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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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dran mit einem Ratschlag.«
    Ich fühlte mich wie ein Schulkind, das zum Rektor zitiert worden ist.
    »Es ist, als führe ein Zementlaster ohne Bremsen einen Hügel runter: Sie können ihn nicht stoppen, Doc - Sie können ihm nur ausweichen.«
    »Würden Sie mir das bitte übersetzen?«
    »Tun Sie Ihre Arbeit und vergessen Sie den Rest. Wenn Sie gefragt werden - und ich bin sicher, daß das auf Sie zukommt -, dann sagen Sie einfach, Sie hätten nie mit Clifford Ring gesprochen, was ja tatsächlich stimmt, und, daß Sie von nichts was wissen. Halten Sie sich einfach raus. Wenn Sie sich auf ein Match mit der Presse einlassen, enden Sie wie Pat Harvey: Sie werden dastehen wie eine Schwachsinnige.«
    Er hatte recht.
    »Und weil ich gerade so in Fahrt bin, möchte ich Ihnen gleich auch noch dringend raten, in nächster Zeit nicht mit Abby zu reden.«
    Ich nickte folgsam.
    Er stand auf. »Ich muß ein paar Sachen erledigen. Wenn was dabei rauskommt, lasse ich Sie's wissen.«
    Das erinnerte mich an etwas: Ich holte meine Handtasche und
    nahm den Zettel heraus, auf den Abby die Autonummer geschrieben hatte.«,Könnten Sie die überprüfen? Sie gehört zu einem dunkelgrauen Lincoln Mark Seven.«
    »Hat er Sie verfolgt?« Er steckte den Zettel ein.
    »Ich weiß nicht. Der Mann hielt bei mir an und fragte nach dem Weg - aber ich glaube nicht, daß er sich wirklich verfahren hatte.«
    »Wo war das?« fragte er, als ich ihn zur Tür brachte.
    »In Williamsburg. Auf einem fast leeren Parkplatz. Gegen halb elf Uhr abends - auf dem Merchant's Square. Ich stieg gerade in meinen Wagen, als irgendwo ein Motor angelassen wurde – und gleich darauf stand der Lincoln neben mir, und der Fahrer fragte mich, wie er zur Sixty Four East käme.«
    »Hm«, brummte Marino. »Kann auch ein schwachköpfiger Detective gewesen sein, der einen verdeckten Einsatz hatte und sich verfranste. Andererseits wäre es auch möglich, daß der Kerl auf ein Abenteuer aus war. Mit einer gutaussehenden Frau, die spätabends allein zu ihrem Auto ging.«
    Ich verriet ihm nicht, daß Abby dabeigewesen war: Ich hatte keine Lust auf eine weitere Predigt.
    »Daß Detectives neue Lincolns fahren, wußte ich nicht«, sagte ich.
    »Was für ein Scheißwetter!« fluchte er, als er durch den strömenden Regen zu seinem Wagen lief.
    Fieldings, mein Stellvertreter, war nie zu beschäftigt, um einen Blick auf jede Fläche zu werfen, die auch nur im entferntesten Ähnlichkeit mit einem Spiegel hatte - Fensterscheiben, Computerbildschirme und die kugelsicheren Glaselemente, die die Halle vom Bürotrakt trennten. Als ich im Erdgeschoß aus dem Lift stieg, sah ich ihn vor der glänzenden Stahltür zur Kühlkammer stehen und sein Haar zurückstreichen.
    »Wird allmählich ein bißchen lang über den Ohren«, lautete mein Kommentar.
    »Und Sie werden allmählich ein bißchen grau«, grinste er.
    »Aschfarben«, korrigierte ich. »Blondinen werden immer aschfarben - niemals grau.«
    »Auch recht.« Er zog den Tunnelgürtel seines OP-Kittels zu. Die Ärmel spannten sich über Bizepse, die so groß waren wie Grapefruits. Fieldings konnte nicht einmal blinzeln, ohne irgendwelche Muskeln wirkungsvoll spielen zu lassen. jedesmal, wenn ich ihn über sein Mikroskop gebeugt sah, wurde ich an den Denker von Rodin erinnert.
    »Jackson wurde vor etwa zwanzig Minuten freigegeben«, berichtete er über eine Vormittagsautopsie. »Das wäre also erledigt - aber für morgen steht schon wieder einer auf dem Programm: der Bursche, den sie nach einer Schießerei übers Wochenende gerettet hatten.
    »Was haben Sie für den restlichen Nachmittag vor?« fragte ich. »Da fällt mir ein: Sollten Sie heute nicht in Petersburg bei Gericht erscheinen?«
    »Der Angeklagte hat gestanden.«
    »Er muß erfahren haben, daß Sie kommen würden.«
    »In meiner Zelle, die der Staat hochtrabend als Büro bezeichnet, stapelt sich die Arbeit deckenhoch - falls Ihnen das einen Hinweis auf meine geplante Nachmittagsbeschäftigung gibt. Aber wenn ich Ihre Frage richtig deute, werde ich wieder nicht dazu kommen, die Berge abzutragen.«
    »Scharfsinnig erkannt. Ich habe ein Problem, bei dessen Lösung Sie mir hoffentlich helfen werden: Ich muß ein Rezept zurückverfolgen, das vor ungefähr acht Jahren möglicherweise in Richmond vorgelegt wurde.«
    »Bei welcher Apotheke?«
    »Wenn ich das wußte, hätte ich kein Problem, mein Lieber.« Wir standen inzwischen im Lift und fuhren zum ersten Stock hinauf. »Ich habe vor, eine

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