das Risiko wert? Ist dein Buch den Preis wert, den du vielleicht bezahlen mußt?« Als eine Antwort ausblieb, fügte ich seufzend hinzu: »Ich nehme an, ich kann dich nicht umstimmen, oder?«
    »Bist du schon mal in was reingeraten, aus dem du nicht mehr rauskommst?«
    »In genau diesem Zustand befinde ich mich zur Zeit«, gestand ich.
    »Mir geht es genauso.«
    »Und was ist, wenn du dich irrst, Abby?«
    »Ich kann mich nicht irren«, antwortete sie. »Wer immer die Morde begeht - Tatsache ist, daß das FBI und andere Bundesbehörden aufgrund verschiedener Verdachtsmomente handeln und Entscheidungen treffen, die auf diesen basieren. Wenn die Feds und die Polizei sich irren, gibt das nur ein weiteres Kapitel in meinem Buch.«
    »Das klingt entsetzlich kaltschnäuzig«, stellte ich unbehaglich fest.
    »Ich spreche im Moment rein beruflich, Kay. Wenn du das tust, hörst du dich auch sehr oft gefühllos an.«
    Ich hatte damals, unmittelbar nachdem die Leiche ihrer Schwester gefunden worden war, mit Abby gesprochen. Wahrscheinlich hatte sie meinen dienstlichen Ton bei diesem schrecklichen Anlaß ebenfalls als Kaltherzigkeit interpretiert.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte ich. »Vor acht Jahren wurden hier ganz in der Nähe zwei junge Frauenermordet: Elizabeth Mott und Jill Harrington.«
    Sie schaute mich neugierig an. »Du glaubst doch nicht, daß...«
    »Ich weiß nicht genau, was ich glaube«, unterbrach ich sie. »Auf jeden Fall will ich die Details der Fälle zusammentragen. In meinen Unterlagen steht kaum etwas. Ich war zur Tatzeit noch nicht in Virginia. Ich bin auf dich gekommen, weil sich bei dem Material Zeitungsartikel befinden, von denen einige du geschrieben hast.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Mord an Jill und Elizabeth mit den anderen zusammenhängt.«
    »Dann erinnerst du dich also.« Ich war zutiefst erleichtert.
    »Die Geschichte werde ich nie vergessen: Es passiert nicht oft, daß meine Arbeit mir Alpträume verursacht.«
    »Und warum fällt es dir schwer, da einen Zusammenhang zu sehen?« wollte ich wissen.
    »Aus einer ganzen Reihe von Gründen. Es wurde kein Herzbube gefunden, der Wagen stand nicht verlassen an der Straße, son dern auf einem Motelparkplatz - und die Leichen wurden nicht Monate nach der Tat verwesend irgendwo im Wald gefunden, sondern innerhalb von Stunden. Beide Frauen waren in

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