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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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dritten Person...«
    »Der Jeep stand Stunden dort«, unterbrach mich Pat Harvey. Sie starrte in die Ferne. »Es kann doch jeder beliebige eingestiegen sein, um nach Geld und Wertsachen zu suchen. Vielleicht ein Anhalter, jemand, der zu Fuß unterwegs war und anschließend über die Interstate auf die andere Seite wechselte.«
    Ich ersparte es mir, sie an das Offensichtliche zu erinnern: Die Polizei hatte im Handschuhfach Freds Brieftasche gefunden – samt Kreditkarten und fünfunddreißig Dollar in bar. Es sah nicht so aus, als sei das Gepäck durchsucht worden. Soweit man es beurteilen konnte, fehlte nichts - außer den jungen Leuten und Deborahs Tasche.
    »Die Reaktion des ersten Hundes war spektakulär«, kehrte Pat Harvey zum Ausgangspunkt des Gesprächs zurück. »Irgend etwas hat ihn regelrecht in Panik versetzt. Ein Geruch, den der andere nicht aufgenommen hat. Der Platz, auf dem Debbie wahrscheinlich gesessen hat...« Ihr Blick traf meinen, ihre Stimme erstarb.
    »Ja - es sieht so aus, als hätten die beiden Hunde unterschiedliche Gerüche wahrgenommen.«
    »Dr. Scarpetta - ich bitte Sie, ehrlich zu sein.« Ein kaum merkliches Beben. »Nehmen Sie keine Rücksicht auf meine Gefühle. Bitte! Es ist doch klar, daß das Tier sich nicht grundlos aufgeregt hat. Bestimmt haben Sie Erfahrung mit Suchhunden... Bluthunden. Ist Ihnen jemals zuvor bei einem von ihnen ein derartiges Verhalten aufgefallen?«
    Allerdings. Zweimal. Einmal, als ein Bluthund einen Kofferraum beschnupperte, der sich später als Transportbehälter für ein Mordopfer erwies, das in einem Müllcontainer gefunden wurde. Das zweite Mal, als die Witterung zu einer Stelle an einem Highway führte, wo eine Frau vergewaltigt und erschossen worden war. Doch ich sagte nur: »Bluthunde reagieren stark auf pheromonale Gerüche.«
    »Wie bitte?« Sie sah mich verständnislos an.
    »So bezeichnet man bestimmte Ausdünstungen. Zum Beispiel solche, die dem sexuellen Anreiz dienen«, erklärte ich in sachlichem Ton. »Sie wissen, daß Hunde ihr Revier markieren und angreifen, wenn sie Furcht registrieren?«
    Sie nickte schweigend.
    »Wenn jemand sexuell erregt, nervös oder ängstlich ist, laufen verschiedene hormonelle Prozesse im Körper ab. Es scheint, als könnten Spürhunde - speziell Bluthunde - die Pheromone riechen, die bestimmte Drüsen ausschütten, wenn...«
    »Bevor Michael, Jason und ich nach Spindrift aufbrachen, klagte Debbie über Krämpfe«, unterbrach sie mich. »Sie hatte ihre Periode bekommen. Könnte das eine Erklärung sein? Wenn sie auf dem Beifahrersitz saß - kann es dann nicht dieser Geruch gewesen sein, den der Hund aufnahm?«
    Die Lösung, die sie anbot, rechtfertigte nicht die heftige Reaktion des Hundes.
    »Nein - das reicht sicher nicht aus«, beantwortete sie ihre Frage selbst. Sie ließ den Blick ziellos herumwandern und zerknüllte ihre Serviette auf dem Schoß. »Es wäre kein Grund für einen Hund, aufzujaulen und das Fell aufzustellen. O mein Gott! Es ist wie bei den anderen Pärchen, nicht wahr?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Aber Sie glauben es! Die Polizei ist auf jeden Fall dieser Meinung - sonst wären Sie gestern nicht dorthin gerufen worden. Ich will wissen, was mit ihnen geschehen ist - mit den anderen.
    « Ich antwortete nicht.
    »Nach dem, was ich gelesen habe«, hakte sie nach, »waren Sie jedesmal am Fundort - von der Polizei hinbestellt.«
    »Das ist richtig.«
    Sie griff in eine Tasche ihres Blazers, zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus und strich es glatt. »Bruce Philipps und Judy Roberts«, begann sie zu lesen, als gäbe sie mir eine wichtige Information. »Ein Liebespaar aus der High School, das am ersten Juni vor zwei Jahren verschwand. Sie hatten eine Freundin in Gloucester besucht und kamen nie zu Hause an. Am nächsten Morgen wurde Bruces Camaro an der U S-17 gefunden. Der Schlüssel steckte im Zündschloß, die Türen waren unversperrt, die Fenster heruntergekurbelt.
    Zehn Wochen später wurden Sie zu einem Waldstück gerufen, das knapp zwei Kilometer östlich vom York River State Park liegt, wo Jäger auf die teilweise skelettierten, mit den Gesichtern nach unten liegenden Leichen gestoßen waren - etwa sechs Kilometer von der Stelle entfernt, wo Bruces Wagen abgestellt worden war.«
    Ich erinnerte mich, daß die lokale Polizei damals VICAP um Hilfe gebeten hatte. Was Marine, Wesley und der Beamte aus Gloucester nicht wußten, war, daß im Juli ein zweites Paar als vermißt gemeldet

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