Das fünfte Paar
ich sagen.«
»Alt oder neu?«
»Ob er nagelneu war, weiß ich nicht - aber er hatte keine altmodische Form. Und es war kein ausländischer.«
»Woher wissen Sie das?«
»Das erkenne ich am Motorgeräusch«, erklärte er. »Die ausländischen hören sich ganz anders an. Der Motor rasselt, ist lauter - ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber ich kann es genau unterscheiden. Wie vorhin, als Sie kamen: Da wußte ich gleich, daß es ein amerikanischer Wagen war - wahrscheinlich ein Ford oder ein Chevy. Der Wagen, der ohne Licht vorbeifuhr, lief ganz leise. Sah für mich aus wie einer von diesen neuen Thunderbirds, aber das kann ich nicht beschwören. Vielleicht war's auch ein Cougar.«
»Also ein Sportwagen«, faßte Marino zusammen.
»Kommt drauf an, wie Sie es sehen«, sagte Mr. Joyce. »Für mich ist eine Corvette ein Sportwagen - einen Thunderbird oder einen Cougar finde ich elegant.«
»Haben Sie sehen können, wie viele Personen drinsaßen?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Es war ja schon ziemlich finster, und ich hab' auch nicht so genau hingeschaut.«
Marino zog einen Block aus der Tasche und blätterte ihn durch. »Mr. Joyce«, sagte er, als er die gesuchte Stelle gefunden hatte, »Jim Freeman und Bonnie Smyth - das Pärchen aus dem Wald dahinter - verschwanden am neunundzwanzigsten Juli abends. Das war ein Samstag. Sind Sie sicher, daß Sie den Wagen vor diesem Datum gesehen haben - nicht danach?
»So sicher, wie ich hier sitze. Ich weiß es genau, weil ich davor doch krank war. Es erwischte mich in der zweiten Juliwoche - und das weiß ich, weil meine Frau am dreizehnten Geburtstag hatte, und da gehe ich immer auf den Friedhof und lege ihr Blumen aufs Grab, und als ich damals nach Hause kam, fing ich an, mich komisch zu fühlen. Und am nächsten Tag konnte ich dann gar nicht mehr aufstehen.« Er überlegte. »Muß also der fünfzehnte oder sechzehnte gewesen sein, als ich den Wagen sah.«
Marino stand auf und setzte seine Sonnenbrille auf, bereit zum Aufbruch.
Mr. Joyce, der einen wachen Verstand hatte, fragte ihn: »Sie glauben, daß die Ermordung der Pärchen mit den Schüssen auf meinen Hund zusammenhängt, stimmt's?«
»Möglich wär's. Am besten erzählen Sie niemandem von unserer Unterhaltung.«
»Ich werde keinem einen Ton davon sagen.« Er brachte uns zur Tür. »Kommen Sie doch mal wieder vorbei. Im Juli sind die Tomaten reif. Ich habe einen kleinen Garten hinter dem Haus - und die besten Tomaten von Virginia. Aber Sie können mich gern auch schon vorher besuchen. Ich bin immer hier.« Er blieb auf der Veranda stehen und winkte uns nach.
Auf der Rückfahrt zum Highway meinte Marino: »Der Wagen, den er zwei Wochen vor dem Verschwinden des Pärchens sah, könnte wichtig sein.«
»Denke ich auch.«
»Aber was den Hund betrifft, da habe ich meine Zweifel: Wäre er Wochen oder sogar Monate vor dem Verschwinden von Jim und Bonnie erschossen worden, könnte es tatsächlich einen Zusammenhang geben - aber der arme Dammit wurde gut fünf Jahre bevor das mit den Pärchenmorden anfing getötet.«
Wieder schoß mir der Ausdruck »Mordzonen« durch den Kopf.
»Marino - haben Sie schon mal die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß dem Mörder der Tatort wichtiger sein könnte als die Wahl der Opfer?«
Er warf mir einen fragenden Blick zu.
»Der Betreffende hat vielleicht lange nach dem richtigen Ort gesucht«, fuhr ich fort. »Und erst nachdem er ihn gefunden hatte, machte er sich auf die Jagd nach Beute. Meiner Ansicht nach ist der Ort das Entscheidende - und der Zeitpunkt. Mr. Joyces Hund wurde Mitte August erschossen - in der heißesten Zeit des Jahres und außerhalb der Jagdzeit. Alle Paare sind außerhalb der Jagdzeiten umgebracht worden, und jedesmal wurden die Leichen Wochen oder Monate später gefunden - während einer Jagdzeit. Von Jägern. Dahinter steckt Methode.«
»Wollen Sie sagen, der Täter hat hier draußen den Wald ausgekundschaftet, um einen geeigneten Tatort zu finden, und der Hund kam ihm dabei in die Quere?« Er schaute stirnrunzelnd zu mir herüber.
»Ich denke nur laut.«
»Ich will Sie ja nicht beleidigen - aber die Idee halte ich für hirnrissig. Außer der Killer hat Jahre damit verbracht, sich seine Taten auszumalen, bevor er endlich zuschlug.«
»Ich vernute, daß er eine äußerst lebhafte Phantasie hat.«
»Vielleicht sollten Sie auf Profiling umsatteln - Sie hören sich ja schon an wie Benton.«
»Und Sie hören sich an,
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