Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
zur Sixty Four?« murmelte ich.
    »Hast du ihn genau gesehen?« fragte sie.
    »Ziemlich. Glaubst du, es war der Mann, der dir damals in Washington gefolgt ist?«
    »Ich weiß nicht - könnte sein. Verdammt, Kay - diese ganze Sache macht mich noch total irre!
    »Ich finde, es reicht jetzt, erklärte ich entschieden. »Gib mir die Zulassungsnummer - ich werde etwas unternehmen.«
    Am nächsten Morgen rief mich Marino an und gab mir einen geheimnisvollen Rat: »Falls Sie die Post noch nicht gelesen haben, sollten Sie sich schleunigst ein Exemplar besorgen.«
    »Seit wann lesen Sie die Post?«
    »Nur wenn es sich nicht vermeiden läßt: Benton hat mich vor einer Stunde dazu veranlaßt. Rufen Sie mich später an - ich bin im Büro.«
    Ich fuhr durch einen Wolkenbruch zum nächsten Drugstore. Danach saß ich fast eine halbe Stunde im Auto, während die Standheizung auf vollen Touren lief und las. Meine Empörung wuchs von Sekunde zu Sekunde. Wenn die Harveys Clifford Ring nicht verklagten, sollte ich es tun, dachte ich mehrmals. Auf der ersten Seite stand die erste von drei Folgen über Deborah Harvey, Fred Cheney und die anderen Pärchen. Der Artikel enthielt sämtliche mir bekannten Details - und einige, die mir neu waren.
    Kurz bevor Deborah ermordet wurde, hatte sie einer Freundin ihren Verdacht anvertraut, ihr Vater sei Alkoholiker und er habe ein Verhältnis mit einer Stewardeß, die halb so alt sei wie er. Offenbar hatte Deborah mehrere Telefongespräche zwischen ihrem Vater und der jungen Frau belauscht. Sie lebte in Charlotte, und dem Bericht nach war Bob Harvey an dem Abend, als Deborah und Fred verschwanden, bei ihr, und deshalb hatten ihn weder seine Frau noch die Polizei erreichen können. Ironischerweise brachte die Geschichte Deborah nicht gegen ihren Vater auf, sondern gegen ihre Mutter, die so mit ihrer Karriere beschäftigt war, daß sie keine Zeit mehr für die Familie erübrigen konnte und deshalb in den Augen ihrer Tochter die Schuld an der Untreue und dem übermäßigen Alkoholkonsum des Vaters trug. Spalte für Spalte zeichnete die Druckerschwärze das Porträt einer vom Ehrgeiz zerfressenen Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Welt zu retten, und darüber ihre Familie vergaß, was deren Zerfall zur Folge hatte. Pat Harvey hatte reich geheiratet, ihr Haus in Richmond glich einem Schloß, ihre Wohnung in Washington war mit wertvollen Antiquitäten und Kunstgegenständenangefüllt - einschließlich eines Picasso und eines Remmington. Sie trug die richtigen Kleider, ging auf die richtigen Parties, besaß einen untadeligen Ruf, und ihre beruflichen Fähigkeiten und ihre Kenntnis der politischen Weltlage waren brillant. Doch hinter dieser makellosen plutokratischen Fassade, schrieb Ring, verbarg sich eine von Erfolgszwang Getriebene, die im Arbeiterviertel von Baltimore aufgewachsen war und von ihren Kollegen als eine Frau beschrieben wurde, die ihre Minderwertigkeitskomplexe dazu anstachelten, sich immer wieder zu beweisen. Pat Harvey, fuhr er fort, sei eine "Größenwahnsinnige von Nixonschem Ausmaß" und gerate außer sich, wenn man ihr drohe oder ihre Kompetenz in Frage stelle. Was er über die Morde an den Pärchen schrieb, war von gleicher Schonungslosigkeit: Er enthüllte die Angst von FBI und CIA, der Killer könne jemand aus Camp Peary sein, und schloß mit einem Rundumschlag gegen alle, die mit der Untersuchung zu tun hatten. Seinen Worten nach waren der CIA und das Justizministerium an einer Verschleierung beteiligt und so paranoid, daß sie sogar die jeweils zuständigen Beamten angehalten hatten, ihre Erkenntnisse bezüglich der Morde voreinander geheimzuhalten. Ein falsches Beweisstück sei an einem der Leichenfundorte deponiert worden, getürkte Informationen seien zu Reportern "durchgesickert", und es bestehe Anlaß zu dem Verdacht, daß einige Journalisten überwacht würden. Pat Harvey sei in alles eingeweiht und ihre Empörung bei der Pressekonferenz darum, gelinde gesagt, eine Unverfrorenheit gewesen. Für ihren Feldzug gegen das Justizministerium habe Mrs. Harvey geheime Informationen benutzt, um die Bundesbehörden zu verunglimpfen, mit denen sie aufgrund ihrer Nachforschungen bezüglich betrügerischer Wohltätigkeitsorganisationen wie ACTMAD in steigendem Maß Differenzen habe.
    Die letzte Zutat in diesem giftigen Eintopf war ich. Ich hatte gemauert und auf Ersuchen des FBI meine Untersuchungsergebnisse zurückgehalten, bis ich durch die Androhung eines

Weitere Kostenlose Bücher