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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Gerichtsbeschlusses gezwungen worden war, sie an die Familien weiterzuleiten. Ich hatte mich beharrlich geweigert, mit der Presse zu sprechen. Da ich beruflich nicht in einer Position war, die mich verpflichtete, Anordnungen des FBI zu folgen, lag Rings Meinung nach der Verdacht nahe, daß private Gründe mein Verhalten bestimmten. "Laut einer Quelle aus dem unmittelbaren Umfeld des Medical Examiner", schrieb er, "hatte Dr. Scarpetta in den vergangenen zwei Jahren eine Liebesbeziehung mit einem Special Agent des FBI, den sie häufig in Quantico besuchte, und steht auf freundschaftlichem Fuß mit dem Personal der Academy - einschließlich des Profilers Benton Wesley, der an diesen Fällen arbeitet."
    Ich fragte mich, wie viele Leser daraus wohl den Schluß zögen, daß ich nunmehr eine Affäre mit Wesley hätte. Zusammen mit meiner Integrität und Moral wurde dann gleich auch noch meine Befähigung als forensische Pathologin in Frage gestellt. Von den zehn Opfern hätte ich nur bei einem einzigen die Todesursache feststellen können, und als ich einen Schnitt an einem von Deborahs Knochen entdeckt hätte, sei ich so unsicher über dessen Herkunft gewesen, daß ich, "die Knochen von Deborah Harvey und Fred Cheney im Kofferraum ihres Mercedes, durch Eis und Schnee nach Washington fuhr, um das Urteil eines forensischen Anthropologen im National Museum of Natural History der Smithsonian Institution einzuholen".
    Wie Pat Harvey hatte ich mich an eine Hellseherin gewandt. Ich hatte die zuständigen Beamten beschuldigt, Fred Cheneys und Deborah Harveys Leichen vor meinem Eintreffen manipuliert zu haben, und war eines Tages in den Wald zurückgekehrt, um auf eigene Faust eine Patronenhülse zu suchen, weil ich der Polizei nicht zutraute, sie zu finden. Ich hatte mich dazu verstiegen, Zeugen zu befragen - einschließlich einer Angestellten des Seven-Eleven, in dem Fred Cheney und Deborah Harvey zuletzt lebend gesehen worden waren. Ich trank gerne, hatte die Erlaubnis, meine Achtunddreißiger verdeckt zu tragen, war bei mehreren Gelegenheiten "fast getötet worden", geschieden und "aus Miami". So, wie sie dastand, wirkte diese letzte Angabe wie eine Erklärung für alles zuvor über mich Berichtete.
    Clifford Ring zeichnete mich als eine arrogante, schießwütige Spinnerin, die keine Ahnung von ihrem angeblichen Beruf hatte. Abby! dachte ich. War das einer der Fehler, die sie gemacht hatte und von denen ich nichts wußte: Hatte sie ihren Kollegen mit Informationen versorgt?
    »Das erscheint mir unwahrscheinlich«, meinte Marino, als wir später kaffeetrinkend in meiner Küche saßen. »Nicht, daß ich meine Meinung über sie geändert hätte - ich denke immer noch, daß sie für eine gute Story ihre Großmutter verkaufen würde -, aber sie schreibt doch dieses Buch, diesen Bestseller, wie sie hofft. Unter diesen Umständen wäre es idiotisch von ihr, ihr Wissen mit der Konkurrenz zu teilen - um so mehr, als sie stocksauer auf die Post ist.«
    »Einiges kann aber nur von ihr stammen«, sagte ich. Es war bitter, mir das eingestehen zu müssen. »Die Sache mit der Angestellten von dem Seven-Eleven zum Beispiel: Abby und ich waren damals gemeinsam dort. Und sie weiß von Mark.«
    »Wie denn das?« Marino sah mich forschend an.
    »Ich habe es ihr erzählt.«
    Er schüttelte nur schweigend den Kopf.
    Ich nippte lustlos an meinem Kaffee und starrte in den Regen hinaus.
    Seit ich von dem Drugstore zurück war, hatte Abby zweimal versucht, mich zu erreichen. Ich hatte neben dem Anrufbeantworter gestanden und ihrer angespannten Stimme zugehört: Noch war ich nicht bereit, mit ihr zu sprechen - ich fürchtete, etwas Unüberlegtes zu sagen.
    »Wie wird Mark die Geschichte aufnehmen?« fragte Marino.
    »Glücklicherweise ist er nicht namentlich erwähnt.« Eine Welle der Furcht überschwemmte mich. Wie alle FBI-Agenten - und vor allem diejenigen, die jahrelang verdeckt ermittelt haben hielt Mark sein Privatleben geradezu fanatisch geheim. Die Erwähnung unserer Beziehung würde ihn sicherlich aufbringen. Ich mußte ihn anrufen. Nein - lieber nicht. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.
    »Einige der Informationen kamen von Morrell, vermute ich«, fuhr ich fort.
    Marino schwieg.
    »Und Vessey muß auch geredet haben - oder jemand anderer vom Smithsonian. Ich möchte zu gern wissen, wie Ring herausgefunden hat, daß wir bei Hilda Ozimek waren.«
    Marino stellte seine Tasse ab, beugte sich vor und schaute mich durchdringend an. »Jetzt bin ich

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